Sonntag, 22. Dezember 2024

Corona-Krise und das Wesen des Deutschen: Mutti und Papa, Klopapier und Verpetzen

(David Berger) Nichts ist so geeignet wie schwere Krisen, um den Charakter von Menschen, Menschengruppen oder einer ganzen Nation deutlich werden zu lassen. Das zeigt sich erneut in der Corona-Krise. Die Deutschen offenbaren hier unmissverständlich ihre drei wichtigsten Eigenschaften.

Was haben wir in den letzten Wochen über uns Deutsche gelernt:

Mutti, Papa, Klopapier und Verpetzen

1.) Deutsche brauchen starke Muttis und Papas: Der strenge Söder und die verständnisvoll Mutti Merkel mit viel Gefühl sind die Figuren der Stunde, zu denen die Deutschen dankbar und bewundernd aufschauen. Ihre Verachtung bekommen Trump und Johnson zu spüren. Ihre noch heimliche volle Bewunderung jedoch gehört den kommunistischen Machthabern in China: wunderbar, wie die das mit Corona hingekriegt haben! Es gibt halt doch nichts Praktischeres als so eine(n) Führer*In.

2.) Klopapier ist für einen Deutschen das wichtigste Gebrauchsgut überhaupt. Böse Zungen behaupten nun, weil sie sich jedes mal schon in die Hose machen, wenn sie auch nur den Gedanken hegen, eine der täglich wechselnden, aber stets sinnvollen Corona-Maßnahmen zu übertreten. Wenn sie sich daher zwischen Erhalt des Grundgesetzes auf der einen und einer LKW-Ladung mit Klopapier entscheiden müssten, würden 90 % der indigenen Bevölkerung ohne lange nachzudenken zweiteres wählen. Nicht umsonst gilt Merkels Satz in ihrer Corona-Rede „Wenn Regale in Supermärkten leer sind, werden sie eben wieder aufgefüllt!“ schon jetzt als vielleicht wichtigste gedankenschwere Aussage ihrer hoffentlich noch lange andauernden Regierungszeit.

3.) Denunziation braucht der Deutsche wie die Luft zum Atmen. So berichtet heute der „Tagesspiegel“: Zahlreiche Verstöße gegen die Coronavirus-Regelungen werden von der Berliner Polizei nicht nur bei Kontrollen entdeckt, sondern werden ihr von Privatleuten angezeigt. Auf allen Kanälen würden dazu Hinweise von Bürgern eingehen, teilte die Polizei auf eine Anfrage mit. Menschen würden etwa geöffnete Restaurants oder größere Menschenansammlungen in Parks melden … Aber offensichtlich übertreiben es auch viele Menschen, die gerne andere überwachen, anschwärzen oder verpetzen. „Längst nicht alle Hinweise haben einen polizeilichen Einsatz zur Folge“, erklärte die Polizei.“

Corona-App gierig aufgenommen

Vor diesem Hintergrund ist auch anzunehmen, dass die Corona-App in Deutschland ein riesiger Erfolg wird. Diese Zuversicht scheinen auch Politiker zu teilen: SPD-Co-Chefin Esken, die von n.tv zur „Digital-Expertin“ promoviert wurde und ansonsten als gute Sozialistin von der Freiheit der Bürger nicht allzu viel hält, möchte deshalb auch keinen Zwang gegenüber dem Bürger ausüben, damit er diese installiert. Eine solche Zwangsmaßnahme hieße schließlich auch Eulen nach Athen tragen.

Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe deutsches Vaterland!

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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