Kurz vor der Uraufführung eines Theaterstücks des Autors Ibrahim Amir über schwulenfeindliche Flüchtlinge, strich das Volkstheater Wien im Frühjahr das Projekt vom Spielplan. Und nannte als Grund, dass das äußerst pessimistische Stück in der gegenwärtigen Situation falsch verstanden werden könne. Jetzt soll es in Dresden uraufgeführt werden, wo man sich mehr als anderswo kritisch mit der Flüchtlingspolitik und dem Islam auseinander setzt.
Das Volkstheater Wien brüstete sich bislang gerne mit seinem Mut, auch politischem Theater eine Bühne zu geben. Der hatte offensichtlich nun die zuständige Direktorin Anna Badora gänzlich verlassen. Nach einem Bericht der Wochenzeitung „Falter“ hatte das Theater die schon länger geplante Uraufführung des Stückes „Homohalal“ von Ibrahim Amir gestrichen. Das Stück behandelt Homophobie unter Flüchtlingen.
„Falter“ fragte daher nicht ohne Grund: „Unterwirft sich das Theater dem Diktat der Political Correctness?“ Das wies das Theater von sich: Als Grund wurde genannt, dass der Text bereits vor zwei Jahren entstanden sei und nun nicht mehr zur politischen Situation passe. Die Flüchtlingskrise habe sich verstärkt, daher könne das Stück heute „unpassend sein und falsch rüberkommen“.
Die Flüchtlinge und Refugees-Welcome-Aktivisten von damals seien nun „fremdenfeindlich, sexistisch, homophob und konservativ geworden.“
Der Autor, Ibrahim Amir zeigte trotz aller Enttäuschung Verständnis für Absage der für Ende April geplanten Uraufführung seines Stückes. Das sei in einem Workshop entstanden, in dem man in einer Utopie entwickeln wollte, wie wir uns unsere Welt in 20 Jahren in Europa vorstellen. Aus der Utopie sei dann aber schnell eine Dystopie geworden. Die Flüchtlinge und Refugees-Welcome-Aktivisten von damals seien nun „fremdenfeindlich, sexistisch, homophob und konservativ geworden.“ Die ganze Welt habe sich nicht, wie erhofft, zum Besseren gewandelt, sondern sei noch viel schlimmer geworden.
Was von der Absage blieb, war ein übler Nachgeschmack, der typisch für unsere Zeit zu sein scheint. Matthias Dusini dazu im „Falter“: „In weniger demokratischen Ländern würde man dieses Vorgehen als Zensur bezeichnen.“ Das sei Wasser auf die Mühlen jener, die besonders an Theatern, aber auch in Politik und Medien einen „linken Meinungsfaschismus“ wüten sehen.
Suche nach einem Ort für die Premiere war in Dresden erfolgreich
Dass man an auf politische Korrektheit bedachten und vom linken Mainstream geprägten Theatern so etwas nicht gerne hören, geschweige denn auch noch aufgeführt sehen will, versteht sich von selbst. Und Ibrahim Amir hatte offensichtlich auch keinen Versuch unternommen, die Verantwortlichen umzustimmen. Ein Grund könnte gewesen sein, dass sein Verlag damals mit anderen Häusern über die Uraufführungsrechte verhandelte, die vielleicht mehr Mut zeigen als das Volkstheater Wien.
Und in der Tat scheint dieses Suchen erfolgreich gewesen zu sein: Der MDR erwähnt ganz nebenbei, dass das Stück am Dresdner Staatsschauspiel – nach dem Weggang des umstrittenen Indendanten Wilfried Schulz – in diesem Herbst seine Premiere feiern kann. Kurz und knapp heißt es in der Ankündigung: In der Komödie „Homohalal“ von Ibrahim Amir treffen sich ein Asylbewerber und seine einstigen Feinde im Jahr 2032 wieder.
Foto: Flüchtlinge in Dresden (c) Screenshot youtube