(David Berger) Es kann schon jetzt als das weltweit wichtigste Interview des gerade begonnenen Jahres gelten: das seit Mitternacht online und kostenfrei verfügbare Interview des US-Journalisten Tucker Carlson mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, das innerhalb weniger Stunden mehr als 100 Millionen Menschen angesehen haben.
Ganze 127 Minuten hat das mit Spannung erwartete Gespräch, das der bekannte US-Moderator Tucker Carlson mit Wladimir Putin bereits am Dienstag führte, und das heute Mitternacht (MEZ) auf Carslons Blog und auf X online ging, gedauert.
Das Besondere: Carlson war der erste westliche Journalist, der überhaupt seit Ausbruch der heißen Phase des Ukraine-Konflikts den Mut hatte, Putin zum Interview zu bitten. Souverän, mit einer professionellen Fairness dem Gesprächspartner gebenüber, hat Carlson das über zwei Stunden andauernde Gespräch mit einem ebenfalls überlegt, äußerst klug und versöhnlich erscheinenden Putin geführt.
In die Ukraine gegangen, um den Krieg zu beenden
Wer erwartet hatte, dass das Gespräch sofort mit einem für Furore sorgenden Paukenschlag beginnt, der war vermutlich enttäuscht, dass Putin erst einmal sehr ausführlich erklärt, warum die Ukrainer nie eine spezifische ethnische Gruppe waren, sondern das, was heute als „Ukraine“ verteidigt wird, eine Schöpfung des Sowjet-Diktators Lenins ist. Die sog.“Maidan-Revolution“ in der Ukraine im Jahr 2014 sei ein „Putsch“ gewesen, der ihn zum Handeln gezwungen habe: „Die Ukraine stellte eine Gefahr für die Krim da, die wir unter unseren Schutz stellen mussten.“ Zudem sei man dort im Februar 22 „hineingegangen, um den Krieg zu beenden“.
Wie man auch zu der fast eine halbe Stunde des Interviews in Anspruch nehmenden Darstellung der russisch-ukrianischen Geschichte steht, man hört fasziniert einem Präsidenten zu, der aus dem Stand eine 30-minütige Fast-Geschichts-Dissertation bietet. Während sein Gegenspieler im Weißen Haus, Joe Biden die Ukraine mit dem Irak verwechselt und überzeugt ist, Mexiko habe eine Grenze mit Gaza, während er erst vor Kurzem (als diese längst verstorben waren) mit Mitterrand & Helmut Kohl gesprochen habe.
Waffenlieferungen einstellen!
Zu den Erfolgsaussichten im Ukraine-Konflikt zeigte sich Putin siegessicher: Eine strategische Niederlage sei ausgeschlossen: „Es wird niemals passieren.“ Dies dürfte der gegenwärtigen tatsächlichen Lage entsprechen.
Wer wirklich jetzt einen möglichst raschen Frieden wolle, der müsse Washington und andere Länder dazu bringen, die Waffenlieferungen an die Ukraine, die man zu einem „Satelliten“ der USA gemacht habe, einzustellen.
„Wir haben Verhandlungen nie abgelehnt“, sagte Putin, während er konstatierte, dass ausgerechnet Selenskyj sich stets Friedensgesprächen mit dem Kreml verweigert habe. Es sei nun Aufgabe der USA „der derzeitigen ukrainischen Führung sagen, sie soll aufhören und sich an den Verhandlungstisch setzen“.
Wer hat Nordstream gesprengt
Natürlich konnte auch die Frage nach dem Anschlag auf die Ostsee-Pipeline Nord Stream nicht ausbleiben. Zuerst war Russland völlig widersinnig beschuldigt worden, die Pileine zerstört zu haben, bis sich die Ukraine dazu bekannte. Vermutlich, um gute Stimmung bei der Nato zu erringen, von der sie nach wie vor ein Eingreifen in den Ukraine-Konflikt und damit auf dessen weltweite Eskalation hoffen: „Die Deutschen wissen, dass die Nato-Partner es getan haben … Warum schweigen die Deutschen, warum sagen sie nichts?“ fragt Carlson den russischen Präsidenten:
Dersagt lachend: „Das verwirrt mich auch.“ Um dann hart mit Deutschlands Führung ins Gericht zugehen: Diese werde von den Interessen des kollektiven Westens gesteuert und nicht von den eigenen nationalen Interessen. Der Anschlag habe unter der Federührung der CIA, dem amerikanischen Auslandsgeheimdienst, der ein Interesse und die Fähigkeiten dazu gehabt habe, stattgefunden. Auch wenn es in diesem Zusammenhang nicht möglich war, Beweise vorzulegen, scheint diese Antwort zwar extrem unbequem, aber doch die plausibelste, die bislang zu der Hauptfrage nach dem Anschlag gegeben wurde.
