Sonntag, 22. Dezember 2024

Was viele Menschen denken, aber nicht sagen

(Holger Prade) Vor kurzem saß ich beim Italiener bei einem Eisbecher auf der Terrasse. Am Nachbartisch saßen zwei Männer und ich kam nicht umhin, Ihnen zuzuhören: 

‚Sag mal (ging das Gespräch weiter, dessen Anfang mir entgangen war), wenn ich meinem Sohn meinen VW-Diesel schenke, muss er dann eine CO2-Schenkungssteuer bezahlen?‘
‚Ich glaube nicht. Er muss ihn ja nicht anmelden.‘
‚Aber dann macht die Schenkung doch gar keinen Sinn!‘
‚Siehst du, und schon habt ihr CO2 gespart. Klappt doch.‘ ‚Da muss ich ja direkt Angst haben, von meinen Eltern etwas zu erben, dass irgendwie mit CO2 zu tun hat.‘

Frag doch mal die Versicherung, ob es bereits einen Versicherungsschutz dagegen CO2 belastetes Erbgut gibt. (Er lacht leise.) Ansonsten könnten deine Eltern doch einen Altersfreikauf für CO2 durchführen.‘
‚Was soll das denn sein?‘
‚Sie kaufen in der EU einfach freie CO2 Kontingente und sichern sich gegen CO2-Steuern ab und damit schützen sie finanziell ihren Altersruhestand.‘
‚Das ist doch wie beim katholischen Ablasshandel. Kaufe ein Unbedenklichkeitspapier und komme in den Genuss der Glückseligkeit. Apropos Freikauf. Denkst du, dass die CO2 Steuer etwas bewirkt?‘

Wer glaubt denn, dass wenn er dem Staat Geld für das CO2 gibt, sich das Klima ändert?

‚Ich vertraue da dem Sachverstand der Politiker.‘
‚Ernsthaft? Du veräppelst mich doch. Wer glaubt denn, dass wenn er dem Staat Geld für das CO2 gibt, sich das Klima ändert? Nach dieser Logik fahre ich weiterhin meinen Diesel und verhindere somit das Verschwinden von Wolken und insbesondere Regenwolken?‘
‚So einfach ist das nicht mein Freund. Wenn du deine Kinder zu „fridays for future“ schickst, dann darfst du als Folge vermutlich dein Auto irgendwann gar nicht mehr fahren. Die Frage stellt sich also gar nicht.‘

‚Blödsinn. Unsere ganze Welt ist auf Mobilität ausgerichtet. Das ändert niemand in ein paar Jahren. Und mein Auto fährt wenig später einfach im Osten weiter und dort muss niemand zusätzl. Steuern zahlen. Und wie soll ich außerdem dann von a nach b kommen? Ein neues E-Auto… Miese Umweltbilanz, teuer, keine Lade-Infrastruktur und nach wenigen Kilometern bleibt es wegen Strommangel stehen. Ich komme mit den von den Grünen so gefeierten Wunderkisten, als einer von 800.000 Wochenpendlern, noch nicht mal ins nächste Bundesland.‘
‚Na dann fährst du eben mit der Bahn.‘
‚Das geht ja gar nicht! Die Bahn fährt nicht überall hin, hat zu große Fahrtabstände, ist unpünktlich und außerdem teuer. Und wenn ich einem Bahnsteigschupser begegne?‘
‚Keine Sorge, du bist ja keine 8 Jahre alt und außerdem ein Mann. Selbst wenn, nachdem man dich aufgeräumt hat, kümmert man sich um ihn, also den hilfebedürftigen Täter.‘
‚Witzbold, also soll ich mit dem Fahrrad auf Arbeit und zum Baumarkt fahren?‘
‚Für den Parlamentskreis Fahrrad war das jedenfalls die Lösung!!‘
‚Selbst wenn das in der Mehrheit ginge, das Fahrrad macht doch genauso Feinstaubabrieb und muss durch die CO2 intensive Metallindustrie hergestellt werden. Ich muss außerdem jede Menge Zeugs tagtäglich transportieren, vom Einkaufszentrum am Rande der Stadt mal ganz abgesehen.‘

Jetzt kommt noch Strom aus dem Atom- oder Braunkohlekraftwerk aus dem Ausland hinzu, weil gerade kein Wind für unsere Windräder weht und wir zukaufen müssen.

