Sonntag, 22. Dezember 2024

Lösung der Syrien-Krise: Ein Christ als Staatsoberhaupt des Landes

Ein Gastbeitrag von Miriam Shaded (Estera-Stiftung)

Jeder Syrienkenner weiß, dass Syrien vor dem Krieg das liberalste Land in der Region war, da es von einer alawitischen Minderheit, die an die Kemalistenbewegung Atatürks aus der Türkei erinnerte, regiert wurde. Das Regime hatte keine Schulden bei der Weltbank und 2010 wurden in syrischen Gewässern, in der Nähe von Latakia, die wohl größten Öl- und Gasvorkommen der Welt entdeckt. Es sollte also niemanden verwundern, dass Russland seinen grössten Militärstützpunkt ebendort errichtet hat.

Der Stützpunkt nennt sich Kheimim und wurde im Januar 2017 für 49 Jahre von Syrien an Russland verpachtet. Baschars Unwillen mit dem Westen zusammenzuarbeiten hat, wie schon früher, so auch jetzt Auswirkungen auf die Positionierung der USA und der EU gegenüber islamischen Kämpfern in Syrien.

In einem Land, in dem eine Mehrheit der Menschen aufgrund der Ideologie, zu der sie sich bekennt, den Rest der Bevölkerung ausrotten kann, gehen die Regierungen von Mehrheiten einher mit dem Risiko eines Holocausts der Minderheiten.

Trotz der flächendeckenden Euphorie amerikanischer und weltweiter Medien muss ich schweren Herzens eingestehen, dass der US-Angriff auf den Militärflughafen in Syrien allein der sunnitischen Koalition (Rebellen, ISIS) dienlich war und die Position der Christen und anderer Minderheiten weiter geschwächt hat.

Bashar_al-Assad_(cropped)Unter dem Einfluss der Propaganda von Globalisten hat der Westen es vollends vergessen, dass Baschar Al-Assad (Foto rechts) das einzige Regime repräsentiert, welches Christen und andere religiöse Minderheiten vor islamischem Extremismus schützt.

Es scheint, als würden unsere Medien gezielt die Tatsache verschweigen wollen, dass er religiöse Parteien konstitutionell verboten hat, was in einer Gesellschaft, die in der islamischen Ideologie funktioniert, ein riesiger Erfolg ist. Sich auf die Werte römischer Zivilisation besinnend, müsste theoretisch ganz Europa auf seiner Seite stehen. Eine offene Frage ist, ob die mohammedanische Zivilisation derweil nicht zu einem neuen „Wert“ für die Union geworden ist – mit dem Namen Multikulti.

Kommen wir aber zurück zu dem vermeintlichen Auslöser, nämlich dem Giftgasangriff von Idlib. Niemand hat die wahren Befehle oder Beweise vor sich und meistens werden diese von Konfliktparteien oder einzelnen Interessengruppen vorgelegt.

Die Propagandaabteilung von Reuters hat außergewöhnlich schnell und einstimmig die Schuld auf Assad gewälzt, basierend auf Aussagen eines Terroristen.

Vor dem Hintergrund des Giftgasangriffs von Ghouta im Jahre 2013, der nach aktuellen Erkenntnissen wohl durch Rebellen begangen wurde, wissen wir aber, dass es unmöglich ist in so kurzer Zeit einen Schuldigen zu finden.

Außergewöhnlich (für solch einen Giftgasangriff -Anm.Übers.) ist auch die Tatsache, dass das syrische Regime derzeit an allen Fronten gewinnt. Assad’s Truppen haben mit Hilfe Russlands weite Teile des Landes wieder unter ihre Kontrolle gebracht. Jeden Tag sterben in diesem Krieg etwa 300 Menschen.

Warum also sollte das Assad-Regime jetzt so einen Schritt gehen und etwa 80-100 Menschen mit Gas umbringen, wohl wissend, dass eine rote Linie dazu gezogen wurde?

Wohl wissend, dass er nicht mehr der Hauptfeind der USA ist und ein Machtwechsel in Damaskus laut Rex Tillerson nicht mehr auf der Agenda der USA steht. In diesen Situationen sollte man überlegen, wer von dem Gebrauch chemischer Waffen und einem Vergeltungsschlag seitens der USA profitieren würde. Leider waren es die Rebellen und der Islamische Staat, die den Angriff als großen Erfolg feierten. Eben noch im Rückzug begriffen, sind die Dschihadisten jetzt dank neuem Status Quo und weiterer Chaotisierung des Konflikts bald wieder im Anmarsch. Die Karten wurden neu gemischt und der Ausgang ist nicht abzusehen. Ein Regimewechsel steht auch wieder auf der Agenda.

Es fällt schwer zu beurteilen, was oder wer Trump letztlich zu dem Eingreifen bewegt hat. Personen, mit denen er sich während des Wahlkampfes bekriegte (Lindsey Graham, Chuck Schumer, Nancy Pelosi, John McCain, Hillary Clinton und Angela Merkel) beklatschten diesen Schritt.

