Dienstag, 19. März 2024

Erhaltung der Pacelli-Allee in Berlin-Dahlem!

„Er war gewissermaßen der Pate, „Feldkaplan“ und „Beichtvater“ des deutschen Widerstandes und nach dem Krieg der erste Fürsprecher für ein freies, demokratisches Deutschland in einem Vereinten Europa. Wer also hätte es mehr verdient als Eugenio Pacelli, dass nach ihm in Berlin eine Straße benannt wird?“

Eine von Dr. h.c. Michael Hesemann initiierte Petition protestiert entschieden gegen den Vorschlag, die Pacelli-Allee in Berlin Dahlem umzubenennen. PP schließt sich dieser Petition an. Wir dokumentieren hier den Text der Petition. Am Ende des Textes finden Sie einen Link, über den auch Sie die Petition unterzeichnen können.

Eugenio Pacelli, Apostolischer Nuntius in Berlin von 1925-29 und Papst Pius XII. von 1939 bis 1958 hat schon früh vor Adolf Hitler gewarnt, den er als „nicht vertrauenswürdigen Halunken“ und „abgrundtief bösen Menschen“ bezeichnete und den Nationalsozialismus als „die gefährlichste Irrlehre unserer Zeit“ bezeichnet. Auch als Papst Pius XI. ihn nach Rom zurückholte und zum Kardinalstaatssekretär ernannte, koordinierte Pacelli „den jüngsten päpstlichen Widerstand gegen verderbliche Rassentheorien“, wie die jüdische „Palestine Post“ am 3. März 1939 vermeldete. In Berlin positionierte er den engagierten Hitler-Gegner Konrad Graf von Preysing als neuen Bischof der Reichshauptstadt und Gegenpol zu den brauen Machthabern. Nach Kriegsausbruch kollaborierte Pacelli, zwischenzeitlich zum Papst gewählt, mit der deutschen Militäropposition und unterstützte ihren Plan, Hitler zu stürzen und den Krieg zu beenden durch direkte Kontaktaufnahme mit den Briten. Dabei war er auch über das geplante Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 informiert und billigte es als legitimen „Tyrannenmord“, wie deutsche und amerikanische Geheimdienstberichte sowie das Zeugnis des Vermittlers, des deutschen Rechtsanwalts und CSU-Mitbegründers Josef Müller, bestätigen. 

Er war gewissermaßen der Pate, „Feldkaplan“ und „Beichtvater“ des deutschen Widerstandes und nach dem Krieg der erste Fürsprecher für ein freies, demokratisches Deutschland in einem Vereinten Europa. Wer also hätte es mehr verdient als Eugenio Pacelli, dass nach ihm in Berlin eine Straße benannt wird?

Daher wehren wir uns gegen die jüngsten linkspopulistischen Forderungen nach einer Umbenennung der Pacelli-Allee in Golda Meir-Allee. Golda Meir hat es sicher verdient, dass in Berlin nach ihr eine Straße benannt wird, aber nicht auf Kosten eines Mannes, den sie verehrt und bewundert hat, weil er sich während des Holocaust wie kein anderer hinter den Kulissen für die verfolgten Juden einsetzte. So erklärte sie anlässlich seines Todes am 9. Oktober 1958: „Als unser Volk im Jahrzehnt des Naziterrors ein fürchterliches Martyrium erlitt, hat sich die Stimme des Papstes erhoben, um die Henker zu verurteilen und um Mitgefühl für die Opfer zum Ausdruck zu bringen. Unsere Epoche ist durch diese Stimme bereichert worden, die sich im Namen der großen sittlichen Werte über dem Tumult und den täglichen Konflikten erhob.“

Zu den Vorwürfen gegen Eugenio Pacelli/Pius XII. erklären wir:

1. Pacelli hatte von Kindheit an jüdische Freunde und einen besonderen Draht zum Judentum. Er setzte sich als Nuntius in München für den Münchner Oberrabbiner ein. Er verhinderte 1917 durch eine diplomatische Intervention ein Massaker an den jüdischen Palästina.-Siedlern durch die Türken. Er unterstützte Nahum Sokolow, einen namhaften Zionisten, und die zionistische „Pro Palästina-Gesellschaft“ der Weimarer Republik. Er setzte sich seit 1933 für die Juden im Dritten Reich ein und versuchte am 9.1.1939, zwei Monate nach der Pogromnacht, Visa für 200.000 deutsche Juden zu bekommen, was nur an der mangelnden Kooperationsbereitschaft der westlichen Regierungen scheiterte. Stattdessen prangerte er in drei öffentlichen Ansprachen den Holocaust an und bemühte sich unermüdlich, Deportationen von Juden aus Hitlers Vasallenstaaten zu unterbinden. Seinen diplomatischen Aktionen verdanken zwischen 850.000 und 970.000 Juden ihre Leben.

