Gastbeitrag von Meinrad Müller
Während dieser Tage gar schreckliche Prophezeiungen die Runde machen und uns Erdenbürger erschrecken, teilt der Autor hier seine positiven Aussichten. Nach rund 120 Artikeln, in denen er 2022 die Finger in die politischen Wunden legte, klingen hier nun beruhigende Töne an. Vorerst.
Silvester 2022
Die Großfamilie, samt künftig einzugliedernder Schwiegersöhne und -töchter, Freunden und noch lebenden Vorfahren ,versammelt sich in allen Räumen des Gemäuers. Man lässt es sich gut gehen.
Diverse hochgeistige Flüssigkeiten, die zur Bekräftigung der Zusammengehörigkeit dienen sollen, reagieren im Magen anders als gedacht. Dieser Cocktail hat es in sich. Der Hausherr begibt sich in seinen Ohrensessel und nimmt die turbulente Welt um sich herum nur noch halb wahr. Etwa so:
Es ist Neujahr, genau 00:01 Uhr
Das Unterhaltungsprogramm wird unterbrochen, ein weißer, alter Mann im roten Rollkragenpullover verkündet, ARD und ZDF hätten soeben ihre Selbstauflösung für heute 12:00 Uhr beschlossen. GEZ-Gebühren gäbe es nicht mehr.
00:12 Uhr
Der Noch-ÖRR verkündet bislang nie gehörte Frohbotschaften. Die Energiekosten seien gefallen. An den Tankstellen rattern die Preise nach unten und zeigen nur noch 0,26 Euro pro Liter Super an. Es bilden sich augenblicklich lange Schlangen an den Zapfsäulen, denn niemand, der noch nüchtern ist, will diesem Frieden so recht trauen, füllt Tank und Reservekanister.
00:22 Uhr
Neben Benzin wurden auch Zigaretten auf einen Schlag drastisch billiger. Sie werden für 2,20 Euro und 3,40 Euro angeboten. Die Einkaufskörbe füllen sich. Vodka, Doppelkorn und Cognac stehen plötzlich für 4,20 Euro im Regal, doch nicht lange, denn die Käufer decken sich ein. Wer weiß schon, wann wieder schlechte Zeiten kommen und diese tröstlichen Tropfen gebraucht werden.
00:33 Uhr
Die Sirenen auf den Dächern heulen und mahnen, jetzt erneut zur Tagesschau umzuschalten. Jene, die noch bei klarem Verstand sind, schalten folglich um. Am Sonntag den 1.1.23 seien, nach einem Kabinettsbeschluss, alle Läden ab 06.00 Uhr geöffnet und sämtliche Lebensmittel würden um 50 % billiger angeboten.
Es ist 02:00 Uhr
Bei eisiger Kälte bilden sich erste Schlangen vor Aldi, Rewe, Norma usw. Alle Kneipen bieten Pils für 0,80 Euro und Schnitzel für 2,80 Euro an. Stimmung wie am 11.11. in Köln macht sich breit.
02:43 Uhr
Eine Brauerei, heißt es, habe ein Bier erfunden, das die Impfgifte aus dem Körper spülen würde. Dreimal täglich ein Liter sei die Normaldosis, abgegeben würde es kostenlos in Apotheken.
03:14 Uhr
Alle, die noch aufrecht stehen können, jubeln auf ihren Balkonen, denn die Mieten würden ab jetzt nur noch 45 % der letzten Miete betragen. Die große Freude geht im Böllerlärm unter.
03:45 Uhr
Das Heute-Journal verkündet eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Fachkräfte aus aller Welt. Diese erhalten Besen, um unverzüglich den Silvestermüll von den Straßen zu fegen.
05:20 Uhr
Die Regierung tritt geschlossen zurück, versammelt sich in Nürnberg und wird von riesigen UFOs auf Nimmerwiedersehen abgeholt. Lauterbach steigt mit Maske ein.
06:00 Uhr
Die Tagesschau meldet, der weltweite Frieden sei ausgebrochen, die Aktien der Rüstungskonzerne fallen in den Keller und mit ihnen die Beliebtheitswerte der Parteien, welche an Waffengeilheit leiden.
08:08 Uhr
Ein lauter Böller landet auf der Terrasse direkt vor der Schlafzimmertüre und weckt den Autor dieses Textes aus diesem schönsten Traum aller Zeiten. Die Mischung aus Eierlikör, auf das Wohl von Tante Frieda mehrfach gelabt, der Punsch mit den älteren Verwandten, die Cognacs mit Brüdern und Schwestern, die Vodkas mit Fanta, dem Lieblingsgetränk der anwesenden Jugend, müssen irgendwie die Phantasie angeregt und den Weltfrieden erzeugt haben.
Das machen wir jetzt immer so.