(Patrizia von Berlin) „Nazis waren links“ vs. „Nazis sind rechts“ – selten wird so emotional diskutiert wie zu diesem Thema. Philosophia Perennis sieht sich das Thema näher an.
Wir möchten dieser Frage praxisbezogen nachgehen und unsere Betrachtung auf die Wirtschaftspolitik einschränken, um den Rahmen eines Artikels nicht zu sprengen. Einen besonderen Schwerpunkt möchten wir auf die Beschreibung der NS-Wirtschaftspolitik legen, da die Wirtschaftspolitik des Marxismus und seiner Derivate, wie dem System der „DDR“, deutlich bekannter sind.
Grundzüge der marxistischen Wirtschaftspolitik
Es stehen sich laut Marx in der Geschichte immer zwei, sog. „antagonistische“ Klassen gegenüber. Dass das dieses simple Schwarz-Weiß-Bild die Vielfältigkeit einer Jahrtausende umfassenden Entwicklung von Gesellschaften nicht sinnvoll beschreiben kann, ignorieren wir für den Moment.
Wichtig ist für unsere Betrachtung nur, dass das zentrale Machtmittel um das die marxschen Klassen ringen, die Herrschaft über die Produktionsmittel ist. Bereits im Kommunistischen Manifest 1848 schreibt er:
Die Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produktionsmittel, des Besitzes und der Bevölkerung auf. Sie hat die Bevölkerung agglomeriert, die Produktionsmittel zentralisiert und das Eigentum in wenigen Händen konzentriert. Die notwendige Folge hiervon war die politische Zentralisation.
Aus der wirtschaftlichen Macht folgt also die politische Macht und folglich sind die Besitzverhältnisse der Kern des sozialistischen Staats. Die Ergebnisse in der realen Welt spiegelten diese theoretischen Vorstellung in vielen Varianten mit einer Konstante wieder: Der Staat besitzt die Unternehmen. Das Problem des sozialistischen Staats: Märkte beruhen auf dezentralen, autonomen Entscheidungen der Einzelwirtschaften, also der Menschen, der Unternehmen.
In einer „Diktatur des Proletariats“ ist aber kein Platz für diesen liberalen Individualismus, der ja auf den Glauben an Menschenrechte, u.a. des Eigentums, der persönlichen Freiheit der Lebensgestaltung aufsetzt.
Die Lösung waren die bekannten planwirtschaftlichen Systeme. Mehr oder weniger zentralisierte Planung ersetzte die Märkte. Wir wissen, wie es in der Praxis ausging: In einem darwinistischen Wettkampf setzte sich, wie seit Jahrtausenden, die Marktwirtschaft durch ihre überlegene Effizienz in der Daseinsvorsorge durch. Dass hierbei marktwirtschaftliche Elemente -entgegen der reinen Lehre- in einem Versuch die Planwirtschaften zu retten, einflossen, steht damit nicht im Widerspruch, sondern zeigt dass den Planwirtschaftsjüngern die Überlegenheit der dezentralen, individuellen Entscheidungen bewusst war.
Was macht ein linkes, also ein sozialistisches Wirtschaftssystem aus?
Der, diktatorisch regierte, Staat besitzt alle Produktionsmittel. Daraus entstehen eine Reihe von Aufgaben bzw. Rechten des Staates und diese führen zur vollen Kontrolle über:
-
- die erzeugten Waren und Dienstleistungen
- die Preise
- die Löhne
- ja, über den gesamten Arbeitsmarkt
Nationalsozialismus und Wirtschaft
In linkspopulistischen Kreisen hält sich bis heute die Idee, Hitler wäre durch die „Bourgeoisie“ an die Macht gekommen. Wer das mechanistische marxsche Geschichtsbild kennt, weiß dass hier versucht wird eine abstruse Theorie einer sich zwangsläufig entwickelnden Menschheitsgeschichte zu retten.
