Axel Springer: Mut zur Kontroverse (Videotipp)

Wenn man sich heute -kopfschüttelnd- mit dem Springer Konzern befasst, ist es sehr spannend den Gründer im Gespräch mit Gerhard Löwenthal zu sehen. Dieses Zeitdokument lässt die Diskrepanz zu heute umso deutlicher erscheinen.

Vorweg, auch wenn die Bild mir aufgrund des intellektuellen Niveaus nicht gefiel und die Welt mir zu konservativ war – ich war ein Fan von Axel Springer. Ich schätzte u.a. seine Geradlinigkeit, seine Standfestigkeit gegenüber den Angriffen, sein Festhalten am verfassungsrechtlich gebotenen Gedanken der Wiedervereinigung und sein Eintreten für eine Aussöhnung mit Israel.

Gerhard Löwenthal, der dieses Interview am 2.5.1982 führte, ist in der heutigen Medienlandschaft undenkbar. Geboren 1922, hatte er selbst im KZ gesessen, seine Eltern wurden durch die Nazis ermordet. Er wurde nach dem Krieg Journalist. Von 1969 bis 1987 war sein „ZDF Magazin“ jeden zweiten Mittwoch eine Institution für alle Nichtlinken in dieser Republik. Er fasste unbequeme Themen an, wie etwa Menschenrechtsverletzungen im Osten. 1980 war er im Kuratorium der Konservativen Aktion, nach dem Mauerfall half er der Deutschen Sozialen Union, einem Gründungsversuch einer inhaltlich der CSU nahe stehenden Alternative zu den „Blockflöten“ der CDU (Ost).

Gerhard Löwenthal Preis 2017

Nach seinem, zwangsweise durch das ZDF verordneten, Ruhestand mit exakt 65 Jahren durfte sein Co-Moderator Fritz Schenk noch drei Monate das Gesicht der ZDF Oberen wahren, dann wurde das ZDF Magazin, unter großem Jubel des Staatsministeriums für Staatssicherheit und zahlreicher westdeutscher Linken, abgesetzt.

Noch heute erinnert der, alle zwei Jahre vergebene, Gerhard-Löwenthal-Preis der Jungen Freiheit an diesen unvergessenen Journalisten. Ich hatte die Ehre ihn noch persönlich in überschaubarer Runde zu erleben.

Das Interview finde ich empfehlenswert, weil es zum einen viele Parallelen zur heutigen Situation enthält, aber auch weil er Werte und Positionen vertritt, die zeitlos sind und die bedenkenswert sind, ob man sie letztlich teilt oder nicht. Gerade die fast 4 Jahrzehnte, die uns von dem Interview trennen machen dies, so meine ich, besonders deutlich.

Axel Springer – Auszüge aus dem Interview

Über den Grund des Erfolgs seiner Bildzeitung und die Proteste dagegen:
Wenn sie eine flott linke Zeitung wäre, eine richtig linke Zeitung, dann würde sie überhaupt gar keine Opposition haben. Genau das ist ja das, was die Herren sich wünschen. Aber da wir das nicht sind, aus diesem Grunde, kommt da sehr viel Feindschaft auf.
14’05“
…und nichts von jenen bösartigen, ebenso intelligenten wie letztlich dummen Blättern hat, deren zersetzender Intellektualismus oft leider nichts als Verderben bringt.
15’30“

Über den Grund, warum er die Lizenz für die Welt bekam:
… dass ich nicht regierungsloyal, sondern staatsloyal bin.
16’25“

Warum er ein politischer Verleger ist:
Ich wusste schon immer, was ich nicht wollte. Ich wollte nicht den Nationalsozialismus und ich wollte nicht den Kommunismus.
17’00“

Über die „DDR“:
… die Menschen drüben halte ich im Übrigen für die besseren Deutschen
36’55“

Sind Sie ein Nationalist, Herr Springer?
Mit Sicherheit nicht … mir geht die Freiheit über alles.
37’15“

Was heißt konservativ sein?
Das ewig Gültige bewahren … Das sind die göttlichen Gesetze und das sind die Grundrechte des Menschen. Und der Liberale, der mir ja auch zuerkannt wird, der sagt dass er unaufhörlich nach dem Neuen Ausblick hält, …prüft und dann dem Bestehenden hinzufügt. Aber man kann mich genauso einen Radikalinski der Mitte nennen.
38’30“

Über den sozialistischen Zeitgeist, dem man nicht nachgeben dürfe, was versteht er darunter?
In erster Linie die Gleichmacherei … das Schlimmste was es überhaupt gibt. Der Mensch ist vor Gott und vor den Gerichten (ist er) gleich. …
40’00

Warum er, ohne individuelle Schuld im 3. Reich, sich so stark für das Verhältnis zu den Juden engagiert und über das Verhältnis der Linken zu den Juden:
Mich besuchte mal ein Politiker aus Bonn, ein sog. Spitzenpolitiker, Egon (Bahr (SPD), Anm. der Red.) hieß er und der sagte mir: Wissen Sie Axel, wer 1945 sich befreit und nicht besetzt gefühlt hat, der hat es nicht nötig ein besonderes Verhältnis zu den Juden zu haben. Ich bin ihm sehr entgegengetreten … Und so sehr ich gegen Kollektivschuld bin, bin ich für Kollektivscham und letztlich haften wir alle auch für das, was in unserem Namen geschehen ist.
42’10“

Über kommunistische „Kritik“:
Wer die Kommunisten kennt weiß, die … greifen nicht das System in toto an, sondern sie suchen einen Namen und den wiederholen sie und auf den zielen sie und das wird dann so gemacht, bis sie glauben zu Erfolg zu kommen.
46’00

Leiden Sie unter etwas besonders?
Ich leide unter der Tatsache dass ich Angehöriger eines gebrochenen Volkes bin. … Das wird nur die Geschichte ausbügeln können und die Geschichte fordert immer mehr Zeit ab, als wir glauben zu haben.
55’00“

 

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