Donnerstag, 21. November 2024

Warum die Medien über jihadistische Anschläge auf die orientalischen Christen schweigen

Ein Gastbeitrag von Raymond Ibrahim

„Denn sie schlagen jetzt den Sohn Gottes noch einmal ans Kreuz und machen ihn zum Gespött.“ (Hebräer 6,6)

Die Vereinten Nationen, westliche Regierungen, Medien, Universitäten und Fernsehsprecher bestehen in aller Welt darauf, dass die Palästinenser immens unter Missbrauch durch den Staat Israel leiden. Umgekehrt wird die größte humanitäre Tragödie unserer Zeit – die Christenverfolgung durch radikale Muslime, einschließlich in von den Palästinensern kontrollierten Gebieten – ergeben ignoriert.

Die Fakten sprechen für sich.

Verlässliche Schätzungen deuten darauf hin, dass jedes Jahr irgendwo zwischen 100 und 200 Millionen Christen verfolgt werden; alle fünf Minuten wird ein Christ zum Märtyrer.

Ungefähr 85% dieser Verfolgung erfolgt in mehrheitlich muslimischen Staaten. Im Jahr 1900 war der Nahe Osten zu 20% christlich. Heute sind es weniger als 2%.

In nur einer Woche setzte in Ägypten – aus dem meine Familie auswanderte – die Muslimbruderschaft eine Kristallnacht in Gang – sie führte Anschläge durch, zerstörte und/oder verbrannte 82 christliche Kirchen (von denen einige im 5. Jahrhundert gebaut wurden, als Ägypten noch ein mehrheitlich christliches Land war, vor den islamischen Eroberungen).

Die schwarze Flagge der Al-Qaida ist auf Kirchen gehisst worden. Christen – einschließlich Priestern, Frauen und Kindern – sind angegriffen, enthauptet und getötet worden.

Die Verfolgung von Christen ist auch nicht auf Ägypten beschränkt. Von Marokko im Westen bis Indonesien im Osten und von Zentralasien im Norden bis ins Subsahara-Afrika im Süden, über tausende von Meilen Land, bewohnt von Völkern, die weder Rasse, Sprache, Kultur noch sozio-ökonomische Zustände teilen, werden Millionen Christen verfolgt – nach den genau selben Mustern.

Muslimische Konvertiten zum Christentum und christliche Prediger werden angegriffen, inhaftiert und manchmal enthauptet; zahllose Kirchen überall in der islamischen Welt werden geschlossen oder mit Bomben angegriffen;

…christliche Frauen und Kinder werden entführt, versklavt, vergewaltigt und/oder gezwungen ihrem Glauben abzuschwören.

Weit davon entfernt diesen christlichen Opfern zu helfen, verschlimmert die Weltpolitik sogar ihre Leiden. Ob in Tunesien, Libyen, Ägypten oder Syrien und unter dem Mantel des von den USA [unter Obama] unterstützten „Arabischen Frühlings“ sind die Zustände für Christen dramatisch schlechter geworden. In der Tat wurde  2014 während einer Anhörung im Kongress offenbart, dass Tausende traumatisierter syrischer Christen – die, wie die irakischen Christen vor ihnen einen Massenexodus aus ihrem Heimatland durchmachen – fragten: „Warum befindet sich Amerika mit uns im Krieg?“

Die Antwort ist: Sehr wenige Amerikaner haben keine Ahnung, was mit ihren Glaubensgeschwistern geschieht.

Wenige Mainstream-Medien sprechen von der furchtbaren Verfolgung, die Millionen Menschen einfach deshalb erleben, weil sie in Frieden Christus anbeten wollen.

Es gibt natürlich einen sehr wichtigen Grund, dass die Mainstream-Medien die radikal-muslimische Christenverfolgung ignorieren: Wenn das volle Ausmaß dieses Phänomens jemals bekannt würde, würde viele Grundpfeiler der Mainstream-Medien – deren prominentester ist, dass Israel die Palästinenser unterdrückt – sofort zerbröseln.

Warum? Weil radikal-muslimische Christenverfolgung dem ansonsten gut geölten Narrativ in die Parade fahren würde, das besagt, dass „radikal-muslimische Gewalt ein Produkt muslimischer Kränkungen ist“.

Überlegen Sie mal so: Weil der jüdische Staat stärker ist als die muslimischen Nachbarn, können die Medien islamische Terroristen leicht als frustrierte „Benachteiligte“ darstellen, die tun, was immer sie können, um „Gerechtigkeit“ zu erlangen.

Egal, wie viele Raketen von der Hamas und der Hisbollah nach Tel Aviv geschossen werden und egal, wie sehr anti-israelischer Blutdurst in radikalislamischen Begriffen zum Ausdruck gebracht wird, die Medien werten solche Feindschaft als eisernen Belegt dafür, dass die Palästinenser unter Israel derart unterdrückt werden, dass sie keine andere Wahl haben als sich auf Terrorismus zu verlegen.

Wenn aber radikale Muslime einen Freifahrtschein bekommen, wenn ihre Gewalt sich gegen diejenigen richtet, die stärker als sie sind, wie kann man dann ihre Gewalt vernünftig begründen, die sich gegen die richtet, die schwächer als sie sind – in diesem Fall Millionen einheimischer Christen?

Die Medien können die radikal-muslimische Christenverfolgung – die im Wesentlichen und in ihrer Form auf nicht provozierte Pogrome hinausläuft – nicht als „Streit um Land“ oder ein Produkt von „Beschwerden“ darstellen (wenn überhaupt, dann sind es die geächteten und verfolgten christlichen Minderheiten, die Groll hegen sollten). Und weil die Medien radikalislamische Anschläge gegen Christen nicht durch das „Beschwerde“-Paradigma artikulieren können, das bei der Erklärung des arabisch-israelischen Konflikts so gut funktioniert, ist ihre wichtigste Zuflucht überhaupt nicht darüber zu berichten.

Kurz gesagt: Christenverfolgung ist die klarste Reflexion des radikalislamischen Vorherrschaftsdenkens. Die zahlenmäßig gewaltig unterlegenen und politisch marginalisierten Christen wollen in Frieden beten können und dennoch werden sie immer noch gejagt und angegriffen, ihre Kirchen niedergebrannt und zerstört, ihre Frauen und Kinder versklavt und vergewaltigt.

Diese Christen sind in Rasse, Ethnie, nationaler Identität, Kultur und Sprache identisch zu ihren muslimischen Mitbürgern; es gibt keinen politischen Disput, keinen Streit um Land.

Lesetipp: Martin Mosebach, „Kopten als Vorbild für Kirche des Westens“

Das einzige Problem ist, dass sie Christen sind und deshalb glauben Islamisten entsprechend ihrer Schriftauslegung, dass sie von ihnen unterjocht werden müssen.

Würden die Mainstream-Medien ehrlich über die Christenverfolgung durch die radikalen Islamisten berichten, würden derart viele Grundpfeiler der den politischen Diskurs derzeit bestimmenden linken Darstellung zerbröseln, vor allem die Vorstellung, dass radikalislamische Intoleranz ein Produkt von „Beschwerden“ und dass Israel für allen jihadistischen Terror gegen sich selbst verantwortlich ist. Genau deshalb schweigen sie dazu eisern.

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Der Beitrag erschien zuerst bei HAOLAM. Er wurde von uns sprachlich leicht verbessert.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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