‚Also im Parlament gibt es auch den Parlamentskreis Pferd. Frag die mal.‘
Beide lachen. Kurze Pause. Dann räuspert sich der eine:
‚Für mich spinnen die alle. Da kommt mir eine Frage. Wenn ich eine Energiesparlampe kaufe, um Strom zu sparen und die aber in der Herstellung CO2 belastet ist, dann wird sie noch teurer. Jetzt kommt noch Strom aus dem Atom- oder Braunkohlekraftwerk aus dem Ausland hinzu, weil gerade kein Wind für unsere Windräder weht und wir zukaufen müssen. Muss ich dann anteilig auf den teuren zugekauften Atomstrom zusätzlich eine CO2-Umlage zahlen?‘

‚Psst, nicht zu laut! Wenn ein Grüner am Nebentisch sitzt, setzt der das noch um. Aber jetzt mal im Ernst. Das machst du doch schon jetzt – diesen Blödsinn bezahlen. Er wird dann eben nur noch angepasst.‘ Beide lachen erneut. Es klingt jedoch nicht fröhlich.
‚Also nochmal, wenn ich jetzt CO2 Steuer auf alles zahle, habe ich vermutlich weniger Geld und wovon zahle ich meine zus. Altersvorsorge? Es wird doch bei null Prozent Zinsen ständig alles teurer und die Rente wird auch nicht reichen.‘

‚Das muss alles dein Kind erwirtschaften. Generationenvertrag, erinnerst du dich?‘
‚Mein Kind hat doch aber nicht wirklich fürs Leben gelernt und bricht bei der geringsten Herausforderung zusammen! Friday-for-future, bekämpfen weißer alter böser Männer, Gender, Demo gegen rechts, Namen tanzen, Computerspiele, kein Wissen und Denken mehr links und rechts der staatl. Vorgabe, statt dessen Kompetenzen kennenlernen, das eigene gesellschaftliche Erleben finden .. usw. Was soll das alles, frage ich dich! Dessen Tunnelblick-Birne ist bereits mit 13 Jahren voll mit unnützem Müll, mit dem es sich als Besserwisserkid aufspielt und das Gefasel mit den Kinderrechten zitiert. Das wird doch nix mit meiner gesicherten Pension.‘

‚Dann gründest du eben einen Verein, der die Auswirkungen der Klimakatastrophe auf die Unterseite der Pflastersteine untersucht und beantragst Fördermittel aus dem Klimatopf. Klappt immer, wie bei den Nordseeforschern mit den Wattwürmern. Oder du gründest einen Skat Club der zum Ziel hat, zwischen dem Aufnehmen der Spielkarten und dem Reizen, Toleranz zu verbreiten, Vielfalt zu tolerieren und rechte Kritik aus der Vielfalt zu verbannen. Dann kommst du ins Programm „Demokratie leben“ und kannst zusammen mit über 1.000 Organisationen die 115 Millionen absahnen. Bei dieser Gewinnchance erblasst jede Lotterie.‘

Das erinnert mich alles ganz stark an die DDR. Wer mitgeheult hat, hatte Vorteile.

‚Da hast du wohl leider Recht. Anders komme ich aus der Altersfalle gar nicht mehr raus, es sei denn ich überfalle eine Bank oder ich ziehe ins billigere Ungarn. (Kurze Pause.) Das erinnert mich alles ganz stark an die DDR. Wer mitgeheult hat, hatte Vorteile. Wer es nicht tat, wurde platt gemacht oder flüchtete nach Ungarn, um dem zu entkommen.‘
‚Wir sind eben nah an einer ganz merkwürdigen Diktatur dran. Aber man kann sich überall einrichten. Was Solls.‘ zuckte er mit den Schultern.

Damit endete das Gespräch und ich blieb sehr nachdenklich zurück. Sollten wir wirklich schon wieder so weit sein? Die Intoleranz besonders derer, die sich die Toleranz auf die Fahne gepinnt haben, war mir auch schon aufgefallen. Dass der gesamte Umbau des Landes nicht schlüssig zu sein schien und von Hektik getrieben und bar jeglicher Rationalität und jeden Konsens stattfand, war auch mein persönlicher Eindruck.

Öfters hatte ich schon kritische Worte wie Inkompetenz, Job-zu-schanzer und Verantwortungslosigkeit, in Beziehung auf die aktuelle Politik, gehört und selbst gedacht.

Und diese Leute hatten seit Jahren dauerhaft die Regierungsgewalt ohne, dass jemand aufstand und sagte „Bis hierhin und nicht weiter.“. Ich entschied für mich, dass ich diesen Irrsinn nicht weiter mittragen konnte. Ich stand auf und ging den Beiden hinterher. Vielleicht konnte ich ja näher mit ihnen ins Gespräch kommen. 1989 hatte auch mal einen kleinen Anfang, vielleicht sogar bei einem Eisbecher.

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David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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