Martinsgansessen in einem Prager Restaurant. Oft sind es kleine Anekdoten, die innerhalb weniger Sekunden ein ebenso erhellendes wie bezeichnendes Licht auf die gegenwärtige Lage werfen. Unser Gastautor Frank Helbig lebt in Prag und hat genau so etwas erlebt.
Eben war ich ja in meinem bevorzugten Prager Restaurant zum Martinsgansessen. Na ja, Martinsgänsekeule. Aber das tut für die zu berichtende Geschichte eigentlich auch nichts zur Sache.
„Ich arbeite nicht für das Innenministerium“
Am Nebentisch treffen neue Gäste ein, die bereitwillig ihre Handys zücken um den Impfnachweis zu präsentieren. (Pflicht in CZ seit einigen Tagen). Der Kellner lacht und sagt, lassen sie mal gut sein, ich arbeite nicht für das Innenministerium. Das ist in der Folge noch zwei Mal passiert.
So verweigert die Gastronomie in Tschechien auch konsequent 2G.
Die Gastronomen sagen ganz klar, es ist in der Verantwortung der Bürger selbst, sicherzustellen, dass sie sich an die Regeln halten. Sie, die Gastronomen ständen jedenfalls nicht als Erfüllungsgehilfen der Politik zur Verfügung.
Ich liebe dieses Land…
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Und in Spanien?
(David Berger) Ich muss gestehen, dass ich mir als Deutscher, der sich derzeit auf der Flucht vor der Corona-Diktatur auf den Kanaren aufhält, einen ähnlichen Faux-Pas erlaubt habe, als ich mich hier im Fitnessstudio angemeldet habe.
Auf die Frage bei der Anmeldung, ob ich hier einen Impf- oder Testnachweis brauche, schaute mich der Studioleiter erst etwas seltsam an und musste dann lachen:
„Su nombre es suficiente para mí. Y que además siempre pague sus cuotas“ („Ich brauche nur deinen Namen und wichtig ist, dass Du deine Gebühren für das Studio bezahlst!“)
Genauso ist es hier übrigens auch in allen Restaurants, bei Frisören, in Geschäften, bei Konzerten, Museumsbesuchen etc. usw. Hier schütteln die Verantwortlichen nicht selten seltsam berührt den Kopf, wenn deutsche Touristen mit geschollener Brust ihr Impfpässe vorzeigen wollen, bevor sie überhaupt in die Location eingetreten sind … In Deutschland dagegen fühlt sich jeder noch so kleine Bar-CEO als Abgesandter des Ministeriums für Volksgesundheit.
Flucht oder Innere Emigration
Was uns einst als selbstverständlich erschien, wird nach gut einem Jahr des Lockdown-Wahnsinns bereits zu etwas besonders Erwähnenswerten.
Ich befürchte, ich gehöre zu einer Generation, die die alte Normalität noch in vollen Zügen genießen durfte und für die alles, was nun passiert, wie ein böser Albtraum ist, aus dem es kein Erwachen gibt. Eine Generation, dessen bester Teil sein zukünftiges Leben entweder in der Inneren Emigration suchen wird oder der sich dauernd zu der Flucht vor der „neuen Normalität“ und der sehnsüchtigen Suche nach Inseln der Vernunft und Menschlichkeit gezwungen sieht.
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