Sonntag, 22. Dezember 2024

Politische Korrektheit: Wenn Homo-Aktivisten Homosexuelle jagen

(David Berger) Einen „schmutzigen kleinen Denunzierungversuch“ und den „Versuch eines Zwangsoutings“ nennt der bekannte Kölner Medienanwalt Prof. Höcker den Tweet eines Homoaktivsten, in dem dieser von seinem Chat mit Marc-Philipp Fink (Werte-Union Düsseldorf) berichtet und Fink beschuldigt, eine homophobe Institution zu unterstützen.

In dem sozialen Netzwerk Twitter sorgte gestern ein Christian Naumann für Aufregung. Er teilte ein Foto, auf dem neben Hans-Georg Maaßen in der Werte-Union engagierte CDU-Politiker NRWs, darunter Marc-Philipp Fink, zu sehen sind.

Schutzraum für Homosexuelle zum Ausspionieren missbraucht?

Dazu textete Naumann: „Darf man politische Rechtsausleger mit ihrer Homosexualität konfrontieren, wenn sie sich als Sprecher in der homophoben @WerteUnion, die gegen die #EhefürAlle ist, engagieren? Auf Grindr hat Marc-Philipp Fink (links) mir gesagt, er sei in der @LSU_Bund“.

Darf man politische Rechtsausleger mit ihrer Homosexualität konfrontieren, wenn sie sich als Sprecher in der homophoben @WerteUnion, die gegen die #EhefürAlle ist, engagieren? Auf Grindr hat Marc-Philipp Fink (links) mir gesagt, er sei in der @LSU_Bund @AlexanderC_Vogt @sarfeld pic.twitter.com/X63r1n1F94

— Christian Naumann (@naumannDUS) November 5, 2019

Bei Grindr handelt es sich um eine Art Datingapp für homo- und bisexuelle Männer, auf der man angezeigt bekommt, welcher potentielle Kandidat für einen Chat, ein Kaffee- oder Biertrinken – oder eben auch mehr erotisches Kennenlernen bzw. ein Sexdate – gerade in der Nähe (genaue Entfernungsangaben) ist. Solche Dating-Portale sind für Nichtvolljährige eigentlich unzugänglich, gelten gemeinhin als geschützte, private Räume, in denen man auch intime und sehr persönliche Dinge unter dem Schutz der Privat- und Vertrautheit austauschen kann. Räume, für deren Sicherheit durch Diskretion Homoaktivisten in früheren Zeiten kämpften.

Und eben hier bei Grind haben sich dann Herr Naumann und Herr Fink vor einigen Tagen virtuell getroffen. Und – so jedenfalls der Eindruck von Fink gegenüber PP – ein angenehmes Gespräch über die angeblichen Wünsche Naumanns in die Union einzutreten, um dort den linken Flügel weiter zu stärken, geführt. Das endete aber sehr schnell, als Fink den Chat beendete.

Bewusst falschen Eindruck erweckt?

Der Tweet von Naumann klingt dann so, als habe er durch seinen Chat mit Fink, der im Landesvorstand der Werte-Union ist, diesen als „Klemmschwester“ geoutet, der tagsüber als homophober Wüterich durch die Gegend läuft und alles tut, um die „Homo-Ehe“ abzuschaffen, aber nachts klammheimlich auf Datingapps Kontakt zu anderen homosexuellen Männern aus der näheren Umgebung sucht.

So musste notwendig der Eindruck entstehen, dass Naumann z.B nicht wusste, dass Fink auch im Vorstand der „Lesben und Schwulen in der Union“ (LSU) und seine homosexuelle Veranlagung daher wirklich kein Geheimnis ist.

„Schmutziger kleiner Denunzierungversuch“

Der bekannte Medienanwalt Prof. Höcker, der sich gestern Abend noch in die Diskussion einschaltete, bezeichnete den Tweet Naumanns als „schmutzigen kleinen Denunzierungversuch“, der freilich gescheitert sei. Und weiter: „Eklig ist vor allem der gescheiterte Versuch Naumanns eines Zwangsoutings von Marc in der irrigen Annahme, ein Mitglied der WerteUnion müsse zwangsläufig eine heimliche Klemmschwester sein. Das kommt dabei heraus, wenn man auf seine eigene Propaganda hereinfällt.“

Auch wenn beides gescheitert ist, zeigt es doch sehr gut, wie sehr diejenigen, die sich gerne als „Community“, in der man zusammenhalten muss, bezeichnen, bereit sind, andere Homosexuelle auszuspionieren, zu denunzieren und öffentlich bloßzustellen. Ich selber erlebe das seit vielen Jahren.

