Freitag, 26. April 2024

Des Kaisers neue Kleider oder Die Geschichte einer Gesellschaftslüge

Das Märchen vom Kaiser („Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen), der auf zwei offensichtliche Betrüger hereinfällt, hat mich bereits als Kind unglaublich fasziniert. Besonders die Tatsache, dass alle Erwachsenen den Betrug mittragen, weil sie sich keine Blöße geben wollen, und nur ein Kind in der Lage ist, das falsche Spiel aufzudecken, macht das Märchen so einzigartig.

Beim abendlichen Vorlesen mit meinem Sohn kam ich nicht umhin, hier starke Parallelen zur gegenwärtigen Lage im Pandemie-Deutschland zu ziehen.

Es widerstrebt mir zwar zutiefst, Herrn Lauterbach zum Kaiser hochzustilisieren, doch wie der märchenhafte Kaiser hat er eine immense Machtstellung inne, was den Vergleich nahe legt: König der Talkshows, Karl der Große, Pandemie-Kaiser der Herzen, Fürst der Finsternis-Vorhersage, Prinz der Pseudo-Prognose, Graf Gnadenlos oder Lord of the lies – Dem geneigten Leser fallen garantiert noch ein paar royale Titel mehr ein. In dieser Position ist er zwar nicht durch Gottes Gnaden, dafür aber durch Gefälligkeit, quasi durch Volkes Gnaden gelandet. Der eigenen Partei erschien er ja anfänglich nicht geeignet für den Job. Also ist es auch nicht verwunderlich, dass er sich lieber um Kopf und Kragen redet, als einzugestehen, dass er für sein Amt nicht geeignet ist, was auch den Märchen-Kaiser dazu bringt, lieber mitzuspielen, als sich möglicherweise als dumm und für sein Amt nicht geeignet zu outen.

Biontech und Pfizer

Und wie im Märchen tauchen nun zwei clevere, mutmaßliche Schurken auf – man mag sie vielleicht Biontech und Pfizer nennen – und erzählen von einer wundersamen, noch nie dagewesenen Neuerung. Was unglaubwürdiger ist – ein unsichtbarer Stoff für unsichtbare Kleidung oder eine Impfung für ein neuartiges Virus mag der Leser selbst entscheiden. Nachdem in der Geschichte der Impfung noch keine erfolgreiche Impfung gegen ein Corona-Virus entwickelt wurde, rückt es die Ereignisse der letzten beiden Jahre m.E. geradezu ins Märchenhafte.

So, und statt dass Kaiser Lauterbach sich mal bei ein paar seriösen Impf-Schneidern erkundigt, ob das Ganze überhaupt Aussicht auf Erfolg hat, vertraut der dem Pfizer/Biontech-Duo. (Böse Zungen mögen die provokante Frage stellen: Ist es noch Betrug, wenn man deutlich sagt „Wir wissen nicht ob es hilft, welche Nebenwirkung langfristig zu erwarten sind, aber ihr unterschreibt mal, dass wir an nix Schuld sind, wenn es schief geht“? – Nennen wir sie also lieber profitorientierte Geschäftsleute.) Die lange juristische Skandalgeschichte des Pfizer-Konzerns von Massenklagen, außergerichtlichen Vergleichen, Betrugsanklagen und Verurteilungen etc. wird auf jeden Fall ignoriert, ebenso die warnenden Stimmen zahlloser Experten. Im Märchen kommen diese gleich gar nicht vor. Hat Hans Christian Andersen damals bereist erkannt, dass der Mensch nicht belehrbar ist, und sich die Mahner in der Geschichte gleich gespart? Dies kann er uns zwar nicht mehr beantworten, allerdings zeigt die Realität doch, dass kritische Stimmen mit allen Mahnungen irrelevant waren. Entweder wurden sie ignoriert, diffamiert oder kalt gestellt.

Nun möchte man meinen, dass zumindest die Berater des Kaisers den Schneid haben müssten, ihrem Monarchen vor diesem fehlgeleiteten Unternehmen zu bewahren oder wenigstens zur Umsicht anzuleiten. Aber nein, aus Angst als inkompetent dazustehen, hängen alle viel zu sehr an ihren politischen Ämtern, als dass sie ehrlich wären. Also werden die profitorientierten Geschäftsleute hofiert und es wird massenweise „Stoff“ bestellt.

Angst vor dem Kaiser

Das einfache Volk wird dabei nicht gefragt, die sind schließlich keine Experten, die müssen nur bei der Präsentation des neuartigen Stoffes Gewehr bei Fuß stehen. Man darf auch annehmen, dass, wenn die Präsentation klappt, das Ganze einen solchen Hype auslösen wird, dass alles, was Rang und Namen hat, ebenfalls den „Stoff“ will, um dem Kaiser in nichts nachzustehen.

Am Tag der Präsentation ist den Zuschauern jedoch die Skepsis ins Gesicht geschrieben. Die Gründe, warum keiner was sagt, sind vielfältig. Die einen glauben alles, was ihr allmächtiger, geliebter Kaiser sagt, weil er klüger sein muss, nachdem sie alle ja offenbar das Offensichtliche nicht sehen und sich daher freiwillig der fragwürdigen Autorität unterwerfen. Die Anderen wiederum haben Angst, den Kaiser zu verärgern. Das ist es doch nicht wert, im Kerker zu landen, weil man den Kaiser beleidigt hat, auch wenn er offensichtlich Blödsinn von sich gibt. Wenn der Kaiser glücklich ist, ist das Volk glücklich und wenn der einzige Preis ist, sich unsichtbaren und unwirksamen „Stoff“ aufzuhalten, ist das doch ein geringer Preis für Normalität und Freiheit, den man gerne bereit ist, zu zahlen.

