(David Berger) Rund tausend Freunde der traditionellen Liturgie der katholischen Kirche, die Papst Benedikt XVI für die gesamte Kirche als „außerordentlichen Ritus“ wieder zugelassen hat, sind an diesem Wochenende im Rahmen einer „Peregrinatio“ (Wallfahrt) nach Rom gepilgert.
Zunächst kamen die Gläubigen, die man als „identitäre Bewegung der katholischen Kirche“ bezeichnen könnte, um ihre Ergebenheit gegenüber dem katholischen Glauben zum Ausdruck zu bringen: Einer der ganz großen Aktivisten dieser liturgischen Bewegung, Eric de Saventhem hat bereits vor vielen Jahren die Anhänger der klassischen Liturgie als „Kerntruppen der Kirchlichkeit“ bezeichnet.
Klares Signal an Franziskus: Wir wollen katholisch bleiben
Zum anderen, um Papst Franziskus zu zeigen, dass der sensus fidelium (Denken und Fühlen des christlichen Volkes) darum bittet, die von seinem Vorgänger gewährten großzügigen Privilegien für diese seit mehr als 1000 Jahren zur Identität der Catholica gehörenden Liturgie nicht wieder zurückzunehmen. Dem auf weiter Strecken gleichgeschalteten Agieren von Franziskus ist diese tief fromme Bewegung, die man auch als „identitäre katholische Bewegung“ bezeichnen könnte, ein Dorn im Auge.
Die Mauern des mehr als 2000 Jahre alten römischen Pantheons, das seit der Christianisierung Roms Maria, der Königin der Märtyrer geweiht ist, waren gefühlt kurz davor zu wanken, als tausend Stimmen am Freitag Abend wie aus einem Mund am Ende der feierlichen Vesper, mit der die Rompilgerreise eröffnet wurden, das Salve Regina und zum Auszug der Kleriker das „Christus vincit“ sangen.
Geleitet hatte das feierliche Abendgebet der Churer Weihbischof Marian Eleganti (s.u.)
Mit der Deutschlandflagge nach Sankt Peter
Höhepunkt war schließlich die mit dem feierlichen Rosenkranzgebet an der Engelsbrücke eröffnete Prozession nach Sankt Peter. Die Bilder und Videos sprechen für sich:
Hier sei noch am Rande bemerkt, dass mich mehrere Teilnehmer aus Deutschland bei der Aufstellung zur Prozession angesprochen und sich bedankt haben, dass ich zuvor auf PP über das Ereignis berichtet habe, von dem sie sonst vermutlich nicht erfahren hätten.
Verehrung der Petrus-Reliquien
In der Peterskirche schließlich empfing der emeritierte Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Gerhard Kardinal Müller die Pilger an der Confessio, wo unter dem frisch restaurierten berühmten Baldachin die Reliquien des hl. Petrus, des von Christus selbst bestellten ersten Papstes der römischen Kirche verehrt wurden.
Seine Predigt am Grab des Apostelfürsten galt dem sehr wichtigen Unterschied zwischen Glaube und Ideologie, auf den bereist Papst Benedikt immer wieder aufmerksam gemacht hat. Einige besonders markante Aussagen, die aktueller nicht sein könnten, seien hier zitiert:
Gegen die gender- und transhumanistische Ideologie
„Aufgrund der Säkularisierung glaubten viele, man könne so leben, als gäbe es Gott nicht. Statt Gott verehrten sie die falschen Götter des Geldes, der Macht und der Lust. Doch sie wurden bitter enttäuscht. Alle atheistischen Ideologien unserer Zeit haben zusammen mit ihren selbsternannten Führern nichts anderes getan, als die Welt in ein noch größeres Elend zu stürzen. Der deutsche und italienische Faschismus, der sowjetische und chinesische Kommunismus, der kapitalistische Konsumismus und die Gender- und transhumanistische Ideologie haben die Welt in eine Wüste des Nihilismus verwandelt.
Das 20. Jahrhundert war eine Zeit der Diktatoren und Ungeheuer, die der Welt ihren Willen aufzwingen wollten, ohne Rücksicht auf das Glück von Millionen von Menschen. Sie glaubten, dass ihre Ideen die Rettung der Welt seien und dass der neue Mensch nach ihrem Bild und Gleichnis „geschaffen“ und nach ihrer Logik „gesegnet“ werden müsse. Auch heute erleben wir, wie Terroristen, Ausbeuter und skrupellose Tyrannen Hass und Gewalt als Mittel für eine „bessere zukünftige Welt“ deklarieren.
Rücksichtslose Geopolitik der Großmächte
Heute betreiben die Großmächte eine rücksichtslose Geopolitik auf Kosten des Lebens und der Würde von Kindern und Erwachsenen. Es geht um die Anhäufung von Macht in den Händen skrupelloser „neuer Machthaber“, die das Glück von Millionen von Menschen aufs Spiel setzen.“
„Im Gegensatz zu all den tödlichen Ideologien, die die Menschen mit ihrer Propaganda verführt haben, ist das Christentum die Religion der Wahrheit und der Freiheit, der Liebe und des Lebens. Die Liebe, die Gott uns allen in Hülle und Fülle schenkt, und unsere Antwort in der Hingabe an Gott und der Nächstenliebe gegenüber anderen ist die Erfüllung des Menschen.
Gottesliebe und Nächstenliebe stehen im Mittelpunkt des christlichen Glaubens an die schöpferische und durchdringende Kraft Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der christliche Glaube ist eine persönliche Beziehung zum dreieinigen Gott in der Gemeinschaft seiner Kirche. Durch die Taufe sind wir Kinder Gottes in Christus und Freunde Gottes im Heiligen Geist geworden.
Großartige Zeugnisse der christianisierten griechisch-römischen Kultur
„… Aber wenn wir uns umschauen, in Italien und im Westen, dann sehen wir die großartigen Zeugnisse der christianisierten griechisch-römischen Kultur, aus deren Quellen wir schöpfen. Dies ist die für alle Kulturen offene Synthese von Glaube und Vernunft, die sich im Logos, d.h. in Jesus Christus, manifestiert, die Einheit unserer Ausrichtung auf Gott und unserer Verantwortung für die Welt. Ihr festes Fundament ist die Inkarnation des Wortes Gottes in Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch.“
Die Feierlichkeiten enden am heutigen Christkönigsfest mit einem Pontifikalamt, das Msgr. Elegant in der berühmten Kirche Santissima Trinità dei Pellegrini zelebrieren wird.
Addendum: Begegnung mit Msgr. Eleganti
Zum Schluss sei noch eine Begegnung hier erwähnt, die für mich ganz persönlich den Höhepunkt dieser Pilgerfahrt darstellt. Obwohl wir immer wieder über das Internet Kontakt hatten, konnte ich Msgr. Marian Eleganti zum ersten mal persönlich nach der Vesper im Pantheon begegnen, einem Priester und Bischof, der in sich alle großen Tugenden des katholischen Klerus zu vereinen scheint: Tiefe Frömmigkeit verbunden mit Gelehrsamkeit und Klugheit, eine echte, strahlende Freundlichkeit verbunden mit Demut und Bescheidenheit, die zwischen der Person und dem hohen Amt, das sie nur vertritt, unterscheidet.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.