Oder: Das Kleinklein im Alltag unseres Wirtschaftsministers. Ein Gastbeitrag von Josef Hueber
Dem Vorwurf, ein abgehobenes Leben über den Wolken zu führen, blind für die harte Lebensrealität aller Ottos Normalbürger, aber gleichzeitig über deren Leben zu bestimmen, wollen sich Politiker nicht aussetzen. Peter Altmaier machte dieser Unterstellung mit dem Einkaufstrolley im Supermarkt den Garaus.
Einkaufen – Gelegenheit zur Bürgernähe
Wir durften geradezu live miterleben, wie er in diesen kritischen Tagen, kleinbürgergleich, sorgsam und verantwortungsvoll, Regalware im Supermarkt auswählt, ohne zu hamstern, und damit der Nation krisengerechtes Verhalten in der Vorsorge für den Alltag, aber auch Bürgernähe mit dem (offensichtlichen, aber listig getarnten) Ziel der Image-Pflege vermittelte.
Früher war weniger Bluff
“Was kostet die Butter?” titelte die ZEIT schon 1985 einen Beitrag zum Thema Politiker und Realitätsverlust. Da gab es von Alfred Dregger, 1982 bis 1991 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, eine ehrliche Antwort. Er wusste es nicht und gab zu:
„Ein Mann, der so viele Aufgaben erfüllen muss, dessen Arbeitstag fünfzehn bis achtzehn Stunden ausfüllt, der ist darauf angewiesen, dass die Familie, die Frau und die Kinder ihm zur Seite stehen. Das ist kein Privileg, sondern eine bedauerliche Notwendigkeit.“
Alltagserfahrung im Supermarkt von nebenan
Ganz anders Peter Altmaier. Er lebt am Puls der Zeit und hat Ahnung vom Einkaufen und Bezahlen. In Steingarts Podcast Morning Briefing vom 16. März bringt er das überzeugend rüber. Vielleicht gelingt es ihm damit, nach dem Hart-aber-Fair-Versprechen, kein einziger Arbeitsplatz würde wegen Corona vernichtet, wieder Vertrauen zu schaffen.
Sein Status ohne Familie und rückenstärkende Frau zwingt ihn, selber einkaufen zu gehen, wenn er nach einem stressigen, langen Arbeitstag am Kühlschrank sich stärken will. Wurst, Brot, Butter und was sonst noch alles zum täglichen Bedarf gehört, will aber besorgt sein. Also heißt es für Peter selber anpacken. Wer, wenn nicht ich?, mag er sich fragen, wenn Einkauf ansteht.
Im besagten Interview erlaubt er einen Einblick in sein Einkaufsverhalten. Er sucht einen „ganz normalen Supermarkt“ auf (vermutlich den um die Ecke, wo er wohnt), denn er „muss ja auch essen“. Und er hält er es „für wichtig, dass man weiß, was vor Ort vorgeht, und dass man den Kontakt zum normalen Leben nicht verliert.“ Der Podcaster fragt: „Ist Ihnen da was aufgefallen, was die Regale angeht, zum Beispiel beim Toilettenpapier?“
O-Ton Altmaier: „Es gab schon einzelne Artikel, die ausverkauft waren. Nach Toilettenpapier hab ich nicht geschaut.“ (Klar, sonst könnte man meinen, er gehöre auch zu den Hamsterkäufern. )
Eine solche Begegnung wünscht sich jeder
Wenn ich wüsste, wo genau Peter Altmaier einkauft, würde ich keinen Aufwand scheuen, um ihn beim Trolleyschieben zu treffen. Bodyguards (von denen in seinem Bericht keine Rede war) sind dann entweder nicht da, oder sie suchen unauffällig in der Kühltheke, was ihr Schutzbedürftiger nicht vergessen sollte.
Nachhaltige Bürgernähe
Halten wir fest: Mit dem Einblick in die Bewältigung des Alltags eines Spitzenpolitikers hat Peter Altmaier eine nachhaltige Duftmarke gesetzt. Wer kann da noch zweifeln, dass die Nähe der politischen Elite zum Bürger eine bloße Behauptung ist? Zweifler sollten in Zukunft darauf vertrauen, dass Peter urplötzlich hinter ihnen in der Bezahlschlange steht und die falsche Behauptung widerlegt, dass solche Inszenierungen ein Fake sind.