Am Ende hält dem ganzen heuchlerischen Haufen ein unschuldiges Kind den Spiegel vor. Dieses ist dann gleichzusetzen mit all den mutigen, ehrlichen Wissenschaftlern, Journalisten, Juristen und Bürgern, die nicht bereits sind, das Spiel mitzuspielen, und die in ihrer naiven Ehrlichkeit glauben, man müsste ihnen doch zuhören und endlich auch erkennen.

Das Märchen lässt offen, was dann passiert! Muss der Kaiser abdanken? Opfert er seine Untergebenen als Sündenböcke? Werden die profitorientierten Geschäftsleute zur Verantwortung gezogen? Oder müssen der Junge und seine Familie für die schonungslose, an Beleidigung grenzende Ehrlichkeit büßen?

Das Spiel längst durchschaut

Das sich regende Getuschel und Gelächter in der Märchen-Bevölkerung lässt den Schluss zu, dass man das Spiel durchschaut hat. Doch die Realität zeigt, dass sie wunderlicher ist, als es jedes Märchen sein könnte. Die Lehre des Hans Christian Andersen, die Moral von der Geschichte, geht am Großteil der Bevölkerung verloren. Trotz Erkenntnis, es ist nicht alles koscher, trotz Beweis, dass manipuliert wurde, trotz der Fakten, dass man sich wegen des unsichtbaren, unwirksamen „Stoffs“ nicht nur einen Schnupfen sondern Schlimmeres holen kann, bleibt man bei der ursprünglichen Geschichte. Und dass der „Stoff“ für die sog. vulnerablen Personengruppen wohl keine gute Idee gewesen ist, fällt auch auf, und dass man mit dem guten alten Schal, einer großen Portion Vitamin D und einer Tasse Tee besser dran gewesen wäre als mit einem halbseidenen, undurchsichtigen Geschäft von „Stoff“handel, der in seiner Unwirksamkeit auch ebenso unsichtbar sein hätte können.

Tja, der Stoff ist zwar für den eigentlichen Zweck unwirksam bzw. kann sogar erheblichen Schaden hervorrufen. Dennoch müssen ihn alle kaufen, weil man nur dann solidarisch ist, wenn sich alle bloßstellen lassen. Denn dass sie von den eigentlichen Verursachern im Regen stehen gelassen werden, weiß man auch spätestens, seitdem Kaiser und Minister, den Geschäftsleuten garantiert haben, sie wegen möglicher Stoffmängel nicht zu belangen.

Der nackte Kaiser trägt also sein Amt nicht mehr mit Würde. Der Wahnsinn zeigt sich täglich in Wort und Tat. Ein anderer hätte längst schon abdanken müssen. Und wenn nicht freiwillig, wäre er gestürzt worden. Doch dazu müssten die, die das könnten, sich die Blöße geben und zugeben, dass sie entweder zu doof waren, den Schwindel zu sehen, oder zu machtbesessen, weshalb sie mitgespielt haben. Der Kaiser wird sich weiter einreden, dass er nicht nackt ist, nur um ja nicht im Orkus der Vergessenheit, der Minderwertigkeit zu versinken.

Warum also stehen die Leute lieber nackt da, als etwas gegen ein offensichtlich falsches Spiel zu tun? Gespräche mit Menschen, die sich freiwillig den „Stoff“ geben haben lassen, lassen nur einen Schluss zu: Viele wollen einfach belogen werden!

Ich will doch wieder reisen…

„Hör auf, mir etwas davon zu erzählen. Ich habe mich jetzt den „Stoff“ geben lassen, jetzt will ich meine Ruhe. Es muss doch irgendwie weitergehen. Dann kann ich ja nicht reisen, nicht ins Wirtshaus etc.“ Also lieber nackt dastehen, als sich einzugestehen, dass man für dumm verkauft wurde. Und das Offensichtliche, ein Kaiser, der nackt und bloß, praktisch bar jeglicher Fakten und Logik, sie weiter regiert, und ein Betrugssystem am Laufen hält, wird geflissentlich ignoriert, in weiten Teilen sogar noch bejubelt.

Somit wurde der nackte, entblößte Kaiser ein Sinnbild für eine schutzlose, sinnentleerte, sich selbst entlarvende Gesellschaft, die hilflos und wissentlich dem Macht- und Ränkespiel der Politik, dem Lobbyismus, der Finanzwelt unterworfen ist – und das nicht erst seit Corona. Ob sich das nach Corona ändern wird, bleibt ernsthaft zu bezweifeln, angesichts der himmelschreienden Berichterstattung im Ukraine-Russland-Konflikt. Der Sommer 2022 wird wohl nur eine kleine Verschnaufpause für Impfkritiker und Impfgegner gewesen sein, der Herbst wird es zeigen, ob das Märchen weitergesponnen wird.

Selbsterkenntnis wäre in diesem Fall garantiert auch der zu empfehlende Weg zur Besserung. Doch das Gefühl der Scham ist ein machtvolles. Dem will sich niemand aussetzen. Denn die logische Konsequenz daraus wären Reue und Wiedergutmachung! – Nein, dann doch lieber wegschauen, das Märchen weiterspinnen und das Happyend in weite Ferne rücken. Um nicht verrückt zu werden, werde wohl auch ich das Märchen von „des Kaisers neuen Kleidern“ nicht mehr allzu schnell als abendliche Bettlektüre wählen.

PP-Redaktion
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Eigentlich ist PP nach wie vor ein Blog. Dennoch hat sich aufgrund der Größe des Blogs inzwischen eine Gruppe an Mitarbeitern rund um den Blogmacher Dr. David Berger gebildet, die man als eine Art Redaktion von PP bezeichnen kann.

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