Massaker in Straßenbahn von Utrecht: Terrorakt oder Familiendrama?

(David Berger) Während die BBC Hinweise auf eine Mitgliedschaft des nun  gefassten, vermutlichen Haupttäters Gökmen Tanis bei der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ hat, wünschen sich deutsche Medien, dass es sich bei dem Schuss-Massaker von Utrecht um ein Familiendrama handelte.

Drei Tote und zahlreiche, zum Teil schwer Verletzte – das ist das Ergebnis einer Schießerei in der Straßenbahn von Utrecht heute Vormittag. Obwohl die Lage unübersichtlich ist, vermuteten die Behörden bereits sehr früh einen terroristischen Hintergrund.

Höchste Terrorwarnstufe ausgerufen

Da der oder die Täter noch flüchtig waren, gilt in Utrecht die höchste Terrorwarnstufe. Öffentliche Gebäude wurden evakuiert, der öffentliche Nahverkehr eingestellt, die Bevölkerung aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen.

Update: Bei dem Hauptverdächtigen handelt es sich um den 37-jährigen, aus der Türkei stammenden Gökmen Tanis. Um 18.30 Uhr meldete die Polizei von Utrecht die Festnahme Tanis`. Bei der Pressekonferenz unterstrich die Polizei, dass man weiter von einem terroristischen Motiv ausgehe, aber nun die Terrorwarnstufe für die Provinz Utrecht von 5 auf 4 zurück gestuft habe.

Täter soll „Allahu Akbar“ gerufen haben

Tanis ist für die Polizei kein Unbekannter: Ein ansässiger Geschäftsmann sagte BBC, dass der Verdächtige zuvor in der russischen Republik Tschetschenien gekämpft habe. In der Region Utrecht sind seit langem Dschihadistische Gruppen tätig, es bestehen enge Verbindungen zum „Islamischen Staat“.

Gestützt wird diese Nachricht durch Meldungen der niederländischen Presse, nach denen Tanis laut mehreren Augenzeugen beim Beginn der Schießerei „Alahu Akbar“ gerufen haben soll.

Spiegel-Online hat eine ganze Liste von Straftaten des vermutlichen Täters ausgemacht: „Der 37-jährige hat laut Informationen des niederländischen Rundfunks zahlreiche Vorstrafen: 2012 brach er in einen Lastwagen ein, 2013 wurde er wegen versuchten Mordes verurteilt – er hatte mit einer Schusswaffe auf ein Wohnhaus geschossen. Im Mai 2014 erging gegen ihn ein Urteil wegen Ladendiebstahls, im Oktober des Jahres wegen Anspucken und Bedrohen eines Polizeibeamten.

Im November 2014 lautete der Vorwurf Trunkenheit am Steuer, im Oktober 2015 Zerstörung einer Polizeizelle. Erst vor zwei Wochen startete ein Prozess gegen Gökmen Tanis – wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung.“

Warum es sich dennoch auf freiem Fuß befand, bleibt – wie bei so vielen islamistischen Attentätern – ein Rätsel.

Gökmen Tanis soll wegen seiner Verbindungen zum IS polizeibekannt sein

Auch Tanis soll wegen seiner Verbindungen zu der Terrorgruppe des Islamischen Staates schon einmal verhaftet, aber später wieder entlassen worden sein.

In diesem Zusammenhang könnte man das Massaker heute Morgen als eine der von Terrorexperten nun erwarteten Reaktionen auf den Terroranschlag von Christchurch werten. In der Türkei wird Christchurch derzeit von Erdogan intensiv zur Stimmungsmache gegen den freien Westen eingesetzt.

Deutsche und türkische Medien: Familienangelegenheit

Deutsche und türkische Medien wollen die Motive des Täters ganz woanders suchten. So schreibt der „Stern“: „Hinweise auf eine mögliche Beziehungstat bei den Schüssen von Utrecht mehren sich. Nach Informationen des niederländischen Fernsehens vernahm die Polizei den Bruder des 37-jährigen Gökmen Tanis, ohne dass zunächst Details bekannt wurden.

Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete unter Berufung auf nicht näher benannte Verwandte Tanis, dass er in der Straßenbahn auf eine Frau wegen einer Familienangelegenheit geschossen habe. Dann habe er das Feuer auf die Menschen eröffnet, die der Frau hätten helfen wollen.“

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