Sonntag, 24. November 2024

„Wünsch Dir was“ statt Fakten: Spiegel-Online meldet NPD-Verbot

(David Berger) Wer die bundesdeutschen Medien aufmerksam verfolgt hat, weiß: Wenn der Wunsch Vater des Gedankens ist, kommt es ganz schnell zu Nachrichten, die mit der Realität wenig zu tun haben bzw. ihr direkt widersprechen.

Manchmal wird der Wunsch so stark, dass man selbst aus eindeutigen Worten das genaue Gegenteil des Gesagten heraushört, wenn es nur den eigenen Wünschen und dem eigenen Weltbild entspricht. Hier ist in Wirklichkeit der Morast, aus dem die wahren Fake news ausdünsten.

Ein gutes Beispiel dafür ist „Spiegel-Online“ (SPON), das die Speerspitze der im Internet pubilzierenden Nannymedien darstellt.

Als heute Vormittag in Karlsruhe das Urteil des Bundesverfassungsgerichts im NPD-Verbotsverfahren verkündet wurde – und doch recht eindeutig bekannt gab, dass die Versuche die Partei verbieten zu lassen, erneut gescheitert sind, veröffentlichte SPON noch während der Bekanntgabe jubelnd, dass das Bundesverfassungsgericht ein Verbot der NPD ausgesprochen habe:

„Bundesverfassungsgericht verbietet NPD“ .

Wer die journalistische Abschreibepraxis kennt, kann sich schon denken, was folgte: Die Falschmeldung bei SPON zog einen ganzen Rattenschwanz an weiteren Falschmeldungen – etwa bei den Öffentlich Rechtlichen und beim Stern nach sich, die schlicht alle von SPON abgeschrieben haben.

Jetzt versucht man seinen Lesern wortreich zu erklären, wie es dazu kommen konnte, ohne darüber in kritische, eventuell vernichtende Selbstzweifel zu verfallen (entspreche nicht dem sonstigen Anspruch des Onlinemagazins):

„Als der Vorsitzende des Zweiten Senats, Andreas Voßkuhle, zu reden begann, zitierte er zunächst den Antrag auf das NPD-Verbot. Der Antrag wurde von uns versehentlich mit dem – tatsächlich anderslautenden – Urteil verwechselt.“

Nun könnte man SPON böse Absicht unterstellen – in dem Sinne, dass immer irgendwas hängen bleibt, wenn man mit Dreck schmeißt, auch wenn man nachher zurückrudert – aber das würde den dort Tätigen zu viel strategische Intelligenz zurechnen.

Viel einfacher ist die bereits angedeutete Erklärung: Jeder Psychologe weiß, seitdem der Begriff der „Freudschen Fehlleistung“ die Lehrbücher eroberte, dass es keine völlig zufälligen Fehler in unserem Reden gibt. Sondern sie aus ureigenen Gefühlen und unterbewussten Denkmustern, oft einem bestimmten (Wunsch-)Denken geboren sind. Das ist auch hier der Zufall.

Und ja, wir haben es hier nur mit einer besonders auffälligen Spitze eines Eisbergs zu tun. Sozusagen eine echte, hoffentlich unvergessliche Sternstunde des Nanny-Journalismus. Wie recht hatte doch der zukünftige Präsident der USA, Donald Trump als er vor einigen Tagen einem typischen Vertreter der Lücken- und Nannymedien ganz klar ins Gesicht sagte:

„Ihr seid Fake-News!“

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Foto: (c) pixel2013 – CC pixabay https://pixabay.com/de/fake-fake-news-medien-laptop-1909821/

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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