Die „Jazztage Dresden“, das vielfältigste und längste Jazzfestival Deutschlands, sollen am 21. Oktober beginnen, werden aber von einem unschönen Versuch von Cancel Culture überschattet. Unser Fundstück der Woche von Milosz Matuschek aus dem Blog „Freischwebende Intelligenz“.
Wie schon im letzten Jahr (und wie seit Monaten bekannt), wird es im Rahmen der Jazztage auch Vorträge geben, u. a. einen des Schweizer Historikers Daniele Ganser, der wegen seiner Forschungen und Fragen zu den Anschlägen vom 11. September 2001 immer wieder als Verschwörungstheoretiker bezeichnet wird.
Nun forderte u.a. ein im August gegründeter Jazzverband in Sachsen, Ganser wieder auszuladen.
Unappetitliche Telefonate
Und es wird noch unappetitlicher, wie man es vom Ungeist der Cancel Culture inzwischen kennt: es wurden doch tatsächlich Musiker und Sponsoren abtelefoniert, um diese zu einer Absage oder einem Entzug der Unterstützung zu bewegen. Dies wohlgemerkt in höchst fragilen Corona-Zeiten und eine Woche vor dem Beginn des Festivals. Und tatsächlich: ein Sponsor ist abgesprungen, ein Hauptkünstler hat abgesagt.
Der Intendant der Jazztage, Kilian Forster, zeigt jedoch Rückgrat und bleibt bei seiner Einladung an Ganser. Er wolle damit auch ein Zeichen für die Meinungsfreiheit setzen. Es sei besser, nicht auszuladen sondern zu reden. Sein Angebot: die Kritiker sollen doch Wissenschaftler ihrer Wahl mitbringen, die Gansers Thesen widersprechen, und dann werde in einer Sonderveranstaltung öffentlich diskutiert. Auch Musiker, die Ganser kritisch gegenüberstehen, sollen kommen. Diskutieren und musizieren, so löst man Differenzen. Das wäre doch mal was Neues!
„Wir stehen für einen freien Debattenraum und die freie Meinungsäußerung“
Intendant Forster schreibt auf Facebook:
„Ich freue mich auf zahlreiche Kritiker, auf dass sie auch mir die Augen öffnen, dass Daniele Ganser ein auszugrenzender Verschwörungstheoretiker sei. Ich frage mich aber, wer dies in einer freien Welt festlegt, ab wann man als Verschwörungstheoretiker ausgegrenzt wird. Wir stehen für einen freien Debattenraum und die freie Meinungsäußerung und wünschen uns eine respektvolle Diskussion miteinander und nicht übereinander.“
Es besteht so zumindest zur Stunde die Chance, dass aus einem Beinahe-Unfall vielleicht noch eine kleine Sternstunde der Demokratie wird. Gunnar Kaiser und ich würden uns das jedenfalls wünschen und haben Hilfe angeboten.
Wenn Sie ebenfalls helfen wollen, auf welche Weise auch immer, erreichen Sie die Festival-Leitung unter folgender Adresse: info@jazztage-dresden.de.
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