Donnerstag, 3. Oktober 2024

„Angegriffen, bedroht, bespuckt und durch Köln gejagt“ – ein Opfer berichtet

Ein Erlebnisbericht von Ulrike Haun

Am gestrigen Samstag, den 04. Januar 2020, hatten wir zu einer angemeldeten Versammlung zum Thema „DSGVO in der Praxis“ auf dem Hanns-Hartmann-Platz in Köln eingeladen. Wir wollten die Bürger über die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) informieren und dazu das DSGVO-Formular von „Hallo Meinung“ (www.hallo-meinung.de) sowie Grundgesetze verteilen. Die Versammlung sollte von 15 – 16 Uhr zeitgleich zu einer Demonstration auf dem Appellhofplatz stattfinden.

Ins Kaufhaus geflüchtet und von Vermummten verfolgt

Bereits vor Veranstaltungsbeginn versammelten sich 70 Vermummte auf dem Hanns-Hartmann-Platz. Sie waren schwarz gekleidet, Kapuzenpullover, Sonnenbrille, den Schal bis über die Nase hochgezogen und kamen vermutlich von der Demo, die früher beendet wurde. Da noch keine Polizei vor Ort war und wir die Zeit bis zu Beginn unserer Veranstaltung überbrücken mussten, zogen wir – eine kleine Gruppe aus drei Frauen –  uns in das Karstadt-Kaufhaus zurück. Dort wurden wir von den ersten Vermummten erkannt und verfolgt.

Die Situation wurde bedrohlich, und wir riefen den Polizeinotruf an und baten um Hilfe. Als wir vor die Eingangstür traten beschimpften sie uns mit „Nazis raus“-Rufen. Ich entgegnete: „Ihr seid ganz schön mutig. Habt ihr was dagegen, wenn wir Grundgesetze verteilen?“ Ein Vermummter zückte sein Feuerzeug und wollte ein Grundgesetz anzünden, ein weiterer wollte mir den Stapel Grundgesetze entreißen. Sie kamen immer näher an uns heran. Die Lage war gefährlich. Endlich kamen zwei Polizeibeamte und stellten sich schützend vor mich.

„Ich wurde trotz Anwesenheit der Polizei weiter angegriffen“

Ich wurde trotz Anwesenheit der Polizei weiter angegriffen, meine Mütze riss man mir vom Kopf und von hinten versuchte man mir mein Handy zu entreißen. Die Polizistin schob mich in eine Ecke und stellte sich vor mich. Die Polizisten konnten nichts gegen die Angreifer unternehmen, da sie mich schützen mussten. Meine beiden Begleiterinnen flohen in das Karstadt Parkhaus, das mittlerweile vom Sicherheitsdienst verriegelt worden war. Die Polizisten forderten Verstärkung an. Kurze Zeit darauf rückten 12 behelmte Polizisten an und bildeten eine Sicherheitskette zwischen mir und den 70 Angreifern. Mittlerweile richtete sich die Wut auch gegen die Polizisten und sie riefen „Bullen schützen die Faschistenschweine“. Ich löste die Versammlung auf, die eigentlich noch gar nicht begonnen hatte. Unter diesen Umständen war das Verteilen von Flugblättern nicht möglich.

Mutiger Taxifahrer mit Migrationshintergrund hilft

Wie kommen wir jetzt zum Parkhaus wo unser Auto steht? Ich hatte gehofft, die Polizei würde uns aus dieser gefährlichen Situation zu unserem Auto begleiten. Man riet uns, den Hinterausgang von Karstadt zu nehmen. Ich hatte Bedenken, weil ich damit rechnete, dass uns dort der schwarze Mob erwarten würde.  Die Tür hinter mir wurde wieder aufgeschlossen, ich trat ein und traf meine beiden Mitstreiterinnen. Gemeinsam gingen wir zügig zum Hinterausgang. Es dauerte nicht lange und wir wurden auf der Straße von der Antifa verfolgt. Wir wollten zum Taxistand. Die Antifa rief den Taxifahrern bereits zu dass wir Nazis seien.

Sie wollten verhindern, dass wir ein Taxi nehmen. Der mutige Taxifahrer, ich glaube er hatte türkischen Migrationshintergrund, ließ sich nicht beirren. Er diskutierte noch mit ihnen, während wir versuchten, ins Taxi zu steigen. Die Antifa stellte sich vor die hintere Tür auf der Fahrerseite. Sie wollten nicht, dass wir einsteigen. Wir gingen schnell auf die andere Seite, wurden bespuckt und sprangen ins Taxi. Da wollten sie schon die Türe aufreißen, um uns anzugreifen. Aber ich hatte rechtzeitig die Türen verriegelt. Der Taxifahrer stieg ein und wir fuhren los.

Angegriffen, bedroht, bespuckt und durch Köln gejagt

An diesem Tag wurde uns das Recht auf Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit genommen. Wir wurden angegriffen, bedroht, bespuckt und durch Köln gejagt. Durch eine entschlossene Polizistin und einen mutigen Taxifahrer sind wir ohne Verletzungen nach Hause gekommen. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern, setzten uns weiter für die Demokratie ein und zeigen unser Gesicht.

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