Donnerstag, 21. November 2024

„In dem Moment hatte ich einfach nur Angst“: Lisa Licentia wird mit Tod bedroht

(David Berger) Die Aktivistin und Youtuberin Lisa Licentia ist vielen PP-Lesern bekannt. Nicht zuletzt durch ihren mutigen Einsatz auf der Kölner Domplatte, als sie schlicht von den Corona-Demos berichten wollte, daraufhin von der „Antifa“ attackiert und von der Polizei verhaftet wurde. Nun wird sie auf Twitter mit dem Tod bedroht. Ich habe mit Lisa, die ich schon länger kenne und die ebenfalls aus Unterfranken kommt und jetzt auch in Köln lebt, gesprochen.

DB: „Warum ist Lisa Licentia noch am Leben?“, fragt ein User auf Twitter, um sich danach in weiteren Gewaltphantasien gegen Dich zu ergehen. Was empfindet man, wenn man so etwas liest?

Lisa Licentia: Also ich habe ja schon ganz vieles über mich gelesen und auch über meine Kinder, meist waren das einfach „nur“ sexuelle Anspielungen, Herabwürdigungen, aber das hat doch das alles getoppt.

Ich saß fassungslos da und wusste gar nicht was ich machen sollte oder wie ich darauf reagieren sollte. Ob ich es einfach ignorieren sollte …aber in dem Moment hatte ich schlichtweg einfach Angst.

DB: Du schreibst den Autor „Rechtstwitter“ zu – kannst Du den Lesern kurz erklären, was Du darunter verstehst – und wie Du Dir erklärst, dass einige User auf Twitter sofort diese Zuordnung entsetzt zurückweisen?

Lisa Licentia: Mit Rechtstwitter meine ich Personen, die politisch eigentlich der NPD zuzuordnen sind, sich aber definitiv im AfD- und IB-Spektrum aufhalten. Die folgen dann der Identitären Bewegung, Martin Sellner und auch AFD-Accounts. Rechtstwitter ist eigentlich nur dafür bekannt, andersdenkende Personen ( wie ich eine bin) zu beleidigen und zu diffamieren.

An mir gefällt ihnen z.B. nicht, dass ich eine alleinerziehende Frau bin, die politisch aktiv ist. Sie haben aber auch ein Problem mit Homosexuellen und ausländischen Mitbürgern. Mir wurde mehrfach das Deutschsein abgesprochen, da mein Vater kein „Biodeutscher“ ist. Ich habe nun auch bemerkt, dass viele Personen auf Twitter den Verfasser dieser indirekten Morddrohung verteidigt haben, indem sie sagten: „Nein der ist nicht rechts“ – obwohl sie sich diesen Account nicht mal angeschaut haben. Ich glaube, vielen ist einfach gar nicht klar, mit wem sie sich scheinbar politisch auf eine Stufe stellen. Die können sich nicht vorstellen, dass solche Personen die Afd, Martin Sellner etc. genauso toll finden wie sie.

DB: Martin Sellner? Unmöglich! Der wirkt doch aber immer so nett und versöhnlich, wenn er auftritt…

Lisa Licentia:  (lacht) Seine eigenen Leute haben öffentlich gegen mich gehetzt. Gestern teilte der Chef der IB Salzburg meinen Klarnamen auf Twitter. Als ich Martin damals per DM fragte, ob er nicht mal etwas sagen könne, damit diese teils widerlichen Beleidigungen aufhören, antwortete er nur: „Ich bin doch nicht deren Kindermädchen. Die können schreiben was sie wollen“.

DB: Das entspricht dem, was ich selbst immer von Sellner höre: Entweder fehlt ihm die psychische und intellektuelle Kraft, ein Machtwort zu sprechen oder er schaut mit einer gewissen Sympathie für die gewaltbereiten Extremisten auf solche Drohungen. Du hattest erwähnt, dass Du Kinder hast: Inwiefern werden sogar Dein Privatleben und hier besonders die Kinder bedroht?

Lisa Licentia: Ich glaube ganz klar, dass Sellner diese Kommentare unterstützt bzw. gewisse Sympathie dafür hat. Seine eigene Frau wurde damals in internen Whatsapp-Gruppen aufs Schlimmste beleidigt, und er fand das einfach nur total belustigend als ich ihn darauf ansprach: „So sind Männer nun mal“.

Um das mal genauer zu erklären: Die IBler haben in Whatsapp- und Telegram-Gruppen Aktivistinnen nach dem Aussehen bewertet und wie sie wohl zwischen den Beinen schmecken würden. Der Freund einer Aktivistin, der ebenfalls in dieser Gruppe war, hat dann diese Verläufe öffentlich gemacht. Mir wurde auch mehrfach gesagt, schon direkt am Anfang meiner „Karriere“, dass ich als Alleinerziehende mit Migrationshintergrund kein Vorbild für Frauen sein kann. Mir wurde auch zugetragen, dass der Chef der IB Deutschland Martin Sellner ein „Teil-Verbot“ auferlegt hat – er solle mich nicht mehr unterstützen und auch nichts mehr von mir teilen, denn es gäbe genug deutsche Mädels die man pushen könne.

DB: Das klingt für mich stark nach Äußerungen, wie wir sie aus dem Umfeld von Schnellroda/ Kubitschek kennen, zu dem ja wiederum Neonazis und IB-ler in enger Verbindung stehen?