Das ist im Kern schon lange widerlegt, aber den Gedanken an die immer noch laufende Detaildiskussion zum Thema der Unterstützung des „Kapitals“ für die NSDAP, sollte man im Hinterkopf bewahren, wenn wir uns ansehen, wie die NS Wirtschaftspolitik aussah.
Gab es eine NS-Wirtschaftstheorie?
In „Mein Kampf“ fällt auf, wer bei Hitler im Zentrum steht: der Arbeiter und die soziale Frage. Er wird eigentlich nur bei zwei Themen emotional: wenn sein abartiger Antisemitismus sich, häufig ansatzlos, explosiv entlädt und wenn er, voll Empathie, vom Arbeiter spricht.
Es soll uns nur zur Abrundung des Bildes interessieren, dass er -Inbegriff des Losers- sich von seinem Komplettversagen in seiner persönlichen Lebensplanung frei spricht, in dem er verschwörungstheoretische Dunkle Mächte verantwortlich macht.
So lockert sich der sonst fleißige Mensch in seiner ganzen Lebensauffassung, um allmählich zum Instrument jener heranzureifen, die sich seiner nur bedienen um niedriger Vorteile willen.
Die Schlussfolgerung, die er zieht und in ‚Mein Kampf“ sehr weit nach vorne rückt, lautet:
Schon währen meines Wiener Existenzkampfes war mir klar geworden, daß
die soziale Tätigkeit nie und nimmer in ebenso lächerlichen wie zwecklosen Wohlfahrtsduseleien ihre Aufgabe zu erblicken hat, als vielmehr in der Beseitigung solcher grundsätzlicher Mängel in der Organisation unseres Wirtschafts- und Kulturlebens, die zu Entartungen einzelner führen müssen oder wenigstens verleiten können.
Hier finden wir mehrere Parallelen zu Marx. Die Ablehnung sozialer Maßnahmen zugunsten einer grundlegenden Umgestaltung der Wirtschaft und die Parallele zwischen Hitlers Begriff „Entartung“ und dem Entfremdungsbegriff bei Marx.
Eine weitere Parallele ist, dass Hitler die überlegene Funktionalität des Marktes nicht einmal ansatzweise begreift.
Industrie und Handel treten von ihrer ungesunden führenden Stellung zurück und gliedern sich in den Erwerb neuen Bodens allgemeinen Rahmen einer nationalen Bedarfs- und Ausgleichswirtschaft ein.
Handel ist ein zentrales Element des Marktes. Er sorgt für die effiziente Verteilung der Ressourcen und ermöglicht so erst die Arbeitsteilung oder einfacher ausgedrückt: die Vorteile durch Zusammenarbeit von spezialisierten Einzelwirtschaften ist ohne Handel nicht organisierbar. Bei Hitler scheint an dieser Stelle bereits sehr deutlich der Rassismus durch, der seinen Blick auf die Wirtschaft dominiert.
Sein Gedankengang läuft in etwa an dieser Linie: die Stadt verdirbt das Volk, nimmt ihm sein Volkstum, das Landvolk ist der unverdorbene, gesunde Kern, so die Analyse in „Mein Kampf“. Auf dieser Grundlage beantwortet er die Optionen:
Somit blieben nur noch zwei Wege, der steigenden Volkszahl Arbeit und Brot zu sichern.
3. Man konnte entweder neuen Boden erwerben, um die überschüssigen Millionen jährlich abzuschieben, und so die Nation auch weiter auf der Grundlage einer Selbsternährung erhalten, oder man ging
4. dazu über, durch Industrie und Handel für fremden Bedarf zu schaffen, um vom Erlös das Leben zu bestreiten.
Also: entweder Boden- oder Kolonial- und Handelspolitik.
Für ihn ist klar:
Der gesündere Weg von beiden wäre freilich der erstere gewesen. –
(Die) Erhaltung eines gesunden Bauernstandes als Fundament der gesamten Nation kann niemals hoch genug eingeschätzt werden.
