Sonntag, 22. Dezember 2024

„Klaro“: Wie der Bayerische Rundfunk Kids nachhaltig indoktriniert

Jetzt wissen die Kinder dank „Klaro“, was es mit dem Trump, mit den Israelis und den Palästinensern auf sich hat. Und dass alle beide, die Israelis und die Palästinenser, die gleiche Schuld haben, warum dort unten nichts vorwärts geht. Ein Gastbeitrag von Josef Hueber

Kindersprache, ehrlich und ungeschmückt, ist kurz in der Bekanntgabe von Entscheidungen. Gibt es keine Einwände, heißt es simpel: „Klaro“. Insofern hat sich der Bayerische Rundfunk ein schlaues Motto für seine Kindernachrichten ausgesucht: „KLARO“. Will heißen:

Was hier, liebe Kinder, gesendet wird, ist glas-klaro. Nix dagegen zu sagen. Oder auch: Versteht sich doch von selbst, dass es so ist, wie ihr das von uns hört.

Wenn dem bloß so wäre! Erst mal fragt man sich als Eltern, warum die mit ihrer unmittelbaren Welt vor der eigenen Nase ausreichend mit Orientierung beschäftigten Kinder eigentlich schon mit der Welt der jenseits ihres Gesichtskreises stattfindenden nationalen und globalen Ereignisse konfrontiert werden sollen. Haben sie ein Bedürfnis nach Informationen, die außerhalb ihrer Erfahrungswelt geortet werden können?

Haben sie überhaupt einen Verständnishorizont, den man lediglich mit einfacher Sprache bedienen muss, um die große, weite Welt begreifbar zu machen? Oder steht dahinter nicht letztlich die unsinnige Vorstellung, man dürfe doch keine Zeit verlieren, wenn es um die Bildung der Kleinen geht, die nicht früh genug einsetzen kann, Beispiel Englisch im Kindergarten?

Dass Englisch in der Post-Windel-Phase ein Muss ist, ist längst wissenschaftlich erwiesen: „Die optimale Phase, in der Kinder am besten die Grammatik und die Phonologie einer Sprache aufnehmen und erlernen, liegt vermutlich zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr. Mit zehn Jahren ist es auf jeden Fall zu spät“.

Also könnte man schließen, sollten Kinder vermutlich auch in Fragen der nationalen und globalen Politik möglichst früh Bescheid wissen, weil gilt „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“

Oder ist der Verdacht erlaubt, dass in die Kinderköpfe schon möglichst früh und nachhaltig die Sicht der Welt, wie sie unsere Medien mit linkspolitischer Einhelligkeit verkörpern, implementiert werden soll?

In einfacher Sprache gesagt: Sollen sie möglichst früh lernen, „richtig“ zu denken?

Ein Blick in den unsere Demokratie sichernden, zwangsfinanzierten Bayerischen Rundfunk und seine Denkschulung für Kinder, KLARO, soll diese Fragen klären.

Um das Format attraktiv zu machen, ist das Ganze interaktiv und stellt sich so vor:

„Vierte Schulklassen aus Bayern 10-11Jährige bestimmen die Themen und stellen Fragen. Die geben wir weiter an Menschen, die sich auskennen – unsere Experten. Heraus kommt „Klaro – Nachrichten für Kinder“.“ 

Kapiert. Gehen wir also mal in das gemütliche Dörflein Flintsbach, wo sich diesmal die an Weltpolitik interessierten Medien-Heinzelmännchen und -Heinzelweiblein bemühen, allen unwissenden, vorpubertären Radiohörern den Bösewicht Donald Trump und die Nahostkrise dem auf ihre Alterskohorte beschränkten Verstand zu erklären, eben klaro-mäßig.

Da teilen die Kleinen mit niedlichen Ausspracheproblemchen mit, dass US Präsident Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen will. Stimmt. Wir erfahren, dass Juden, Christen und Moslems dort wohnen, aber nur Juden und Moslems um die Hauptstadt „streiten“, weil sie „beide Jerusalem als Hauptstadt wollen“. Warum, so die Frage, die 10-Jährige natürlicherweise beschäftigt, will Trump jetzt so „plötzlich“ die US Botschaft nach Ost-Jerusalem verlegen? (Was eine „Botschaft“ ist und warum Jerusalem ein politisches Problem ist, ist mit dem Verb “ streiten“ ausreichend erklärt. Das kennen die Kleinen ja vom Sandkasten her.).

Nun schaltet sich der Experte dazwischen. Seine Antwort belehrt sie, dass dies keine „plötzliche“ Entscheidung war. Trump, so der bayerische Medienmann namens Hammer, wollte sein Wahlkampfversprechen einhalten. Er wollte zeigen, dass er ein Mann der Taten ist. Zudem koste ihm diese Zusage „gar kein Geld“. Sie ist nämlich „ein Wahlversprechen, das er ohne großen Aufwand erfüllen kann.“ (Aufwand? Was issn das?).

Kritik an seiner Entscheidung ist ihm aber offensichtlich wurscht, er hat sie getroffen, „auch wenn er damit für große Unruhe gesorgt hat.“ Heinzelmännchen sagt:

„Die Bundeskanzlerin Merkel findet den Alleingang von Trump nicht besonders toll“

(„Alleingang“ ist ein typisches Wort in der Sprache von 10Jährigen).

Nun zeigen die Kinder aber salomonische Weisheit in ihrem natürlich von ihnen selbst ausgedachten Kommentar.

„Moslems und Juden brauchen einen Streitschlichter, der ihnen sagt, dass beide das gleiche Recht haben.“

Da gibt es keinen wirkliche Schuldigen (Jetzt muss der kindliche Hörer endlich kapieren, dass bei diesem „Streit“ beide Parteien gleich schuldig sind, die Israelis wie die Palästinenser).

Auf die Heinzelmännchen-Frage, ob es zu einem neuen Krieg kommen könnte, antwortet der Experte: „Prognosen sind hier immer sehr schwierig.“ (Ja, Prognose, wieder so ein typisches Kinderwort!)

So, und jetzt wissen die Kinder dank KLARO, was es mit dem Trump, mit den Israelis und den Palästinensern auf sich hat. Und dass alle beide, die Israelis und die Palästinenser, die gleiche Schuld haben, warum dort unten nichts vorwärts geht.

Danke, Bayerischer Rundfunk, für deine nachhaltige Indoktrination, sorry, Aufklärung zur Sicherung unserer Demokratie.

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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