Mittwoch, 25. Dezember 2024

Die Bundesregierung und ihr grüner wie medialer Anhang haben sich von Europa „abgehängt“

Nicht die Regierungen, nicht die Grünen, nicht die Mainstreammedien sind Europa. Sie alle haben sich spätestens 2020 von Europa „abgehängt“. – Europa, das sind wir, die wir seit Monaten versuchen, weiterhin frei in Europa zu leben und unsere Nationen zu verbinden – während die EU uns alle mit immer abstruseren Verordnungen trennt. Ein Gastbeitrag von Dr. Wulf D. Wagner

Der Europa-Gedanke von Freiheit, offenen Grenzen und einem gemeinsamen Leben ist über Bord geworfen – von den EU-Gläubigen selbst: Eigentlich brauchen die Fotos aus Palermo keinen Kommentar, um das Elend zu offenbaren, das auch die vermeintlich sozial eingestellten Linken und Grünen mit ihrer unkritischen Befürwortung von Lockdowns in Deutschland oder Zona Rossa in Italien mit vergrößern. Aber da diese sich – postfaktisch wie sie sich gerne geben – schon lange den klaren Blick verschleiern und ungern selbstkritisch die Wirklichkeit wahrnehmen, will ich den Bildern erklärende Worte beifügen, zumal ich sie mit folgender Behauptung verbinde:

CDU/CSU/SPD-Regierung, Grüne und ihre Staatsmedien haben sich von Europa „abgehängt“

Schon lange haben sich die Genannten von den Nationen, den Völker, den Kulturen „abgehängt“. Solche „bösen“ Begriffe mögen sie gar nicht, sind ihnen reines „Konstrukt“, und so würden sie wohl an dieser Stelle mit der ihnen eigenen Selbstgefälligkeit zustimmend nicken, läsen sie denn mit. Doch 2020/21 haben sie sich zugleich von ihrem so oft beschworenen Europa-Gedanken, ja ihrem vorgegaukelten Weltbürgertum „abgehängt“. Hier würden sie natürlich wild verneinend den Kopf schütteln. Allein die Beweise mehren sich von Tag zu Tag.

Linke wie Grüne akzeptieren in ihrer denkfaulen Garten- oder Homeoffice-Begeisterung seit über einem Jahr (!) ohne Einspruch alle Regierungs­maßnahmen, die unsere Grundrechte einschränken. Sie nehmen die damit einhergehende Verleugnung der gerade von ihnen über Jahrzehnte gepriesenen „westlichen Werte“ – darunter Selbstbestimmung, Freiheit und Parlamentarismus (zur Erinnerung d. h. Öffentlichkeit und Diskussion!) – unhinterfragt hin, ja verbieten sich selbst jeden Zweifel am nun einjährig unveränderten Pandemie-Narrativ.

Ob tatsächlich in Corona-Angst versetzt oder nicht, weigern sie sich – untertänig und lieber sich selbst und ihren Kindern durch die Befolgung immer abstruserer Maßnahmen schadend –, jegliche Kritik oder abweichende Meinung zur amtlich befohlenen Linie zur Kenntnis zu nehmen. In ihrer selbst-gewählten „Quarantäne“ – das Wort im doppelten Sinne – vermeiden sie, über ihre Prenzlauer-Berg-Wohnung hinauszudenken und damit z. B. die Folgen eines Lockdowns in Deutschland für andere europäische Länder und ihre Menschen mitzudenken. Größere Zusammenhänge? Fehlanzeige!

Den Gipfel dieser Abgehängtheit von der Lebenswirklichkeit in Europa erklimmt in diesen Tagen der Grünen liebste CDU-Kanzlerin Angela Merkel mit der Idee, uns Deutschen in diesem Jahr – sprich einem weiteren Jahr! – das Reisen verbieten zu wollen.