Sein Weg dahin ähnelt fatal der linken „Open Border“ Ideologie:
Man muß sich damit kühl und nüchtern auf den Standpunkt stellen, daß es sicher nicht Absicht des Himmels sein kann, dem einen Volke fünfzigmal so viel an Grund und Boden auf dieser Welt zu geben als dem anderen. Man darf in diesem Falle sich nicht durch politische Grenzen von den Grenzen des ewigen Rechtes abbringen lassen. Wenn diese Erde wirklich für alle Raum zum Leben hat, dann möge man uns also den uns zum Leben notwendigen Boden geben.
Der Wirtschaft selbst billigt er -im Gegensatz zum Marxismus- keine besondere Rolle für den Staat zu:
Wie wenig aber die staatsbildenden und staatserhaltenden Eigenschaften mit Wirtschaft im Zusammenhang stehen, zeigt am klarsten die Tatsache, daß die innere Stärke eines Staates nur in den allerseltensten Fällen mit der sogenannten wirtschaftlichen Blüte zusammenfällt, wohl aber diese in unendlich vielen Beispielen den bereits nahenden Verfall des Staates anzuzeigen scheint.
Wohlgemerkt: es geht nicht um diesen hanebüchenen Unsinn, es geht darum zu erkennen, auf welchem Denken die NS Wirtschaftspolitik ruhte. An dieser Stelle geht Hitler auch auf den Marxismus ein. „Lehre der Zerstörung“, „Weltpest“ nennt er ihn. Seine, etwas wirr hergeleitete, Schlußfolgerung für die Aufgabe des Staates in Bezug auf die Wirtschaft:
Erhaltung einer lebensfähigen nationalen und unabhängigen Wirtschaft auf der einen Seite, Sicherung der sozialen Rechte der Arbeitnehmer auf der anderen.
Er erwähnt hier auch den Einfluss von Gottfried Feder bei dem „Erkennen“ der Unterschiede zwischen zwei angeblich existierenden Typen „Kapitals“:
reinen Kapitals als letztes Ergebnis der schaffenden Arbeit gegenüber einem Kapital, dessen Existenz und Wesen ausschließlich auf Spekulation beruhen
Wer die marxsche Mehrwerttheorie und die Arbeitswerttheorie kennt, der erkennt hier deutliche Parallelen. Für Marx wird der Wert des Produkts durch die investierte Arbeit bestimmt. Wir wollen hier nicht in die Feinheiten eintauchen, aber festhalten an der Erkenntnis, dass Beide zudem eine ethische Wertung in das „Kapital“ hineinprojizieren und die Wertung „gut“ und „böse“ die bloße Frage einer Funktionserfüllung überlagert.
Der Wirtschaftslaie Hitler zog dann aus den Lehren seines Gurus Feder die Erkenntnis, dass in dem „Börsen- und Leihkapital“ der Feind gefunden war. Über die „Brechung der Zinsknechtschaft“ (Feder) hatte er die Idee gefunden,
Die scharfe Scheidung des Börsenkapitals von der nationalen Wirtschaft bot die Möglichkeit, der Verinternationalisierung der deutschen Wirtschaft entgegenzutreten, ohne zugleich mit dem Kampf gegen das Kapital überhaupt die Grundlage einer unabhängigen völkischen Selbsterhaltung zu bedrohen. Mir stand die Entwicklung Deutschlands schon viel zu klar vor Augen, als daß ich nicht gewußt hätte, daß der schwerste Kampf nicht mehr gegen die feindlichen Völker, sondern gegen das internationale Kapital ausgefochten werden mußte.
Wem das Kapital gehört, scheint ihn in diesem Moment nicht zu interessieren, solange es nur national wäre und dazu passt die Einordnung der Wirtschaft in die NS
Doktrin: Volk und Vaterland.
