- Wenn Politiker Gesellschaft, Wirtschaft und Gesundheitswesen auf Krieg einschwören wollen, …
- Wenn Kindersendungen Marschflugkörper mit Piepsestimme präsentieren, um den Kriegseinsatz zu verniedlichen und als cool darzustellen…
- Wenn eine Bundesbildungsministerin in den Schulen Kinder auf den Krieg vorbereiten will…
- Wenn Bischöfe den Papst rügen, weil er zum Frieden mahnt…
…, dann stehen die Zeichen auf Sturm. Und jeder, der diese Signale nicht erkennt, den muss ich fragen:
Habt ihr nicht zugehört?
Ich habe zugehört, wenn Politiker und Lobbyisten sich hinter moralischen Idealen verschanzen, um Krieg alternativlos wirken zu lassen, um vor der katastrophalen, innenpolitischen und wirtschaftlichen Lage im eigenen Land und der eigenen Inkompetenz abzulenken.
Ich habe zugehört, wenn Politologen, Journalisten und Friedensforscher Lösungsansätze diskutierten, zum Frieden mahnten und Friedensverhandlungen anstießen, nur um ignoriert, diffamiert und kriminalisiert zu werden, weil sie die „falsche“ Meinung haben, die „falsche“ Partei wählen oder für die „falsche“ Sache einstehen.
Ich habe zugehört, als meine Lehrer vor plumper Propaganda, medialer Manipulation und ideologischer Gleichschaltung gewarnt und zu kritischem, eigenständigem Denken aufgefordert haben.
Ich habe zugehört, als meine Großmutter ihr Leben lang von Vertreibung, Flucht und Kriegsverbrechen berichtet hat, als sie immer wieder durchlebt hat, wie sie zweimal ihre Heimat verlor, ihr Kind im Flüchtlingslager zur Welt brachte und beinahe bei der Bombardierung von Dresden umgekommen wäre.
Ich habe zugehört, als sie von den Entbehrungen der Nachkriegszeit berichtet hat, als sie aus Blechbüchsen essen und auf den Feldern Kartoffeln stehlen musste, um ihre Familie zu ernähren.
Ich habe zugehört, wenn mein 1946 geborener Vater von seiner Nachkriegskindheit erzählt hat, wie er die omnipräsente Bedrohung durch den Kalten Krieg empfunden hat und wenn er sich zeitlebens für Friedenspolitik und atomare Abrüstung stark gemacht hat.
Ich habe zugehört, als mein Mann mich fragte, ob, wann und wie weit ich gehen würde, um unsere Kinder vor Krieg zu bewahren, selbst wenn mir das Herz dabei brechen würde wie meiner Großmutter, als sie ihre Heimat verlor.
Ich habe zugehört, mir selbst, wenn ich nachts Tränen der Verzweiflung über diese unkontrollierbare Situation vergossen habe, Tränen der Wut über all Diejenigen, die die Augen vor dieser Bedrohung verschließen und nichts sagen, weil sie nicht negativ auffallen wollen.
Und ich will NICHT irgendwann zuhören, wenn meine Kinder mich fragen: „Mama, warum hast du nichts getan?“
Ich will NICHT zuhören, wenn sie weinen, weil ihr Vater zum Kriegsdienst eingezogen wird, die Sirenen zum Luftschutzbunker rufen, sie wegen zusammengebrochener Versorgungswege hungern oder in Trümmern spielen müssen.
Ich will NICHT irgendwann zuhören, wenn sich mein Sohn von mir verabschiedet, weil er in einem sinnlosen Krieg kämpfen soll, den niemand gewinnen kann.
Und alle, die ihr dies lest:
Hört auf, nur das zu hören, was ihr hören wollt!
Hört auf, nur das zu hören, was man euch glauben lassen will!
Hört auf, die täglichen Manipulationen und Lügen zu ignorieren und immer wieder zu vergessen, denn die größte Gefahr ging schon immer von der schweigenden Masse aus.
Ihr könnt aufstehen, das Schweigen brechen, ihr könnt denen, die Krieg wollen und vorantreiben, eure Stimmen, eure Unterstützung und euer Geld verweigern. Ihr könnt Stellung beziehen: „Nein, wir wollen keinen Krieg und wir werden nicht mit oder für euch kämpfen!“
Am Ende kann und soll niemand behaupten:
Wer hätte das ahnen können?
Wie hätten wir es verhindern sollen?
Was hätten wir tun sollen?
Denn darauf gibt es nur EINE Antwort: Habt ihr denn nicht zugehört?
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„Verfasserin von ‚Aufschrei einer Ungeimpften ‚“