Als seien Reisen stets ein reines Privatvergnügen, auf das der Bürger ja wohl verzichten könne, vergessen die Verantwortlich-Unverantwortlichen, was sie seit Jahrzehnten predigen: Um nicht „abgehängt“ zu sein, müsse man überall im grenzenlosen Europa leben – unter London oder Barcelona ging es doch eigentlich gar nicht als hipper Weltmensch. Und so sitzen nun Millionen von Bürgern, die der Idee vom geeinten Europa glaubten und sich ein Leben an zwei Orten in ebendiesem Europa aufgebaut haben, von Finnland bis Spanien, von Irland bis Ungarn, von Stuttgart bis Neapel und nicht zu vergessen von Ankara bis Berlin da, ohne zu wissen, wie es weitergehen soll.

Europas menschliche Beziehungen werden zerrissen, in der Fremde Aufgebautes zerstört

Da sind zunächst die Millionen, die ihr eigenes Land ganz oder teilweise verließen, etwa weil sie mit Jobangeboten über die Grenzen gelockt wurden, und die jetzt abgeschnitten sind von ihren Heimatländern. Fragt jemand von den Grünen, was das für all die Ausländer in der Bundesrepublik bedeutet?

Dann sind da jene, die aus Liebe zur Kultur des anderen Landes sich dort mit eigenen Ideen engagieren, z. B. jene Engländer und Holländer, die in Italien oder Südfrankreich Ferienhäuser aufbauten, vor allem jene liebevoll restaurierten, einst verlassenen Bauernhäuser, die nun einen bedeutenden Teil des Tourismus ausmachen und bisher (!) für Arbeit auf dem Land gesorgt haben.

Schließlich sind da jene älteren Nordeuropäer, die sich auf den spanischen Inseln ihren Lebensabend einrichteten und denen die Regierenden seit einem Jahr den Besuch ihrer Angehörigen beschränken oder verbieten.

Auch sind da die von der EU-Politik bis in Werbungen der Großkonzerne hinein so geschätzten multikulturellen Liebesbeziehungen, die vielen über die Grenzen hinweg geschlossenen Ehen, doch fragt sich jemand der Lockdown-Verschärfer, wie viele über Monate auf das Wiedersehen mit dem Partner, der Partnerin oder den je eigenen Eltern und Verwandten warten?

Nicht zuletzt wurden Studiengänge oder Projektmitarbeiten im Ausland begonnen, denn alles andere wäre ja voll „Dunkeldeutschland-abgehängt“, – 150 € durfte eine gesunde Studentin in München für einen Corona-Test zahlen, der dann doch nicht am Flughafen in Palermo geprüft wurde. Sollen das die Voraussetzungen zum Reisen werden? Und wer verdient daran?

Und so kann jeder Leser Beispiele grenzübergreifenden europäischen Lebens hinzufügen.

Viele im Ausland Lebende fragen sich derzeit aufgrund der von der Politik geschürten Unsicherheiten und sich ständig wandelnder Bestimmungen, wann sie sich wieder normal zwischen ihren Ländern bewegen können, oder ob es nicht besser wäre, Zimmer oder Besitz im „Ausland“ aufzulösen, die eigenen Sachen „heim“ zu senden, ob man seine Arbeit bzw. seine Projekte überhaupt fortsetzen kann, ja ob man Verträge und Freundschaften nicht lieber aufgeben sollte?

Nein, wir dürfen nicht weichen! Stattdessen müssen die monatelangen Grenzschließungen nicht nur zwischen unseren Nationen, sondern auch zwischen Regionen ebenso sofort beendet werden wie die ständigen Reisebehinderungen mit immer wirreren Verordnungen. Übrigens – und das nur nebenbei gesagt – ist die europäische Südgrenze weiterhin auf, damit NGO-Schlepper ungehindert Afrikaner nach Sizilien schiffen können.

