„Einen schwerwiegenden Eingriff in die Wissenschaftsinfrastruktur und mithin die Wissenschaftsfreiheit“ hat das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit der Direktorin des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV), Regine Stein, vorgeworfen. Grund ist der Ausschluss der Bibliothek des Konservatismus (BdK) aus dem GBV.
Die Einrichtung, die in der Berliner Fasanenstraße sitzt, ist deutschlandweit einmalig, da sie mehr als 3.500 Bücher vorhält, die sonst nirgendwo vorhanden sind. Seit 2008 gehört sie dem GBV an. Dadurch ist ihr Bestand, wie der fast aller anderen Bibliotheken, seit 17 Jahren digital recherchierbar. Ein Ausschluss aus dem GBV würde die Werke unauffindbar machen.
Den nun veröffentlichten Brief des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit haben bisher 244 Wissenschaftler unterschrieben, darunter der Historiker Andreas Rödder, der die Denkfabrik Republik21 leitet. Auch der prominente emeritierte Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie, Reinhard Merkel, der Philosoph und Wirtschaftsinformatiker, Christoph Lütge sowie Islamforscherin Susanne Schröter gehören zu den Erstunterzeichnern.
In dem Schreiben der Wissenschaftler an Stein heißt es: „Wir fordern Sie auf, die Kündigung unverzüglich zurückzunehmen.“ Diese bezeichnen sie als „unbegründet“. Die Bibliothek des Konservatismus sei „eine Spezial- und Forschungsbibliothek, die das gesamte geistesgeschichtliche Spektrum des Konservatismus seit 1789 erschließt“.
Die Gelehrten argumentieren, der Ausschluss der Bibliothek aus dem GBV bedeute, dass die „Bestände der BdK nicht mehr im Internet recherchierbar“ sein werden: „Auch vor Ort, im Lesesaal der BdK, wäre keine Literaturrecherche mehr möglich, zumal die Bestände der Mitgliedsbibliotheken durch den GBV verwaltet werden. Die BdK würde ihre Sichtbarkeit verlieren.“
Dem GBV und dessen Leiterin Regine Stein werfen die Wissenschaftler vor, „als Betrieb des Landes Niedersachsen (…) seiner Aufgabe als öffentlich-rechtliche Institution nicht gerecht“ zu werden. Stein hatte die mutmaßlich politisch motivierte Kündigung zum 31. Dezember ausgesprochen.
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