Da mein Outing medienwirksamer vor sich ging und ich überdies linksgrüne Homo-Aktivsten seit vielen Jahren für ihre gekaufte Blindheit gegenüber echten Gefahren für homosexuelle Männer kritisiere, versucht man es bei mir mit noch perfideren Mitteln. Der hier veröffentlichte Screenshot (l.) ist nur eines Beispiel von vielen.

Mit NetzDG-Minister Heiko Maas kuscheln

Solidarität ist für diese Menschen ein Fremdwort – sie würden vermutlich auch ihre eigene Mutter an die RechtsEx-Stelle melden, weil sie ihnen als Kind manchmal Schokoküsse zu essen gab, diese aber „Negerküsse“ nannte. Naumann wurde vor allem dadurch bekannt, dass er im Jahr 2015 auf seinem Facebookprofil das Motto postete „Ich habe HIV und würde es wieder tun“.

Das Motto wurde von einer Gruppe hiv-positiver Homosexueller im Netz verbreitet und löste damals eine Debatte aus, in der sich auf NRWs Gesundheitsministerin Susanne Schneider (FDP) entsetzt über solche Sprüche zeigte. Zuvor hatte Naumann ein Praktikum bei den Düsseldorfer Grünen absolviert. Inzwischen hat er eine Stelle im Vorstand des „Schwulen Netzwerks NRW“ und postet Fotos, auf denen er passenderweise neben NetzDG-Minister Heiko Maas in die Kamera lächelt.

Marc-Philipp Fink (Foto r. © privat) macht im Gespräch einen ganz anderen Eindruck. Von einer programmatischen Vorstellung der Werte-Union zur „Ehe für alle“ wisse er nichts, dieses Thema sei auch vom Tisch. Aber dort sei seine Homosexualität denen, die sich dafür überhaupt interessieren, bekannt. Und – wie in anderen konservativen Vereinigungen auch – nie irgendein Problem gewesen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch zu seiner Rolle in der LSU, wo er sich ebenfalls engagiert. Dort habe man keinerlei Probleme mit seiner führenden Rolle, die er in der Regionalgruppe der Werte-Union Düsseldorf spielt. Und das obwohl er zum Kreise der Konservativen in der Jungen Union Düsseldorf zählt, die Angela Merkel offen zum Rücktritt als Parteivorsitzende Aufforderten.

„Kein schönes Gefühl“

Ärger über das Vorgefallene, die Engstirnigkeit vieler Homosexueller im Bezug auf konservative Positionen und die Selbstreduzierung vieler auf die eigene Sexualität.

Er selbst steht zwar hinter der Einführung der „Ehe für alle“, möchte die Frage nach der „Homoehe“ bzw. die Einstellung zur Homosexualität aber nicht zum alles bestimmenden Faktor in seinem politischen Engagement machen, wie er sich auch als Mensch nicht auf seine Sexualität reduziert sehen möchte. Da er längst geoutet sei, sei auch das vermeintliche Zwangsouting kein wirkliches Problem für ihn geworden.

Dennoch sei es „kein schönes Gefühl“ in solch einer Art von einem anderen Homosexuellen denunziert zu werden. Bei aller freundlichen Gelassenheit, die Fink im Gespräch über die gestrige Sache zeigt, spürt man noch immer seinen Ärger über das Vorgefallene, die Engstirnigkeit vieler Homosexueller im Bezug auf konservative Positionen und die Selbstreduzierung vieler auf die eigene Sexualität.

Eine Gesellschaft, die für politisch Andersdenkende zunehmend nur noch Denunziation, soziale und wirtschaftliche Ausgrenzung, Lächerlichmachen und notfalls auch bewusstes Lügen übrig hat.

Auch dass die „LGBT-Community“ sich hier mit der allgemeinen Stimmung im Land gleichgeschaltet hat, ist ein schwacher Trost: Eine Gesellschaft, die für politisch Andersdenkende zunehmend nur noch Denunziation, soziale und wirtschaftliche Ausgrenzung, Lächerlichmachen und notfalls auch bewusstes Lügen übrig hat.

Und wie das seit Jahrzehnten Tradition ist, versuchen besonders homosexuelle Männer diese Angleichung an die Mehrheitsgesellschaft mit einem Eifer durchzuführen, den sonst in dieser Sache keine andere Subkultur bzw. Randgruppe aufbringt.

Update: Wenn Twinks nicht erwachsen werden wollen…

Schon fünf Minuten nach Erscheinen dieses Artikels hat Herr Naumann mich auf Twitter blockiert:

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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