Dienstag, 30. April 2024

Eklat zum 70. Jahrestag: Bezirks-Bürgermeisterin lädt 17.Juni-Vereinigung aus

Dieser Eklat belastet womöglich die bisherige Zusammenarbeit bei der Gestaltung des 70. Jahrestages des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953.

Zunächst hatte die Bürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf, Maren Schellenberg (B90/GRÜNE) die Vereinigung 17. Juni eingeladen, an der gemeinsamen Kranzniederlegung am einzigen originären Denkmal Deutschlands in Berlin-Zehlendorf , das an den 17. Juni 1953 erinnert, nicht nur teilzunehmen, sondern auch ein paar Worte zu sprechen. Letztendlich wurde auf Wunsch des Vereins sogar der Termin um eine Stunde verschoben. Wenige Tage später kam der Rückzieher.

In einer Email an den Vorsitzenden schrieb Frau Schellenberg nunmehr:

Zu Ihrer Bereitschaft anlässlich der Gedenkfeier am Holzkreuz zum Gedenken an den Aufstand des 17.Juni 1953 zu sprechen, haben wir nach Hinweisen recherchiert, und dabei erfahren, dass die Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V. aber auch Ihre Person politisch nicht unumstritten sind.“ Und weiter: „Wir haben uns daher nach gründlicher Abwägung entschlossen, auf der Veranstaltung nur offizielle Vertreter des Bezirks und der Gemeinde Klein – Machnow sowie eine kirchliche Vertretung sprechen zu lassen und keine VertreterInnen von Vereinigungen oder Initiativen und damit auch auf Ihre Gedenkworte zu verzichten.“

Maren Schellenberg bittet um Verständnis: „Wir möchten damit sicherstellen, dass die Gedenkveranstaltung in einem würdigen politisch neutralen Rahmen stattfindet, ohne Gefahr zu laufen, dass am Rande politische Auseinandersetzungen stattfinden.“

Kein Verständnis für politischen Salto

Die Vereinigung, deren Gründung direkt auf den Aufstand von 1953 zurückgeht, hat hingegen für diesen „ungerechtfertigten politischen Salto,“ so ein Sprecher, „überhaupt kein Verständnis.“ Die Vereinigung reagierte prompt und wandte sich ebenfalls per Email an die Bürgermeisterin:

„Wir haben Ihrem Wunsch entsprechend die von Ihrem sehr freundlichen Mitarbeiter Herrn M… vermittelte Teilnahme an Ihrer Kranzniederlegung aus unserem VA-Kalender gestrichen (Homepage https://17juni1953.wordpress.com/2023/06/07/

Trotzdem bedauern wir Ihre für eine Demokratie ungewöhnliche Mitteilung, zumal wir uns vor einigen Jahren noch in einem konstruktiven Meinungsaustausch in Ihrem seinerzeitigen Büro als Stadträtin befanden. Besonders bedauerlich durch Sie als Bürgermeisterin(!) die übermittelte Begründung, die mit Verlaub eine ungeheure Argumentation durch eine gewählte Mandatsträgerin in einem Rechtsstaat ist. Sie stellen hier Vermutungen in den Raum, ohne diese auch nur annähernd zu begründen.

Und Sie geraten damit in den Verleumdungsbereich gegen eine historische Vereinigung, die in den vergangenen 7 Jahrzehnten eine unermüdliche Arbeit für das Gedächtnis an ein großes historisches Ereignis für Deutschland und Europa geleistet hat, und einen Mann, der nachweislich unermüdlich besonders während der 28 Jahre existierenden Mauer gegen diese und das Unrecht unter schwersten persönlichen Opfern (u.a. 8 Jahre Zuchthaus wegen des Kampfes für die Freilassung politischer Gefangener) gekämpft hat. Es sollte gerade für eine GRÜNE Politikerin oberste Pflicht sein, sich konsequent zur Rechtstaatlichkeit zu bekennen und diesen Grundsatz nicht eben nebenbei außer Acht zu lassen.“

Vorwürfe konkretisieren

Die Vereinigung bittet Maren Schellenberg „höflich, Ihre angedeuteten Vorwürfe zu konkretisieren, damit diese ggf. auch einer gerichtlichen Überprüfung standhalten können oder diese in aller Form zu korrigieren.“

Es sei überdies bedauerlich, dass „Sie mit Ihrer schrillen argumentativen Behauptung die über Jahrzehnte über Parteigrenzen hinweg gute Zusammenarbeit mit Ihren Vorgängern desavouiert haben.“

Der Vorstand kündigte an, dass die Vereinigung dessen ungeachtet das Gedenken unserer VEREINIGUNG an der einzigen originären Gedenkstätte Deutschlands an den Volksaufstand wie seit Jahrzehnten am „Holzkreuz“ durchführen wird und führt deutlich aus: „Wir wissen, dass auch Verleumdungen von Ihnen unseren Einsatz für Einigkeit und Recht und Freiheit nicht einschränken oder uns zu einer Änderung veranlassen“ werden.

Zum Schluss seiner Replik betont der Vorstand seinen „ausdrücklichen Dank nicht nur an Ihren bereits angeführten Mitarbeiter, sondern auch an viele Ihrer Vorgänger im Amt oder amtierende BVV-Mitglieder in Vergangenheit und Gegenwart, die ehrenamtliches Engagement stets höher einzustufen wußten als offenbar Sie, die Sie uns gegenüber vor einigen Jahren sogar einräumten, von einer Gedenkstätte in Zehlendorf an den 17. Juni (als Stadträtin!) nichts gewußt zu haben.“

Die geharnischte Stellungnahme der von drei Vorstandsmitgliedern gezeichneten Email an Maren Schellenberg endet mit „Im Schatten des 70. Jahrestages äußerst traurigen Grüßen.“

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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