(Dieter Stein) Es war ein schwerer Schlag, als ich am vergangenen Freitag die Nachricht erhielt, daß unser geliebter Autor Professor Günter Zehm, der Schöpfer der „Pankraz“-Kolumne im Alter von 86 Jahren verstorben ist.
Ich lernte Günter Zehm im Februar 1994 kennen, als ich mit ihm in Jena an seinem philosophischen Institut ein Interview führen durfte. Viele der damals angeschnittenen Fragen sind unverändert aktuell: die Marginalisierung der Konservativen in Politik und Medien und die Einschränkung der Meinungsfreiheit durch linken Boykott und Gewalt.
Als der Chefredakteur des Rheinischen Merkur, wo „Pankraz“ damals erschien, kurz darauf eine Kolumne hinter seinem Rücken aus dem Blatt warf („Günter Zehm ist verreist“) sprang die JF ein und druckte seinen Text. Damit war auch das Tischtuch zu seiner Redaktion zerschnitten.
Vom „Rheinischen Merkur“ zur „Jungen Freiheit“
Es war ein Ritterschlag für uns, als er uns anbot, seine Kolumne ab Januar 1995 in der JF zu veröffentlichen. Er kam in einem Moment an Bord, als unsere Zeitung in höchster Not war. Ende 1994 waren wir zur Zielscheibe der bis heute schwersten linksextremen Attacken geworden. Mehrfach wurde unsere Druckerei in Weimar überfallen, bis im Dezember nach einem Brandanschlag das Druckhaus ausbrannte und wir über Wochen von einer Druckerei zur nächsten ziehen mußten. Wir waren damals auch faktisch permanent pleite.
Es erfüllte uns mit großem Stolz, daß dieser angesehene Publizist just in diesem Moment an Bord kam und uns den Rücken stärkte. „Pankraz“ war eine Instanz. Er sah, daß uns Unrecht geschah, und er stellte sich demonstrativ an unsere Seite.
In ihrer aktuellen Ausgabe verabschieden sich Reaktion und Autoren der „Jungen Freiheit“ von diesem großartigen Publizisten und Philosophen mit drei Sonderseiten und zahlreichen Nachrufen, unter anderem von Martin Mosebach, Peter Gauweiler, Heimo Schwilk, Karlheinz Weißmann, Thorsten Hinz, Lorenz Jäger, Günter Maschke und vielen anderen.
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Der Korridor der Meinungsfreiheit wird enger
Außerdem in der heute erscheinenden Ausgabe der JF:
Der Korridor der Meinungsfreiheit wird enger. Heute fanden die ersten Hausdurchsuchungen zur Hassrede im Internet statt. Michael Paulwitz schreibt dazu: „Die Bundesregierung will das Strafgesetzbuch „mit Bezug zu Haßkriminalität ergänzen“ und das läßt nichts Gutes ahnen. Das hat bereits den üblenVorgeschmack totalitären Ungeists – die Sowjet-Gulags und „DDR“-Gefängnisses waren bekanntlich voll von allzu Vorwitzigen und Dissidenten, denen wegen „Hetze“ gegen die einzig wahre Lehre der Prozeß gemacht wurde.“
30 Jahre Mauerfall
Das Thema, daß diese Woche uns positiv stimmen sollte ist die Erinnerung an „den phantastischen Moment“, als vor 30 Jahren die Mauer fiel. Angelika Barbe, Biologin, Bürgerrechtlerin und Freidenkerin erläutert im Gespräch mit Moritz Schwarz, warum der 9. Oktober, nicht der 9. November 1989 der entscheidendere Tag für den Fall der Mauer war und zieht am Schluß eine bittere Bilanz: „1989 haben wir geglaubt, diese Leute ein für allemal los zu sein – heute regieren sie uns wieder. Was für eine Verhöhnung der Opfer.“
Auf zwei Sonderseiten haben wir die Tage vor und nach dem Mauerfall nachgezeichnet, wie wir sie auch selbst miterlebt haben. Mein Resümee: Wir feiern eigentlich einen doppelten Mauerfall – einerseits den Einsturz der mörderischen Grenze, mit der die kommunistische DDR ihre Bürger einsperrte, andererseits den Zusammenbruch der postnationalen, ahistorischen Illusion eines westeuropäischen Sonderweges. Und das Beste ist: Seit dem 9. November 1989 ist die Geschichte wieder offen.
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