(David Berger) Gestern berichteten die Medien von einem gruseligen Vorfall an der Hamburger Außenalster: ein 16-jähriger junger Mann, der dort mit seiner 15-jährigen Freundin spazieren ging, wurde hinterrücks brutal erstochen und dadurch getötet, seine Freundin ins Wasser gestoßen.
Obwohl sich solche Meldungen seit etwa einem guten Jahr extrem häufen, sind sie jedes mal erneut erschreckend, zeigen sie doch eine Grausamkeit, die in Deutschland bisher nur sehr punktuell vorkam und dann einen riesigen Medienhype hervorrief.
Inzwischen besteht bereits die Gefahr, dass wir uns fast an solche Meldungen gewöhnen:
Da werden einem jungen Mann von einem wenig älteren Mann die Lieder und Ohren abgebissen, danach die Zunge herausgeschnitten und die Augäpfel ausgestochen. In Bonn Bad Godesberg wird der 17-jährige Niklas auf brutalste Weise zu Tode getreten. Und dann die vielen Fälle von Kindern und Frauen jeden Alters, wo man den Körper nur geschändet, aber die Seele schwer, vielleicht für immer unheilbar verletzt hat. Inzwischen versucht eine sog. „Einzelfallmap“ zumindest die Fälle zu sammeln und zu dokumentieren, die bekannt wurden: Hier geht’s zur ⇒ Landkarte der Schande
Und fast immer lesen wir dann in den Suchanfragen der Polizei, dass der oder die Täter eine „südländische Erscheinung“ hatten.
So wird das Wort „südländisch“ auf einmal zum Schreckenswort.
Eine ungeheure Entwicklung, die indirekt die gesamten Südeuropäer von der südfranzösischen Provence bis Sevilla und Malta eigentlich auf die Palme bringen müsste. In meiner Jugend stand „südländisch“ für Strand und Meer, für Fernweh, für die mediterrane Küche, es stand für eine liebenswürdige Lebensart, für zutiefst abendländische Regionen mit einer uralten Kultur und einer vornehmen, vom Katholizismus oder der Orthodoxie geprägten Frömmigkeit.
Und doch weiß jeder bei diesem Schreckenswort inzwischen: das waren keine Spanier oder Südfranzosen, die die Untaten begingen. Die Hautfarbe, die bei einem Süditaliener der eines Türken ähnlich sein mag, ist für das Geschehene nicht entscheidend.
Mit fast schlafwandlerischer Sicherheit kann man davon ausgehen, dass die „südländischen“ Täter nicht aus Europa, dem viel gescholtenen Abendland, kommen. Sondern Migranten aus Afrika, dem nahen und mittleren Osten sind.
Man verstehe mich nicht falsch, es geht hier nicht darum, diese Menschengruppe einfach als brutale Tätergruppe abzustempeln. Auch muss ich zugeben, dass mir bislang kein besserer Begriff als der derzeit von der Polizei Gebrauchte einfällt.
Aber es muss doch – auch im Sinne der Prävention – erlaubt sein, über die Täterprofile näher und genauer zu sprechen. Jede Heimlichtuerei in dieser Sache fördert nur die Diskriminierung und das Wuchern von Vorurteilen und Ängsten im Untergrund.
Und vor allem: sie verhindert, dass wir vorsorgen, dass die Zahl solcher Fälle wieder deutlich zurück geht. Und das muss sie ganz dringend.
Die Stimmung ist bereits am Kippen. Diejenigen, die gestern noch Gummibärchen an Flüchtlinge verteilten, mutieren immer öfter zu Pegida-Sympathisanten. Der Volkszorn wird derzeit nur noch durch die von Politikern geschürte Angst vor einer freien Meinungsäußerung gebremst.
Aber wenn der Leidensdruck zu groß geworden ist, wird der Dampf, der sich derzeit im Kessel staut, unkontrolliert entweichen. Dem Druck und der Gewalt, die hier freigesetzt werden, können dann auch Forderungen nach einer strengeren Zensur der sozialen Netzwerke nicht mehr standhalten. Er wird sich nämlich dann nicht nur in der virtuellen Welt entladen.