Lockdown in Berlin heißt Existenzzerstörung auch auf Sizilien

Von diesen vielschichtigen Zusammenhängen scheint die Politik von Berlin bis Brüssel nichts mehr wissen zu wollen, ebenso wenig wie sie sich für all jene interessiert, die sich, in ihrem Heimatland bleibend, ein europäisches Netzwerk formten und von diesen Verbindungen beruflich abhängig sind, die also persönlich all das friedlich gestalten, was die EU meint, sich als ihr Verdienst anrechnen zu dürfen.

Hörte jemand, dass sich wenigstens einer aus dem Kreis der Regierungsparteien nebst ihrer grünen und „Qualitätsmedien“-Gefolgschaft den klitzekleinsten Gedanken darüber macht, was ein Lockdown in Berlin und München gerade auch für Südeuropa bedeutet? Begreift irgendeine von diesen, dass z. B. jedes in Deutschland geschlossene Hotel und Restaurant nicht nur den möglichen Verlust einer deutschen Existenz bedeutet, sondern gleichzeitig bereits jetzt Lebensentwürfe und Arbeitsplätze in Italien, Spanien, Griechenland zerstört?

Beispiel? Eine Freundin hier in Palermo, alleinerziehende Mutter, produziert biologisches Olivenöl. Sie hat – selten genug in Sizilien – ihre afrikanischen Arbeiter mit korrekten Verträgen versehen. Sie ist ökologisch und sozial engagiert. Ihr Versand nach Nordeuropa ist zusammengebrochen! Giovannas Worte: „Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich keine Zukunft sehe. Nicht für mich, nicht für meine Kinder. In einem solchen Land will ich nicht leben, in einer solchen Welt will ich nicht sein!“

Zur Zukunft Siziliens und vieler anderer Regionen Europas gehört auch der Tourismus. Wenn hierher keine Urlauber mehr kommen – und das scheint ja der gegen Europa gerichtete Wunsch Kanzlerin Merkels zu sein –, dann werden hier – dies für die mitlesenden Grünen-Wähler*innen geschrieben – auch junge, linke, ökologisch-denkende, migranten-verherrlichende Lebensentwürfe zerstört.

Im letzten Sommer konnte Palermo noch durch einen geförderten inneritalienischen Tourismus überleben, doch wie ich höre, gelang das dem bei Deutschen beliebten Städtchen Cefalù schon kaum noch. Ein weiterer besucherloser Sommer für Italien, ist es das, was der neue Ministerpräsident Mario Draghi als Idee seiner Freundin Kanzlerin Merkel protestlos mitverantworten wird?

Und so sollen Fotos aus Palermo, aufgenommen seit November 2020, besonders den sich noch immer zu gut fühlenden Linken und Grünen, die uns seit einem Jahr mit ihrem Merkel-Kadavergehorsam aus ihrer passiven Homeoffice-Blase das Loblied der „Entschleunigung“ singen, eine andere Lebensrealität entgegenstellen: Es handelt sich um ärmlichste Wohnsituationen von Familien mit Kindern, Alten, auch Afrikanern – dies als Hinweis für die NGOs – oder etwa transsexuelle Prostituierte. Es handelt sich bei den Fotos bewusst nicht um die vermüllten Vororte mit ihren Wohnhochhäusern und auch nicht um elendige Gassen im Borgo Vecchio, sondern um Häuser im Centro Storico. Neben all diesen feuchten Erdgeschosslöchern ohne Fenster, neben all den Wohnungen in halbverfallenen Häusern stehen schöne Palazzi, barocke Kirchen, elegante B&B und Bars – wie lange noch, wenn keine Gäste kommen? – oder schick restaurierte Wohnungen mit Dachterrassen. Und doch stellen diese Bilder keine Ausnahmen dar, sondern zeigen die Lebensverhältnisse eines großen Teils der Bevölkerung Siziliens, nicht nur in Palermo.