2. Das einzige angeblich frauenfeindliche Dokument, das ihm unterstellt wird, ist ein Bericht seines Nuntiaturmitarbeiters, den er unverändert nach Rom weiterleitete. Er liegt den Petitenten offenbar nur in einer manipulativen Übersetzung vor. Dort, wo sie „weiblicher Abschaum“ lesen, steht im italienischsprachigen Original „gruppo feminile“, was ganz Neutral „weibliche Gruppe“ bedeutet. Tatsächlich wurde Pius XII. von konservativen Kirchenmännern dafür kritisiert, dass er Frauen im Vatikan zu viel Macht und Einfluß zugebilligt hat.

3. Das Reichskonkordat von 1933 war ein Versuch, das Überleben der katholischen Kirche im Dritten Reich zu sichern und eine Grundlage für zukünftige diplomatische Proteste zu schaffen. Bereits vor dem Konkordat wurde mit vom Deutschen Reich England und Frankreich der Viermächtepakt, etwa zeitgleich mit der Zionistischen Weltorganiosation das Haavara-Abkommen ausgehandelt.

4. Pius XII. hoffte immer auf den Sieg der Alliierten und koordinierte ihren Kontakt zum deutschen Widerstand ab November 1939. Er erklärte den Nationalsozialismus schon 1925 zur „gefährlichsten Irrlehre unserer Zeit“ und unterstütze die Bestrebungen deutscher Bischöfe, NSDAP-Mitglieder zu exkommunizieren.

5. Pius XII. prangerte die Verbrechen am polnischen Volk offen an, bis ihn die polnischen Bischöfe baten, künftig zu schweigen, um eine Eskalation und Vergeltungsmaßnahmen zu verhindern. Der polnische Erzbischof Sapieha verbrannte sogar einen Hirtenbrief Pius XII., der auf dessen Wunsch in allen polnischen Kirchen verlesen werden sollte, mit der Begründung, man hätte „nicht mehr genügend Hälse für die Galgen, die dann errichtet würden“.

6. Nach dem Krieg forderte Pius XII. die juristische Verurteilung der NS-Verbrecher und unterstützte die Nürnberger Prozesse. Als hinter seinem Rücken der österreichische Bischof Hudal Nazis zur Flucht verhalf, erhielt dieser vom Papst Hausverbot im Vatikan. Zudem forderte Pius XII. von den österreichischen Bischöfen dessen Abberufung aus Rom. Es fand also nie eine Fluchthilfe für Nazis durch den Vatikan statt, sondern, im Gegenteil, eine deutliche Ausgrenzung der Fluchthelfer, als man (leider zu spät) von ihren Aktivitäten erfuhr, die allerdings auch nicht bewußt erfolgten, da Männer wie Eichmann und Mengele unter falschen Namen agierten.

7. Einen Papst, der schon in seiner ersten Enzyklika und unzähligen Ansprachen jedem Rassismus und Antisemitismus eine klare Absage erteilte, solchen zu unterstellen, ist an Absurdität nicht zu übertreffen. Pius XII. war es, der die ersten Afrikaner zu Bischöfen weihte und vermehrt Nichteuropäer ins Kardinalskollegium berief. Darauf, dass die Nazis in Berlin-Dahlem Häuser ihren jüdischen Eigentümern entrissen, hatte der Papst nun wirklich nicht den geringsten Einfluß.

Als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und persönlicher Widersacher Hitlers, als entschiedener Gegner jeder Form von Rassismus und als Freund und Retter Hunderttausender Juden vor dem Holocaust hat Pius XII./Eugenio Pacelli wie kein anderer die Ehrung durch einen Straßennamen in Berlin verdient. 

HIER geht es zur Petition: PRO PACELLI-ALLEE 

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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