(David Berger) Kann man eine offene Gesellschaft mit diktatorischen Mitteln erkämpfen? Kann man eine menschlichere Kirche mit Mitteln eines autokratischen Regierungsstils, mit Unbarmherzigkeit gegen Konservative und parallel dazu praktizierter Barmherzigkeit für pädophile Priester erzwingen?
Diese Frage bedrängt die eingefleischten Fans von Papst Franziskus immer öfter. Kurzzeitiger Balsam für deren Seelen dürfte dabei die „Zeit“ geliefert haben, der der Mann aus Argentinien ein Interview gab, in dem so tiefsinnige Sätze fielen, wie:
„Populismus ist böse“- oder:
„Ängste schließen Türen. Die Freiheit öffnet sie. Und wenn die Freiheit klein ist, öffnet sie immerhin ein Fensterchen.“
So recht scheint Franziskus dann aber doch nicht an die Freiheit zu glauben. Sein innerkirchliches Agieren zeigt sich vielmehr von Angst – selbst vor den kleinen Gucklöchern – getrieben: Angst vor jenen Katholiken, die einfach katholisch sein wollen. Und vor allem den Geistlichen, die ihren Hirtenaufgaben nachkommen und sie darin unterstützen.
Der „Focus“ machte bezüglich des Papstes gestern öffentlich, was Insider schon sehr lange wissen: „Wer nicht seiner Linie folgt, der fliegt“.
Ausgangspunkt waren die Aussagen eines profunden Kenners des Vatikan, des Chefredakteurs der Katholischen Nachrichten-Agentur, Ludwig Ring-Eifel, im Deutschlandfunk:
„Man weiß aus dem Vatikan, dass er auch Leute entlässt, die nicht seiner Linie folgen, die sich offen gegen seine Linie aussprechen, beziehungsweise andere stellt er einfach kalt, indem er sie einfach übergeht, nicht mehr einbezieht in bestimmte Entscheidungen.“
Bereits vor 2 Jahren hatte der bekannte Romancier Martin Mosebach darauf hingewiesen, dass der Papst ein „autokratisches Regime“ führe. Seitdem hört man aus ehedem dem Papst treu ergebenen katholischen Kreisen immer öfter davon, dass es in den letzten Jahrhunderten keinen einzigen Papst gab, der so autokratisch, so absolutistisch regierte wie dies Franziskus tut.
Sein Regierungsstil sei eine Mischung aus Jesuitenprovinzial und argentinischer Militärjunta.
Bei Papst Benedikt XVI. hätte ein solcher Regierungsstil in deutschen Nannymedien einen Entrüstungssturm ohnegleichen ausgelöst und es wäre zu befürchten gewesen, dass er von Merkel höchstpersönlich eine Rüge ausgesprochen bekommt.
Bei Papst Franziskus schaut man darüber systematisch hinweg. Warum? Die Antwort dürfte der „Bergoglio-Style“ sein, der selbst harte Kirchenkritiker wie den Spiegel-Mann Peter Wensierski schon kurz nach der Wahl von Bergoglio über die neue Kirche jubeln ließ.
Gemeint ist sein Verzicht auf päpstliche Traditionen und eine offensive Zurschaustellung seiner Bescheidenheit. Die, so Mosebach scharfsinnig, sei allerdings weder asketisch noch bescheiden, sondern bedeute nur „das Herabdimmen auf einen Lebensstil, der sich mit dem der weltlichen Macht von heute deckt“.
Wie groß die Wut der römischsten aller römisch-katholischen Gläubigen auf den Papst ist, zeigte sich bereits Anfang Februar. Passenderweise am ersten Samstag im Monat, der traditonellerweise der Verehrung der Gottesmutter als „Salus Populi Romani“ – der Retterin des römischen Volkes vor dem Unheil – gewidmet ist, fanden sich in ganz Rom bis vor die Mauern des Vatikans zahllose Plakate, die in der Nacht eine größere Gruppe an öffentliche Wände gekleistert haben muss. Der Appell darauf:
„He Franz, du hast die Kongregationen unter Aufsicht gestellt, Priester entfernt, den Malteserorden und die Franziskaner der Immakulata enthauptet, Kardinäle ignoriert … aber wo ist deine Barmherzigkeit?“.
Wer Franziskus näher beobachtet hat, der weiß, dass diese Gläubigen auf die Barmherzigkeit des Pontifex lange warten können. Ganz anders die pädophilen Priester, für die unter Papst Benedikt „Null Toleranz“ galt. Das für gewöhnlich gut informierte Onlinemagazin Katholisches-info dazu:
„Offiziell wird „Nulltoleranz“ gefordert und so von den Medien verbreitet. „Im Stillen und abseits des Radars sind die Dinge diametral entgegengesetzt“ … Wer unter den Päderasten „Freunde“ an der Römischen Kurie hat, die dem Papst nahe stehen, habe gut Aussichten, glimpflich davonzukommen.
Der Schlüssel für das zweierlei Maß, das Papst Franziskus anwende, sei „die Barmherzigkeit“. Nicole Winfield verweist in diesem Zusammenhang auf die Entlassung von drei engen Mitarbeitern von Kardinal Müller an der Glaubenskongregation. Zwei davon waren direkt mit den Fällen pädophiler Priester und deren Bestrafung befaßt. Ein Zufall? Folgt man den Ausführungen Winfields, dann nicht.
Papst Franziskus, so die Vatikanistin, „reduzierte“ still und leise die Strafen gegen eine Reihe von Priestern“, die von der für schwere Delikte zuständigen Glaubenskongregation wegen sexuellen Mißbrauchs von Minderjährigen verurteilt worden waren.“
Was diese „Barmherzigkeit“, die auf die Qualen der Opfer spuckt, bewirkt zeigt der Fall von Don Marches überdeutlich:
„Der italienische Priester war von der Glaubenskongregation für schuldig befunden, aber von Papst Franziskus begnadigt worden. Auf diese Weise ungeschoren davongekommen, suchte sich Don Mercedes, alias Mauro Inzoli, neue junge Opfer und wurde inzwischen von einem italienischen Strafgericht verurteilt. Wie AP berichtete, ist gegen Don Mercedes bereits ein neues kirchenrechtliches Verfahren anhängig.“
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