Selbstverständlich sind diese elendigen Situationen schon vor 2020 so gewesen, sizilianischer Politik geschuldet, doch jetzt fallen genau diesen so lebenden Menschen all die Kleinjobs weg: Putzen im B&B, Küchenpersonal in Restaurants und Bars, Nebenarbeiten in der Landwirtschaft, Aushilfen hier und dort. Auf den Straßenmärkten fallen erste Lücken auf. Trotz Öffnungserlaubnis sind überall Geschäfte und Restaurants, darunter die berühmte, einst der Mafia Widerstand leistende Antica Focacceria San Francesco, seit Monaten zu. Massenhaft leben nicht nur die Jugendlichen mehr denn je von dem, was la Mamma oder la Nonna zusteckt.

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Was für Menschen in solchen Wohnverhältnissen Ausgangssperre, fehlender Schulunterricht, weitere Arbeitsbehinderungsverordnungen bedeuten – vielleicht denkt der satte linksgrüne Denunziant einmal darüber nach, bevor er wieder am Rande einer für unser aller Freiheit eintretenden Demonstration „Maske auf – Nazis raus!“ grölt?

Und so könnte nicht nur ich, sondern sicherlich viele der Leser aus Deutschland und anderen Ländern zahlreiche Beispiele verlorener Arbeit, der Zerstörung von fleißig Aufgebautem und zunehmender Armut anfügen, verursacht durch eine nicht mehr auf Fakten basierte Panikmache-Politik und leider einer Bevölkerung, die geduldig der Medien-Corona-Dauerschleife glaubend, nicht für ihr selbstbestimmtes Leben eintritt.

 Wir werden uns Europa nicht zerstören lassen!

 Wenn die Regierungen, die Grünen und ihre staatsfinanzierten Medienmacher ein freies Europa, Selbstbestimmung und unsere im Grundgesetz wie der Constituzione verankerten Grundrechte, wozu auch die Reisefreiheit zählt, nicht mehr haben wollen – aufgrund welcher Ideologien zwischen Digitalisierung, Great Reset oder Weltklimarettung auch immer –, dann sollen sie das den Menschen ehrlich sagen, damit wir darüber in der einem demokratischen Rechtsstaat üblichen Form entscheiden können. Auch deshalb: Lassen wir bis zur Bundestagswahl nicht zu, dass Regierungsparteien und Grüne so tun, als würden sie sich für Europa einsetzen. Wir wissen es besser, sie haben sich „abgehängt“.

Das lebendige Europa wird derzeit von denen aufrechterhalten, die trotz aller politischen Schikane „wagen“, in mehreren Ländern zu leben oder auch einfach zu reisen. Nur so bleiben wahre Verbindungen zwischen unseren Nationen und Menschen, allein so können wir zugewandt den anderen verstehen lernen und tiefer in seine Kultur, Mentalität und Lebenswirklichkeit mit all den Schwierigkeiten und auch der anderen Politik eintauchen und uns gegenseitig persönlich helfen. War es nicht das, was die Europäische Gemeinschaft sein wollte? Sind all ihre Ideal und „Werte“ aufgegeben?

Fordern wir also endlich fakten- und vernunftbasierte Antworten und Lösungen, aufbauend auf wissenschaftlicher Transparenz, der unserem europäischen Denken eigenen geistigen Tiefe und offener Debatte! Ewige Maskerade, teure Dauertesterei, chinesische Selbsttest, einschränkender Green Pass, durch die Hintertür eingeführte Zwangsimpfungen, Isolation gesunder Menschen sind – nach allem, was wir seit einem Jahr an Absurditäten erlebt haben und durch freie Medien und freie Wissenschaftler wissen – nicht hinnehmbar. Auch die sprichwörtliche Pazienza der Sizilianer währt nicht ewig.

Dr. Wulf D. Wagner lebt als Historiker in Palermo und Berlin.

(Foto: zusammen mit Vera Lengsfeld auf dem Empfang anl. 2 Jahre PP)

Zum Thema schrieb er 2019 in der „Festschrift für Karlheinz Weißmann zum sechzigsten Geburtstag“ den Beitrag „Gedanken aus Palermo: Vom abendlichen Brotkauf zwischen Kunstnomaden und dem Volk der Straße“.

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