Mittwoch, 4. Dezember 2024

21. Oktober: Köln feiert die Stadtpatronin Ursula und ihre 11.000 Gefährtinnen

(David Berger) Je nach Interpretation erinnern elf Flämmchen oder Blutstropfen im Kölner Stadtwappen an die Märtyrerinnen, die heute die ganze katholische Kirche, besonders aber die Stadt Köln, deren Patronin die Königstochter ist, feiert: Die hl. Ursula und ihre 11.000 Gefährtinnen.

Bei Wikipedia heißt es:

„Nach den mittelalterlichen Legenden stammte Ursula aus der Bretagne und lebte im 4. Jahrhundert († angeblich 383). Nach der Legenda aurea soll die bretonische Königstochter Ursula Aetherius, den Sohn des heidnischen Königs von England, heiraten. Sie willigt ein, stellt allerdings drei Bedingungen, die der Bräutigam auch erfüllt: Innerhalb einer Frist von drei Jahren soll Prinz Aetherius getauft werden; eine Schar von zehn Gefährtinnen und weiteren 11.000 Jungfrauen soll zusammengestellt und eine gemeinsame Wallfahrt nach Rom unternommen werden.

Von den Hunnen in Köln getötet

Die Pilgerfahrt führt per Schiff nach Basel und von dort auf dem Landweg nach Rom. Dort schließen sich der Pilgergesellschaft der (historisch nicht belegte) Papst Cyriacus sowie (in einigen Versionen der Legende) einige Bischöfe und Kardinäle an. In einem Traum wird Ursula das Martyrium verkündigt. In Köln werden alle Pilger von den Hunnen getötet, die die Stadt belagern. Der Prinz der Hunnen verliebt sich allerdings in Ursula und bietet ihr an, sie zu verschonen und zu heiraten. Als sie ablehnt, tötet er sie durch einen Pfeilschuss. Zu Ursulas Begleiterinnen zählen die heilige Cordula, die sich beim Angriff der Hunnen zunächst versteckt, sich dann jedoch auch dem Martyrium stellt, ebenso Aukta und Odilia von Köln.“

11 oder 11.000?

So faszinierend und für den legendären Reliquienheiligtum Kölns nützlich die Zahl von 11.000 Märtyrerinnen ist, geht sie doch vermutlich auf einen Lesefehler zurück. Frühe Quellen sprechen oft nur elf Jungfrauen: „XI.M.V.“ wurde wohl statt als „11 martyres virgines“ fälschlich als „11 milia virgines“ gelesen wurde. Andere sehr frühe Quellen sprechen aber tatsächlich von über tausend getöteten heiligen Jungfrauen (Wandalbert von Prüm).

Ursula-Reliquienprozession

Die Prozession mit den Reliquien der heiligen Martyrerinnen gehört mit zu dem traditionellen Brauchtum des katholischen Köln. Auf der Internetseite des Erzbistums heißt es dazu:

In Köln wird jährlich die Reliquienprozession von St. Ursula begangen. Sie ist die älteste und nach der Domprozession eine der bedeutendsten Bittprozessionen in Köln.

In früheren Zeiten zog sich die Ursulaprozession über drei Tage hin, wobei die Gemeinde an allen drei Tagen, ausgehend von der Basilika St. Ursula, betend zu anderen Kölner Kirchen zog, um dann nach St. Ursula zurückzukehren.

Heute findet die Prozession im Rahmen der Ursula-Festwoche immer am Sonntag nach dem Ursulatag, am 21. Oktober, statt. Nachmittags zieht die Gemeinde, nach einer kurzen Festandacht, in einer Lichterprozession über den früheren ager Ursulanus. Dabei werden der Ursulaschrein und das Ursulinische Schiffchen mitgeführt. (Foto l. – Schrein auf dem Hochaltar der Basilika © Raimond Spekking – Wikimedia Commons – CC BY-SA 4.0)

Die Häuser am Prozessionsweg sind mit Lichtern geschmückt. Während des Umzugs über Ursulaplatz, Ursulakloster, Eintrachtstraße, Ursulagartenstraße und wieder zurück zur Kirche singt die Gemeinde traditionelle Ursulalieder.

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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