Mittwoch, 9. Oktober 2024

Hassautorin Yaghoobifarah im KaDeWe-Schaufenster: Werbung durch Abschreckung?

(David Berger) Die Berliner taz-Schreiberin Hengameh Yaghoobifarah, bekannt geworden durch einen ordinären Hassartikel gegen die Polizei, wird nun auch vom ehemaligen Nobelkaufhaus KaDeWe mit einem eigenen Fenster geehrt. Oder will das Nobelkaufhaus durch ein Bild der Autorin mit gewöhnungsbedürftigem Aussehen durch Abschreckung für seine eleganten Kleider werben?

Ihr Bildnis schmückt das Schaufenster und bildet ausgerechnet den Hintergrund zu einer Schaufensterpuppe, die schlank, gesund und attraktiv sowie salonfähig gekleidet wirkt. Also so ziemlich das exakte Gegenteil zu Hengameh Yaghoobifarah zu bilden scheint.

Wer denkt, das KaDeWe wollte da mit Kontrasten sein Klamottenprogramm bewerben (Motto: „Wenn ihr nicht so aussehen wollte wie das dicke Etwas, dann kauft unsere Klamotten!“) wird freilich wieder verunsichert, wenn er auf dem Fenster ein Zitat der Autorin, bekannt für ihren linksradikalen Hass, aufgedruckt findet:

“Alles allen!”

“Alles allen!” wird da kommunistisch-antikapitalistisch daher philosophiert. Aber auch das könnte man auf den Wänden eines Kaufhauses, das seit Jahrzehnten für mehr oder weniger sinnvollen Konsum steht, noch als Kontrast verstehen…

Der Ledermantel, den man Hengameh übergezogen hat, kostet 3.900 Euro, die Domina-Stiefel dazu 459 Euro… (Quelle). Wollte das KaDeWe damit zeigen, dass auch noch die radikalsten Linken, die aus guten Gründen gegen jeden Lookismus kämpfen, am Ende doch auch nur käuflich sind und gerne schön aussehen würden?

Polizisten haben billigere Ledermäntel

Auch wenn wir das bejahen, bleiben freilich die Fragen von Boris Reitschuster dazu nach wie vor berechtigt:

„Man stelle sich einmal umgekehrt vor, so würde jemand so in Szene gesetzt, der genauso radikale Sprüche wie Yaghoobifarah gegenüber anderen Gruppen der Bevölkerung geäußert hätte – etwa Ausländern. Was sollen nach Ansicht der KaDeWe-Verantwortlichen die Polizisten unter ihren Kunden denken? Wenn sie im Schaufenster jemand gefeiert sehen, der sie auf den Müll wünscht?

Oder geht das KaDeWe davon aus, dass Polizisten mit ihren Gehältern ohnehin nicht in einem so teurem Geschäft einkaufen können?“

Moralisch fragliche Werbung

Für mich bleibt aber viel wichtiger ein anderer Punkt: In den 90ern machte Benetton Werbung mit Aidskranken… Damals galt der Mehrheit: das ist unmoralisch!

Das muss man nun auch angesichts der KaDeWe-Werbung fragen, auch wenn der Fall der Werbung mit einer PersonIn wie Yaghoobifarah nur ähnlich ist: Darf man Personen wie die nicht-binäre und allen gesellschaftlichen Vorstellungen von Attraktivität widersprechende Yaghoobifarah so vorführen, nur um Aufmerksamkeit zu erregen?

Menschen wie Yaghoobifarah müssen zwar in ihre Grenzen verwiesen werden, wo sie aggressive Hetze verbreiten, aber in Aspekten, für die sich nichts können, verdienen sie unser Mitgefühl und sollten nicht aus rein kapitalistischen Interessen missbraucht werden.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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