Zugleich widerlegte Putin die dümmliche Rede deutscher und polnischer Politiker, nach der Russland „uns“ das Gas „abgedreht“ hätte. Es gebe noch immer eine voll funktionierende Pipeline und Russland sei weiter bereit Deutschland umweltfreundliches Gas zu liefern, um dessen schwere Wirtschaftskrise zu lindern.
(c) Tucker Carlson/X
Ängste vor Angriffen Russlands auf Polen, Deutschland usw. widersprechen dem gesunden Menschenverstand
Die ganz absichtlich von der NATO, aber auch dem deutschen Verteidigungsminister geschürten Befürchtungen, wonach Russland Pläne für einen Angriff auf Polen oder andere NATO-Länder hege, wies Putin klar zurück. Sollte es keinen Angriff Polens auf Russland geben, stehe dies doch „komplett außer Frage“. Putin warnt freilich die USA davor, Truppen in die Ukraine zu schicken; „Wollen die Vereinigten Staaten [den dritten Weltkrieg]? Warum? Dieser Konflikt findet Tausende Kilometer von Ihrem Staatsgebiet entfernt statt! Hast du nichts Besseres zu tun? Sie haben Probleme an der Grenze, Probleme mit der Einwanderung, Probleme mit der Staatsverschuldung – über 33 Billionen Dollar. Wenn Sie nichts Besseres zu tun haben, heißt das, dass Sie in der Ukraine in den Krieg ziehen müssen?“
Polen, Lettland oder andere Länder angreifen? „Warum sollten wir das tun? Wir haben einfach kein Interesse.“ Sich auf einen „globalen Krieg“ einzulassen, würde Russland selbst schaden und widerspreche komplett dem gesunden Menschenverstand. Den NATO-Staaten gehe es schlicht darum, die eigene Bevölkerung mit dem Vorgaukeln einer „imaginären russischen Bedrohung“ einzuschüchtern.
📺 Deutsche Übersetzung (unauthorisiert) des #Putin-Interviews von @TuckerCarlson. pic.twitter.com/yHrcQvs2Qb
— Paul Brandenburg (@docbrandenburg) February 9, 2024
Journalistische Großtat
Sehr schön hat der bekannte Publizist Matthias Matussek das Interview mit wenigen Worten gewürdigt: „Was für eine journalistische Großtat dieses Gespräch von Tucker mit Putin, zahlensicher und gebildet, von Geschichtsunterricht über Werte, künstliche Intelligenz, Dostojewski – man muss sich mal den US-Tattergreis oder unsere Klippschülerin vorstellen“.
Und ausführlich dazu: „Kernsatz an den Westen: „Ihr schadet euch selbst“. Und: „Wir sind eine große Familie auf diesem Planeten.“ Und: „Wir verteidigen uns seit dem Coup des Maidan und den Bomben auf den Donbass“.
Kernweisheit Putins: die Welt ändert sich. Kernüberraschung: Die gute einst Beziehung zu Georg Bush. Kernaufhellung: Die Nato hat eine Chance auf Frieden mit Würde. Kernentdeckung: Die vielfachen Friedensofferten Russlands, die vielfach gebrochenen Zusagen durch amerikanische Präsidenten, jeweils zurückgepfiffen durch die CIA und das Pentagon.
Sie haben einem äußerst zahlensicheren, geschichtskundigen Putin die Gelegenheit gegeben, seine Gründe für die militärische Intervention in der Ukraine darzulegen, etwas, was von den USA Dutzende Male und in allergrößter Selbstverständlichkeit betrieben wurde, wenn sie ihre Interessen bedroht sahen.“ (Quelle)
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