Mittwoch, 18. Dezember 2024

Hört endlich auf, dieses Foto zu teilen!

Nach übereinstimmenden Recherchen zahlreicher Medien zeigt das derzeit auf Facebook, Twitter & Co kursierende Foto von „Oskar“ nicht das 8-jährige Todesopfer des Frankfurter Bahnsteig-Schubsers aus Eritrea:

(c) Screenshot Facebook

Das Foto wurde vermutlich zum ersten mal im falschen Kontext auf dem russischen Netzwerk vk.com geteilt und verteilte sich von da aus auch in die großen Netzwerke. Mit dem 8-jährigen Jungen, der auf solch tragische Weise ums Leben kam, hat der Junge auf dem Foto nichts zu tun. Es wurde von einer Mode-Internetseite kopiert und illegal weiterverwendet.

Inhaltliche Fehler auch im Text

Auch die Information, dass der Täter keine Aufenthaltserlaubnis besaß, ist falsch. Ob der getötete Junge von Frankfurt wirklich Oskar heißt, ist völlig unklar. Es gibt dazu bislang keine offiziellen Informationen.

t-Online schreibt dazu: „Der Junge heißt nach Informationen von t-online.de auch nicht Oskar, wie es in dem Posting mit dem Foto des fremden Kindes behauptet wird. Diesen Namen hatte zunächst Eugen Ciresa, Sprecher des AfD-Kreisverbands Ulm/Alb-Donau, in eine breite Öffentlichkeit gebracht. Am frühen Dienstagabend hatte er gepostet: „Gebt den Opfern einen Namen. Oskar heißt der kleine Junge in Frankfurt.“

Die Behörden äußern sich dazu offiziell nicht. Nach Informationen von t-online.de aus Ermittlerkreisen hieß der Junge aber anders. Der AfD-Sprecher antwortete auf Nachfragen in Kommentaren, er habe den Namen „aus dem Netz“. So lange er nichts anderes erfahre, heiße der Junge Oskar. Dieser Beitrag war am Donnerstagmorgen bereits mehr als 2.000 Mal geteilt worden.“

Pietätlos gegenüber den Angehörigen

So verständlich der Wunsch ist, dem Opfer ein Gesicht zu geben, so niederträchtig ist es – ausgehend von diesem Anliegen und der Empörung der Menschen – Fakenachrichten zu verbreiten.

Besonders pietätlos ist es gegenüber dem Mordopfer und seinen Angehörigen. Eine solche Aktion verhöhnt sie zusätzlich zu dem Leid, das sie ohnehin zu tragen haben. Deshalb: Hört bitte auf, dieses Bild in den sozialen Netzwerken zu teilen!

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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