Bundestagsbeschluss: Heiliger Sankt Florian im Parlament

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Gastbeitrag von Meinrad Müller

Weil im Bundestag sprichwörtlich „die Hütte brennt“, soll zum Fest Allerheiligen 2025 endlich ein Bundestagsheiliger beschlossen werden, der vor politischen Fehlentscheidungen schützt. Um sich seiner Hilfe zu versichern, könnte rechts vom Rednerpult eine Marmorbüste errichtet werden.

Menschen haben sich schon immer an besondere Helfer gewandt, wenn sie allein nicht mehr weiterwussten. Der Katholizismus kennt über 10 000 höchst spezialisierte Heilige. Ein Stoßgebet in größter Not zum Himmel gesandt, soll helfen. Sankt Florian schützt vor Feuer, der heilige Christophorus begleitet Reisende. Heilige sind Experten mit himmlischen Sondervollmachten. Ihr Job: Hoffnung geben und die Seele entlasten – und wo wäre das nötiger, als im Deutschen Bundestag. Gehalt verlangen die Heiligen auch nicht, wodurch das Argument, der Haushalt würde belastet, entfällt.

Heilige waren die Hotline des Volkes

Heilige sind so etwas wie eine kostenlose Versicherung und wie der ADAC. Geht etwas verloren, rufen wir: „Heiliger Antonius, hilf!“ Und damit das Haus nicht in Flammen steht: „Heiliger Sankt Florian!“ Der bekannteste Satz lautet: „Heiliger Sankt Florian, verschon’ mein Haus, zünd andere an.“ Heilige stehen für die Hoffnung, dass da jemand sofort eingreifen kann, wegen ihrer allerbesten Beziehungen nach ganz oben.

Auch wer keine Heiligen mehr kennt, greift zu ähnlichen Lösungen: ein Talisman in der Tasche, ein Stein mit „guter Energie“ an der Halskette, ein Engelchen am Rückspiegel oder eine Autogrammkarte eines Sängers. Wir geben unsere Hilflosigkeit an etwas Äußeres ab und hoffen: „Vielleicht hilft dieses Ding.“ In diesem Moment holen wir einen Unterstützer mit auf unsere kleine innere Bühne.

Ein stiller Hilferuf zu einem der Heiligen genügt – und plötzlich schöpfen wir auf Knopfdruck neue Hoffnung. Gläubige nennen es Gebet, andere stille Zuversicht. Wir Menschen suchen nun mal Orientierung, Schutz und Sinn. Unsere Hilferufe an Heilige verankern unsere Wünsche tiefer in uns, bis sie zur Gewissheit werden. Heißt es nicht: „Dein Glaube hat dir geholfen“?

Ein Heiliger fehlt – gegen den politischen Irrsinn

Für verlorene Schlüssel gibt es Antonius. Für Feuer Florian. Für Autofahrer Christophorus. Aber niemand schützt uns vor politischem Unsinn. Keiner bewahrt uns vor Fehlentscheidungen im Parlament. Zeit, einen neuen Heiligen zu benennen.

Franz Josef Strauß – Er, der einst mächtige Redner, ist zwar nicht heiliggesprochen, wird es wohl auch nie. Doch der Volksglaube war schon immer schneller als die Kirche. Wir führen diesen Heiligen einfach selbst ein:

Der neue Heilige möge heißen: Sanct Franciscus-Josephus Strausus. Das klingt mächtig, wie ein Trommelschlag, vor dem die Gegner erzittern.

Und wenn im Fernsehen wieder Realitätsverweigerung läuft, dann rufen wir voller Hoffnung:

„Sanct FranciscusJosephus Strausus,

mach mit diesem Wahnsinn Schluss!“

Bei den Bösen wäre der Effekt gefürchtet. Es wäre wie eine feierliche Teufelsaustreibung.

Exorzismus im Bundestag – nötiger denn je.


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