Gedanken zur Selbsterkenntnis und Beseitigung unnötiger Ängste. Ein Gastbeitrag von Josef Hueber
Die Schlange Kaa in Disneys Dschungelbuch hätte das Zeug zum regierungsloyalen Pressesprecher. Im gleichnamigen Trickfilm singt sie dem kleinen, in der Wildnis aufwachsenden Menschenkind Mogli ihr verführerisches Lied in vernichtender Absicht:
„Hör’ auf mich! Glaube mir! Augen zu, vertraue mir! Schlafe sanft, süß und fein! Ich will dein Schutzengel sein.“
Erschreckend ähnlich, und ebenbürtig paralysierend sind die Denkbausteine in den Verlautbarungen und Stellungnahmen aus dem Mund von Steffen Seibert-Merkel sowie der Altparteien-Politiker, wenn es darum geht, sprachliche und psychologische Beruhigungspillen unter einer durch zunehmende Gewalt und Bestialität nervöser werdenden Öffentlichkeit zu verteilen. Augen zu und (auf den starken Staat) vertrauen! Ganz gleich, wie die Wirklichkeit aussieht.
Die „alten“ Medien, das ist nichts Neues, befinden sich damit längst im ideologischen Gleichschritt. Dieser Tage war es die besinnliche Sendung „Gedanken zum Tag“, mit der der Bayerische Rundfunk den Zuhörern in der Frage der Massen-Immigration das „Augen zu!“ nahe brachte.
Auftakt im morgendlichen Hypnosegesang, verfasst von Mouhanad Khorchide, authentischer Kenner der Szene, ist die Darbietung einer anspruchsvoll tönenden, letztlich nichtssagenden Banalität:
„Nur wenn ich weiß, wer ich bin, und mir meiner Identität sicher bin, habe ich keine Angst, mich dem „Anderen“ zu öffnen, in ihm das „Neue“ zu sehen.“
Diesen politisch instrumentalisierten Psychomüll kennen wir: Angst haben nur die, die nicht wissen, wer oder was sie sind. Um Missverständnisse zu vermeiden: Gemeint sind nicht diejenigen, die an der Grenze ihren Pass nicht vorzeigen können, weil sie ihn dummerweise verloren haben und deshalb zum Nachweis ihrer verlorengegangenen Identität nur ihr Smartphone und das Wort „Asyl“ vorweisen können. Nein, gemeint sind mit dem Eingangssatz der Nachdenklichkeitsübung die deutschen Angsthasen an den Stammtischen, weil sie darum fürchten, dass Sicherheit im Alltag und Wohlstand in Deutschland kurz davor sind, abgeschafft zu werden. Soso: Die Angstgesteuerten wissen also nichts von ihrer eigenen Identität!
Und nur deswegen haben sie Angst. Es komme bei ihnen deswegen zu „Identitätsverunsicherungen“ in der Begegnung mit dem Islam, im Zuge der „Arbeitermigration“! Ein neuer Begriff mit einem bisher nicht erkannten ökonomischen Hintergrund.
Weiter: Die durch die ‚Arbeitermigration’ verursachte Verunsicherung der Deutschen führe aber auch zur Verunsicherung und zu „ Distanz“ bei den zureisenden Arbeitern. Jetzt bitte genau hinhören: Deren
„Muslim-Sein rückt immer stärker als Erklärungsmuster für soziale Defizite der Gastarbeiterschaft in den Vordergrund.“ [Hvhb. v. Verf.]
Also: Wir kennen die einreisenden Facharbeiter in spe nicht, wir kennen uns selbst auch nicht, und deswegen können wir nicht zu der Nähe mit ihnen aufrücken, die eigentlich von beiden Seiten erhofft ist. So gesehen sind wir – die Einheimischen und die ‚Arbeitermigranten’ – in gleichem Maße Opfer. Damit steht freilich eine Interpretation jenseits akzeptierter politischer Korrektheit im Raum. Der Status Opfer-sein bedarf gewisser Voraussetzungen, vor allem einer deutlich wahrnehmbaren „Rechtfertigungsposition“, in der sich nur das Opfer, also die ‚Gastarbeiterschaft’ befinden darf.
Ursache für diese Forderung nach Rechtfertigung, so MK, sind die geführten Diskussionen unter den verängstigten Deutschen, die stets um dieselben Themen kreisen und aus Unkenntnis der Anderen monothematisch sind. Entweder sind Diskussionen „von sicherheitspolitischen Fragen überschattet, oder es geht um Moscheebauten, Minarette und das Kopftuch.“ Dies halte die „Gastarbeiterschaft“ davon ab, über ihr Kernanliegen nachzudenken:
„Wie kann der Islam die europäischen Gesellschaften bereichern?“
Das könnte Thema für eine weitere Fortsetzung von „Gedanken zum Tag“ und die Antwort auf die Kernfrage nach den Bereicherungsmöglichkeiten unserer europäischen Kultur sein. Die Felder, in denen wir eine Bereicherung dringend nötig haben, liegen im Grunde offen vor uns:
Frauen u. Menschenwürde
- Gleichstellung in allen Lebensbereichen
- Mehrehe
- Ehe mit minderjährigen Mädchen (unter 18 Jahren)
- Kleidung
- Rechtfertigung von Gewalt
- außer- oder voreheliches Geschlechtsleben
- Scheidung
Selbstbestimmung / Religion
- Freiheit, zu glauben oder Atheist zu sein
- Freiheit, den Glauben zu wechseln, zu konvertieren
- Homosexualität
- Prostitution
Kultur u. Kunst
- Kritik aller Religionen
- Wissenschaft u. Freiheit der Forschung
- Judentum u. Christentum
- Freiheit aller Kunst
Wer Zweifel an der Bereicherung, wie sie in „Gedanken zum Tag“ formuliert wurden, hat, singe mit Kaan das Lied zur Selbst- Betäubung: „ Augen zu, schlafe sanft!“