Ein Adventslied von Jochen Klepper aus dem Jahr 1938.
Hinführung: Mehrfach habe ich in den letzten Jahren immer wieder auf die Literatur der sog. Inneren Emigration hingewiesen, die mich bereits in meinem Germanistikstudium (Schwerpunkt Gertrud von Le Fort) nicht losließ und die mich auch in den letzten Jahren immer wieder tröstend begleitet hat. Besonders berührt hat mich in diesem Advent ein Gedicht oder besser Lied von Jochen Klepper, das ich dank eines neuen Buches über die Literaturepoche wieder entdecken durfte:
Der aus Schlesien stammende „Klepper wurde während der Zeit des Nationalsozialismus wegen seiner „nichtarischen“ Ehefrau ausgegrenzt sowie drangsaliert und nahm sich schließlich das Leben.“ (Quelle), Gerade die traurige Tatsache, dass Klepper „die Morgenröte“ nach der Diktatur nicht mehr erleben durfte, machen für mich diese Zeilen so ergreifend (DB; Foto © OTFW, Berlin, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons).
***
Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.
Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht. Gott selber ist erschienen zur Sühne für sein Recht. Wer schuldig ist auf Erden, verhüll nicht mehr sein Haupt. Er soll errettet werden, wenn er dem Kinde glaubt.
Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf! Ihr sollt das Heil dort finden, das aller Zeiten Lauf von Anfang an verkündet, seit eure Schuld geschah. Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah.
Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.
Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt. Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt. Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht. Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.
***
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.