Dienstag, 6. Mai 2025

Was nutzen Fakten und Vernunft in der Idiokratie

oder: Warum ich seit über einem Jahr mit einer Schreibblockade kämpfe.

Wenn man vom täglichen Wahnsinn regelrecht überrollt wird, und auf jedes Thema, das einen zum Reagieren triggert, zwei neue groteske Narrative in den Raum purzeln, während man noch am Ersten bastelt. Für jeden abgeschlagenen Kopf der medialen Hetz- und Lügenhydra wachsen zwei neue nach. Schließlich fing ich gar nicht mehr an zu schreiben, sondern sammelte nur noch zunehmend hilflos all die Themen, auf die man eigentlich hätte reagieren müssen …

Einzelnen Fliegen kann man mit der Klatsche nachstellen. Wenn man aber in einem dunklen Schwarm von Fliegen versinkt, hilft nur noch Kopf einziehen.

Es begann schon mit Corona

Diskussionen, die ich damals führte, immer wieder führen musste, scheiterten nicht nur an Desinformation, medialen Narrativen und Hysterie, nein, sie scheiterten schlicht an Dummheit. Viele durchaus gutwillige Menschen haben es schlicht nicht verstanden. Sie begriffen nicht, dass mehr Tests natürlich auch zu mehr entdeckten mutmaßlich Infizierten führen. Ich bekam dann Antworten wie „aber viele Tests zu machen ist doch gut“. Dass es aber eine direkte Korrelation zu den Inzidenzen gab, verstanden sie nicht.

Wie hätten Leute, die schon an so simpler Unterstufenmathematik (Proportionalität)  scheitern, je das von Bhakdi erstmals beschriebene Grundrauschen der Tests verstehen sollen, konkret, dass je mehr Test man durchführt, und je weniger tatsächlich Infizierte es gleichzeitig gibt, desto stärker schlägt die Fehlerquote als Grundrauschen zu. Massentests zaubern dann zwangsläufig eine Pandemie herbei.

Ich hatte seinerzeit ein Meme zu Schwangerschafts-Massentests veröffentlicht.

Was passiert, wenn man millionenfache Schwangerschaftstests durchführt
(c) Pommes Leibowitz

Was ich von vielen zur Antwort bekam: „Aber eine Infektion ist doch keine Schwangerschaft.“ Womit der Vergleich für diese Leute Unsinn war.

Wie soll man mit solchen Menschen noch sinnvoll diskutieren, wie ihnen überhaupt irgendwas erklären? Die Welt ist einfach zu kompliziert für sie. Und dennoch können sie irgendwas studiert haben, können hochrangige Beamte oder gar Politiker sein und andere dumme Menschen als Gefolgschaft gewinnen.

Wenn Menschen viel Meinung aber kein Wissen haben

wie soll man sie dann noch mit Wissen und Fakten erreichen? Sie „wissen“ ja bereits, was richtig und was falsch ist, auch wenn sie nicht wissen, warum.

Wir alle kennen die „Rechter Onkel beim Weihnachtsfest“ Metapher aus der Haltungsjournaille. Da wird den Leuten dann erklärt, was sie dem rechten Onkel erwidern können. Wie dressierte Äffchen lernen sie also, auf Stichworte zu reagieren und vorgefertigte Antworten abzuliefern, ohne aber vom Sachverhalt irgendeine Ahnung zu haben und womöglich auch ohne überhaupt zu verstehen, was sie da reden.

Exemplarisch für dieses Phänomen ist dieser Post:

Vorgefertigte Argumente zum Auswendiglernen.

„Gio unzensiert“ ist eine sehr kluge und sachliche Youtube-Vloggerin, die ich generell empfehlen kann. Obige Posterin hat also erkannt, dass Gio eine kritische Haltung zu den Dingen hat, und weil das natürlich inakzeptabel ist (jede Kritik ist ein Angriff auf „Unsere Demokratie“), bittet sie die Community um Instant-Argumente.

Das ist übrigens auch genau das Niveau, auf dem sich unsere Politiker bewegen. Sie bekommen von ihren PR-Leuten Instant-Argumente für jeden Zweck geliefert, mit denen sie dann wie ein Papagei die Doktrin ihrer Partei vertreten. Was auch erklärt, warum sie häufig immer das Gleiche sagen, oft wörtlich, ob es passt oder nicht. Und manchmal eben auch totalen Unsinn reden.

Und Akademiker sind oft die Schlimmsten …

Hier ein Erlebnis meines Freundes Joshua Salewski:

Gestern kam ich in den Genuss, jungen Akademikern zu lauschen, wie sie über das Verfassungsschutz-„Gutachten“ sprachen. Und weil ich nie lang zögere, mir in Gruppen einen besonderen Beliebtheitsstatus zu erarbeiten, intervenierte ich.

Ich: „Aber ihr wisst schon, dass der Verfassungsschutz WEISUNGSgebunden ist, ne?“

„Weisungs… was??“, fragte eine Fraugelesene, die ich ausweislich ihres Gesichtsschmucks sowie der Bonbon-Haarfarbe als Wortführerin wahrgenommen hatte.

„Na, eben weisungsgebunden. Das bedeutet, dass der Verfassungsschutz dem Innenministerium unterstellt ist. Die Innenministerin ist die Chefin“

„Ach so, echt??“, klinkte ein weiteres Talent sich in die Unterhaltung ein. „Ich dachte, im Verfassungsschutz arbeiten die Verfassungsrichter.“

„Nein. Die Innenminister sind die Dienstherren des Verfassungsschutzes. Der Verfassungsschutz kann also gar nicht unabhängig oder objektiv sein.“

„Warum nicht?“

„Ähm, weil Innenminister eine PARTEI-Zugehörigkeit haben. Nancy Faeser ist zum Beispiel in der SPD.“

„Ja und?! Wo ist das Problem?“

„Ähm, das Problem ist: PARTEI-Leute, also Abgeordnete mit Machtinteressen, entscheiden über Dinge, die unsere Verfassung betreffen. PARTEI-Leute entscheiden, wer hierzulande verfolgt, gecancelt oder vor Gericht gezerrt wird.“

„Ja gut, aber Faeser ist SPD. Und SPD ist ja ’ne demokratische Partei!“

Anschaulicher als hier durch meinen Freund Joshua wurde unsere „akademische Elite“ nie beschrieben. Vermutlich muss ich mir, so wie er, eine vermehrt humorvolle Distanz zu den Dingen erarbeiten, und – auch wenn das meinem Wesen widerspricht – Fakten und Analysen Fakten sein lassen. Die, die es am meisten anginge, verstehen es eh nicht, und die anderen, die Kritischen und Hinterfragenden, wissen es längst.

 

 

Pommes Leibowitz
Pommes Leibowitzhttps://pommes-leibowitz.com
Studium der Wirtschaftswissenschaften, danach als Analyst im Marketing eines globalen Konzerns tätig gewesen. Inzwischen selbständig. Zeitweise bei den Piraten und als Internet-Aktivist unterwegs, dabei diverse Kampagnen entwickelt. - Er sieht sich heute als Kolumnisten in Wort und Bild (Photoshop), der sich eher Fragen des Zeitgeistes als konkreten, aktuellen Ereignissen widmet.

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