Lisa Licentia: Ja, ich selbst persönlich hatte nie wirklich viel Kontakt nach Schnellroda, habe aber bemerkt, dass gerade die oben genannten IBler regelmäßig in Schnellroda sind und dort sogar selbst Vorträge halten. Als es mal wieder zu einer Auseinandersetzung auf Twitter kam, klinkte sich „Frau Kositza“ per Direktnachricht mit ein und erklärte mir ganz nett und freundlich, dass ich diese Reaktion doch gar nicht nötig hätte und ich es einfach lassen sollte. Sie hätte das auch der anderen Seite vermittelt.

Als ich am nächsten Tag aber wieder angegangen wurde und dies natürlich nicht auf mir sitzen lassen konnte, widmete Kositza mir selbst einen Tweet, in dem sie mich als nicht intelligent genug abstempel und mich als Borderlinerin bezeichnete. Ja das passiert, wenn man nicht nach der Pfeife dieser Leute tanzt…

DB: Erschreckend! Das erinnert doch sehr nach Methoden wie bei Sekten oder?

Lisa Licentia: Klar natürlich. Das war ja auch das Schockierende für mich. Ich wurde offen angegangen, als einige bemerkten, dass mein Vater einen türkischen Pass hat. Auch unterstellte man mir, ich würde den Grünen politisch nahe stehen, da ich homosexuelle Menschen für Menschen halte und die Ehe für Homosexuelle definitiv für legitim erachte.

Damals hat die IB noch ein Geheimnis daraus gemacht, heute stehen die ganz offen zu dem, was einige mit dem Kopf schütteln lässt. Z.B. das das permanente Wiederholen der Forderung, dass die Türken von hier alle wieder „nachhause“ gehen sollten. Man hat die Flüchtlingskrise dafür missbraucht, um solche unrealistischen Forderungen wieder hoffähig zu machen. Aber es ist ja nicht nur das. Es sind die stereotypen, antiquierten Rollenbilder von Mann und Frau, wie wir sie aus dem fanatischen Islam kennen, die gefordert werden. Man wünscht sie sich nicht, man fordert sie. Die Frau habe sich um die Kinder zu kümmern, politisch habe sie nichts zu melden. Überhaupt scheint der Umgang der IBler mit Sexualität ziemlich gestört zu sein. So lese ich immer öfter nur Beleidigungen wie:

„Die hat 3 Kinder von 3 Negern und kann die Beine nicht zusammenhalten“.

Und ich solle lieber Pornos machen statt politisch aktiv zu sein. Wenn ich dann aber sehe, dass Martin Sellner No-Fap-Videos produziert, also Videos, in denen er erklärt, dass die Selbstbefriedigung des Mannes dazu führt, dass man links wird, ist das für mich alles keine Überraschung für mich.

DB: Sellner und Onanie-Video? An dieser Stelle würde ich gerne auf ein anderes Thema kommen, bevor unsere Leser mit uns nichts mehr zu tun haben wollen und die Lust am Sex verlieren. Was wir jetzt so gehört haben, ist das alles doch spätestens jetzt ein Fall für Polizei, Staatsanwaltschaft und Staatsschutz oder? Insofern er nicht ohnehin schon bezüglich IB und Schnellroda aktiv ist …

Lisa Licentia: Ja also, der aktuelle Vorfall ist jetzt sogar schon der zweite Vorfall, der beim Staatsschutz landet. Der erste Vorfall war der, dass scheinbar jemand Bekanntes aus diesen rechten Kreisen ein Bild meiner Tochter und meinen Klarnamen veröffentlicht hat.

Zeitgleich hat man auch dem Jugendamt einen anonymen Brief geschickt. Man kannte also definitiv meine Adresse und wusste, welches Jugendamt für mich zuständig ist. Und die einzigen, die meine Adresse kannten, waren die IBler, zu denen ich damals Kontakt hatte. Seitdem wird auch auch mein Nachname auf Indymedia geteilt.

DB: Also nicht die einzige Zusammenarbeit von Extremisten von ganz rechts und ganz links.

Die Polizei hat allerdings letzte Woche das Verfahren zu diesem Vorfall eingestellt, da kein Täter ermittelt werden konnte. Nun muss sich der Anwalt darum kümmern, der das natürlich auch nicht umsonst macht. Das ganze ist also mit hohen Kosten verbunden. Und nun eben der zweite Vorfall. Man versucht mich definitiv einzuschüchtern und mich mundtot zu machen.

 DB: Wie können die PP-Leser Sie unterstützen, wenn Sie das möchten?

Lisa Licentia: Spenden sind immer willkommen 🙂 Ich bin über jeden Euro sehr dankbar.

DB: Hier können Sie Lisa Licentia unterstützen PAYPAL.

***

Update  25.Juni 20: Da in den Kommentaren immer wieder die Frage auftaucht, wie denn die hier Kritisierten von Rechtstwitter reagiert haben, hier ein Screenshot (ergänzender Hinweis: den meisten der Twitter-Accounts, die hier ausfällig werden, folgt Martin Sellner!)

Und außerdem ein Link auf das Twitterprofil von Lisa:

Mein Schloss ist wieder weg. Sollen sie meinen Namen posten.

Habe die nächste Morddrohung erhalten. pic.twitter.com/3FDLGg1UOc

— Lisa Licentia (@LicentiaLisa) June 24, 2020

 

 

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

Trending

VERWANDTE ARTIKEL