Mit Susanne Kablitz ist am 11.Februar eine der großen Liberalkonservativen von uns gegangen. Ihre Stimme wird uns fehlen. Ihre prophetische Schau auf die Katastrophe, die auf uns zukommt, ist ihre vielleicht wichtigste Hinterlassenschaft. Ein Nachruf von David Berger
„Bis zum letzten Atemzug“ heißt eines ihrer Bücher, der einzige Roman, den Susanne Kablitz publizierte – und bis sie selbst entschied, den letzten Atemzug zu machen, war sie unermüdlich tätig. Tätig für die mit unserer Demokratie auf Gedeih und Verderb verbundene Freiheit. Ein Kampf der angesichts der immer heftiger und fast unwidersprochen eingeschränkten, für unseren Rechtsstaat aber unverzichtbaren Freiheiten immer anstrengender und aus ihrer Sicht auch immer aussichtsloser wurde. Zumal sie zugleich mit einem schweren Krebsleiden zu kämpfen hatte.
In Nordrhein Westfalen geboren war sie nach ihrem Studium als Wirtschaftsrechtsdozentin tätig, engagierte sich asl Mitglied der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft und gründete 2012 den Hayek-Club für Krefeld und den Niederrhein. Als sie feststellen musste, dass man auch dort Freiheitsrechte nicht mehr verteidigen wollte oder konnte, wo der Druck des Staates – im Zusammenhang mit der Mitgliedschaft der AfD-Politikerin Beatrix von Storch – zu groß wurde, verließ sie die Gesellschaft unter Protest.
Was sie damals in einem offenen Brief an den fast ganz aus FDP-Mitgliedern bestehenden Vorstand schrieb, trifft eine Grundlage des heutigen Gesinnungskriegs sehr genau:
„Man muss nicht in allen Bereichen Frau von Storchs Meinung sein; das bin ich auch nicht. Genauso wenig wie ich mit anderen Menschen einer Meinung sein muss. Dies ist normal in einer freien Gesellschaft und muss durch Diskussion und Meinungsaustausch ausgehalten und souverän behandelt werden.“
Dafür dass wir das aushalten, dass wir auch dann noch tolerant sein können, wenn wir von den anderen immer wieder Akzeptanz für alles fordern, was wir selbst tun, trat Kablitz unermüdlich ein. Ihre zahlreichen Beiträge für „eigentümlich frei“, „The European“, „Junge Freiheit“ und „Wirtschaftswoche“ sind anschauliche Beispiel für ein ungemein intelligentes Engagement für die Freiheit bis zum letzten Atemzug.
Als ich ihr einmal schrieb, „dass die Meinungsfreiheit der Sauerstoff ist, ohne den unser demokratischer Rechtssaat nicht atmen bzw. leben kann“, stimmte mir sie begeistert zu. Wenn sie auch anmerkte, dass unsere Politiker immer mehr die Züge von Leichenfledderern tragen.
Aber auch parteipolitisch engagierte sie sich eine Zeit lang als Parteivorsitzende der PDV (2013-2014). Als Verlegerin (Juwelen-Verlag) betreute sie die Bücher von Ramin Peymani und anderen Autoren, die Klartext redeten und dafür in Kauf nahmen, dass sich die meisten Verleger aus Angst vor all den Maas, Kahanes, Scholz&Friends usw. nicht einmal im Traum vorstellen können, ein solches Buch zu verlegen.
Ihre Sicht auf Gegenwart und Zukunft wurde von Jahr zu Jahr düsterer. Einen Tag vor ihrem Tod schrieb sie:
„Wir leben wieder in einer faschistischen Diktatur nach Muster 1933, die heutigen Nazis sind flüchtlingsbesoffene Gutmenschen und asoziale „Antifaschisten“. Wer die Wahrheit ausspricht, wird verfolgt. So ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann es Tote auf beiden Seiten gibt. Die SPD hat bereits offen zur Gewalt aufgerufen und will jetzt sowohl Bundespräsident wie auch Kanzler stellen.“
Hoffnung konnte sie zuletzt nur noch an eine ihr unausweichliche Katastrophe richten:
„Leider kommt man nicht umhin festzustellen, dass dieses hochnotpeinliche Land sich seinen unausweichlichen nächsten Untergang mehr als redlich verdient. Deutschland ist verloren. Endgültig. Umkehrbar wäre das alles – vielleicht – nur noch mit äußerst drastischen Maßnahmen. Die sich aber KEINE Partei traut. Weil sie alle immer nur auf die Mehrheit starren. Auf die Futtertröge. Weil sie da gut versorgt sind. Und weil sie kein Rückgrat haben, auch einmal einer vorübergehenden Empörung standzuhalten und zu den eigenen Überzeugungen fest zu stehen. Immer kommt einer daher und mahnt die nächsten Wahlen an. Dass man gewinnen will und muss. Und dass man die angeblich erreichten Ziele nicht gefährden darf, indem man die „Volksseele“ verletzt. Und genau in dem Moment sind sie alle mit Haut und Haaren an den Teufel verkauft. Und das noch nicht einmal zu einem guten Preis.
Es ist einfach nur noch widerwärtig. Möge er bald kommen und möge er endgültig sein, denn wer aus dem letzten Untergang nichts gelernt hat, hat keine dritte Chance verdient.
Vielleicht kann es auf diese Weise irgendwann wieder gut werden. Mit Menschen, die aufrecht gehen, selbstbewusst sind und sich von ihrer Staatsbesoffenheit erholt haben. Die, die auf diesem Weg auf der Strecke geblieben sind, sind eben die Opfer. Aber – so hoffe ich – wenigstens für einen guten Zweck.“
Ihre Stimme wird uns fehlen. Aber wer von uns kann ihr zum Vorwurf machen, dass sie diesen Weg in die große Katastrophe nicht weiter mitgehen wollte und sich selbst zu jenem Opfertod entschloss!