Allein dies hätte bei ihm, meiner Meinung nach, ein rotes Lämpchen aufleuchten lassen sollen. Mehr als die Hälfte seiner außenpolitischen Berater sind Globalisten, die dem „Council on Foreign Relations“ entspringen, einem 1921 u.a. von David Rockefeller gegründeten amerikanischen Thinktank. Man kann mit ein wenig politischem Feingefühl die These wagen, dass Donald Trump von eben diesen Neo-Cons und Vertretern des sogenannten „deep states“ umgarnt und zu dieser schmerzhaften Entscheidung manipuliert wurde.

Eine oft wiederholte Lüge wird leider schnell zur Wahrheit und bei der Intensivität seiner Arbeit kann es das Ergebnis schlechter Beratung gewesen sein. Ich kann mir denken, dass sie ihn mit der Möglichkeit einer Demonstration der Stärke und Macht der USA, mit den verfügbar bereitstehenden Tomahawks, dazu ermutigt haben.

Diesen Angriff haben einige bemerkenswerte Aktionen und Äußerungen gegenüber China und Nordkorea begleitet und ein paar tote Menschen und ein zerstörter Flughafen sind ja kein hoher Preis dafür.

Die Berater haben anscheinend vergessen Trump zu sagen, dass aus Sicht des Kriegsverlaufes in Syrien, des schier unendlichen Leids der Christen und anderer Minderheiten, dieser Angriff der USA verheerend war.

Nicht nur, da ausgerechnet ein Militärstützpunkt angegriffen wurde, in dessen unmittelbarer Nähe das christliche Dorf Mahrdeh steht, welches täglichen Angriffen seitens der Dschihadisten ausgeliefert ist und bisher von besagtem Militärflughafen beschützt wurde. Sondern weil er neue Risse in der Stabilität schafft, die Baschar Al-Assad diesen Menschen mit seinen Rückeroberungen geben konnte.

1280px-KhandaqWir dürfen nicht vergessen, dass die syrischen Christen (Bild links: altes Christenviertel in Aleppo) und alle Minderheiten in Syrien auf der Seite von Assad stehen. Er war und ist in dem dort herrschenden Chaos der Einzige, der ihren Schutz und die Einhaltung ihrer Rechte gewährleisten kann.

Ich habe mich wohl Anfangs darin getäuscht, dass Trump die amerikanische Politik gegenüber Assad ändern würde. Es schien möglich, da er früher die Aktionen seines Vorgängers scharf kritisierte, jetzt müsste er jedoch einen gravierenden, eigenen Fehler eingestehen.

Die einzige Lösung für Syrien ist ein neuer Präsident, doch die syrische Verfassung verlangt, dass der Präsident ein Muslim ist.

Deshalb liegt meiner Ansicht nach der beste Ausweg in Verhandlungen zwischen Putin und Trump über Zusätze zur syrischen Verfassung, die jedem Bürger Syriens, unabhängig von seinem Glauben, erlauben sollten, Präsident zu werden. Umso mehr, als dass dieses Land historisch den Christen gehörte. Dies würde eine Aufstellung von zwei Kandidaten ermöglichen, unter ihnen einen Christen. Das Volk bekommt die Wahl und Assad wird keine Angst vor einem Rücktritt haben.

Christen werden sich nicht an den Alawiten rächen, also stünde das jetzige Regime nicht vor der Wahl, entweder zu gewinnen oder zu sterben.

Und auch die Rebellen würden nicht durch die Christen bedrängt werden, da sie in der Regel Gewalt verabscheuen und es vorziehen, sich auf die Nächstenliebe zu besinnen.

Mike Pence sollte als tief gläubiger Christ für so eine Lösung werben und ich denke, dass er große Chancen haben würde, sich darüber mit Putin einig zu werden, der sich seinerseits eines beachtlichen Einflusses bei den syrischen Orthodoxen erfreut.

Eine solche Lösung läge auch im Interesse Israels.

Trump würde sein Wahlversprechen über die Vernichtung des Islamischen Staates verwirklichen und dem Land ein historisches Siegel abendländischer Werte zur Freude aller Christen im Westen hinterlassen. Jene könnten sich dann endlich darauf konzentrieren den Wiederaufbau des Landes zu finanzieren, ohne sich über grundlegende Menschenrechtsverletzungen zu sorgen.

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18035750_1367107626666516_934228580_nZur Autorin: Miriam Shaded ist die Vorsitzende der Estera-Stiftung. Die Stiftung ist eine in Polen ansässige „humanitäre Organisation, die als Reaktion auf die humanitäre Krise in Syrien entstand.

Sie wurde von der Islamkritikerin Miriam Shaded in Warschau gegründet und sorgte durch ihren Einsatz für die Rettung christlicher Syrer und ihren Transport nach Polen international für medialen Aufruhr“ (Wikipedia).

Hier geht es zum deutschsprachigen Facebookprofil der Autorin: MIRIAM SHADED

Hier geht es zum Youtube-Kanal der Stiftung: Estera

Der vorliegende Beitrag wurde aus dem Polnischen übersetzt von Blazej Wieliczko.

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Fotos: (c) (1) (2) Fabio Rodrigues Pozzebom / ABr derivative work: César (Bashar_al-Assad.jpg CC BY 3.0, via Wikimedia Commons (3) Das alte christliche Viertel von Dschudaide, Aleppo (c) Kevorkmail at English Wikipedia, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons (4) PR

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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