(David Berger) Die Desiderius-Erasmus-Stiftung hat die Initiative ergriffen und reicht bei der „Gesellschaft für deutsche Sprache“ Merkels neue Liebingsbegriffe „Hetze“, „Zusammenrottungen“ und „Hetzjagd“ als Kandidaten für das „Unwort des Jahres 2018″ ein.
In dem Schreiben zur Begründung heißt es:
Sehr geehrte Damen und Herren der Jury, Sehr geehrte Damen und Herren,
auf Ihrer Webseite schreiben Sie, dass die sprachkritische Aktion «Unwort des Jahres» auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern möchte. Die Aktion lenke daher den sprachkritischen Blick auf Wörter und Formulierungen in allen Feldern der öffentlichen Kommunikation, die gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen, zum Beispiel:
- weil sie gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen (z. B. Geschwätz des Augenblicks für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche),
- weil sie gegen Prinzipien der Demokratie verstoßen (z. B. alternativlos als Haltung/Position in der politischen Diskussion, um eine solche zu vermeiden und sich der Argumentationspflicht zu entziehen),
- weil sie einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren (z. B. durch unangemessene Vereinfachung oder Pauschalverurteilung, wie etwa Wohlstandsmüll als Umschreibung für arbeitsunwillige ebenso wie arbeitsunfähige Menschen),
- weil sie euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind (z. B. freiwillige Ausreise als Behördenterminus für die nur bedingt oder gar nicht freiwillige Rückkehr von Asylbewerbern in ihre Heimatländer aus Abschiebehaftanstalten).
Wesentlich ist, dass die betreffenden Wörter und Formulierungen öffentlich geäußert wurden, eine gewisse Aktualität besitzen und der Äußerungskontext bekannt bzw. belegt ist.
Wir schlagen den Begriff Hetze sowie damit zusammenhängend „Hetzer/in“ als Unwort des Jahres 2019 vor
Hetze ist, um Ihre eigenen Begründung zum Unwort des Jahre 2016 – „Volksverräter“ – zu zitieren, „ein Unwort im Sinne unserer Kriterien, weil es ein typisches Erbe von Diktaturen, unter anderem der Nationalsozialisten ist“.
Das Wort „Hetze“ hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Karriere gemacht. Bis vor 10 Jahren kam es politischen Sprachgebrauch nur am Rande vor, etwa in den 80er Jahren, als der damalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler im Jahr 1985 von Ex-Bundeskanzler Willy Brandt als „schlimmster Hetzer seit Goebbels“ bezeichnet wurde.
In jüngster Zeit ist „Hetze“, „Hetzer/in“ zu einem oft verwendeten Begriff in Politik und Medien geworden und wird umfassend dazu benutzt den politischen Gegner zu diffamieren. Das Wort entsachlicht, emotionalisiert und polarisiert die Diskussion, verhindert einen Dialog, spaltet die Gesellschaft und sät Zwietracht.
Begriff verhindert eine sachliche Debatte
Es verhindert die sachliche Debatte, indem zum Beispiel diejenigen, die darauf hinweisen, dass die Kriminalität bei Migranten deutlich höher ist als bei Deutschen (bis zu fünf Mal) pauschal als „Ausländerfeinde“, oder eben auch als „Hetzer“ dargestellt werden. Es verhindert eine sachliche Debatte und polarisiert die Gesellschaft, weil migrationskritische Gedanken gerne und schnell als Hetze dargestellt werden.
Das Wort diffamiert Menschen, die sich um eine sachliche Lösung von Problemen bemühen, verleitet zur Diffamierung oder fordert geradezu zur Diffamierung auf. Es vergiftet den politischen Dialog, ohne zur Lösung von Sachproblemen beizutragen. Kurzum – es erfüllt alle Kriterien für ein besonders schädliches und perfides Unwort. Im Gegensatz zu „Volksverräter/in“ oder „Lügenpresse“, die sich gegen Funktionseliten richten, richtet sich Hetze / Hetzer/in gegen potentiell jedermann und ist damit besonders nachhaltig geeignet, das Klima in unserem Land zu vergiften.
Wir schlagen weiterhin den Begriff Hetzjagd vor
Dieser Begriff wurde massiv in den Medien verwendet, um eine ganze Stadt, ein ganzes Bundesland vorverurteilend zu diffamieren, obwohl keine stichhaltigen Beweise vorlagen.
Wir schlagen weiterhin den Begriff Zusammenrottung vor
Dieser Begriff wurde von Regierungssprecher Steffen Seibert im Namen von Angela Merkel verwendet, um die Vorfälle in Chemnitz zu bezeichnen.
Es handelt sich ebenfalls um ein Erbe eines undemokratischen Systems, der DDR. Dort war Zusammenrottung ein Straftatbestand. Die Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld ist deswegen verurteilt worden. Die Verwendung dieses Wortes untergräbt die Freiheit.
Frankfurt, den 20.09.2018
Für die Desiderius-Erasmus-Stiftung
Erika Steinbach
Vorsitzende
Prof. Dr. Max Otte
Vorsitzender des Kuratoriums
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Auch Sie können hier mit-unterzeichnen: ⇒ UNWORT DES JAHRES