Für was wir zu kämpfen haben, ist die Sicherung des Bestehens und der Vermehrung unserer Rasse und unseres Volkes, die Ernährung seiner Kinder und Reinhaltung des Blutes, die Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes, auf daß unser Volk zur Erfüllung der auch ihm vom Schöpfer des Universums zugewiesenen Mission heranzureifen vermag.
Ist bei Marx die Herrschaft über die Produktionsmittel mittels des Kapitals die zentrale Frage beim Machtübergang an die Arbeiterklasse, so ist bei Hitler das Kapital nur zweckgebunden als Werkzeug bei der Erfüllung der NS Doktrin. Dazu passt, dass der „Jude Marx“ Teil des Kampfes gegen die „nationale Wirtschaft“ sei. Ähnliche Analysen (böses internationales Kapital knechtet gute Arbeiter) führen also zu völlig unterschiedlichen Modellen.
Hitler verwebt das nun mit seinem, bereits in der Jugend fixierten, Feindbild: dem Juden. Dieser wird in seiner angeblichen, Jahrhunderte umfassenden, aber angeblich zielstrebig geplanten Entwicklung als Händler, später als Wucherzinsverleiher und schließlich über die Beherrschung des Kapitals zum „ewigen Blutegel“, zum Zerstörer „einer wahrhaft volksnützlichen Wirtschaft“. Und darin sieht Hitler, ein himmelweiter Unterschied zu Marx, die Grundlage der Entfremdung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Was im Umkehrschluss ja bedeutet, dass die „richtigen“ Rahmenbedingungen vorausgesetzt, der Gegensatz (bei Marx: Antagonismus) zwischen den Klassen aufgehoben werden kann. Bei Marx eine naturgesetzliche Unmöglichkeit. Für Marx ist hier weder eine friedliche Koexistenz denkbar, noch nicht einmal ein nicht-gewaltsamer, nicht-revolutionärer Herrschaftswechsel.
Fassen wir die Betrachtungen der Theorie zum Thema Wirtschaft zusammen:
Während bei Marx das Kapital, die Herrschaft über die Produktionsmittel zentral für die Machtfrage bei der Erringung der „Diktatur des Proletariats“ ist, so sieht -ungeachtet mancher Gemeinsamkeiten bei der Analyse- der Nationalsozialismus das Kapital nur als ein Instrument seiner primär rassistischen Politik an. Insbesondere die zentralen Rolle des Judenhasses wird auf die NS Wirtschaftspolitik in dominierender Weise angewandt.
Einen noch grundsätzlicheren, unüberbrückbaren Unterschied sieht Hitler in dem marxistischen Menschenbild. Das einzige soziale Ordnungskriterium bei Marx ist die Klasse, er kennt keine Nationen, keine Rassen. Folglich: was bei den Nazis der Rassenhass ist, ist bei Marx der Klassenhass – in beiden Fällen der Grund für einen erbarmungslosen Kampf.
Hitler sieht logischerweise darin eine feindliche Ideologie und verknüpft das mit seinem Judenhass:
Durch die kategorische Ablehnung der Persönlichkeit und damit der Nation und ihres rassischen Inhalts zerstört sie die elementaren Grundlagen der gesamten menschlichen Kultur, die gerade von diesen Faktoren abhängig ist. Dieses ist der wahre innere Kern der marxistischen Weltanschauung, sofern man diese Ausgeburt eines verbrecherischen Gehirns als „Weltanschauung“ bezeichnen darf. Mit der Zertrümmerung der Persönlichkeit und der Rasse fällt das wesentliche Hindernis für die Herrschaft des Minderwertigen – dieses aber ist der Jude.
Seine Lösung:
ein Staat (bestehen kann), der nicht einen volksfremden Mechanismus wirtschaftlicher Be-lange und Interessen, sondern einen völkischen Organismus darstellt:
Einen germanischen Staat deutscher Nation.
Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik in der Praxis
Nach so viel Theorie sehen wir uns die Praxis an. Wie funktionierte die Wirtschaft im NS Staat? Wir beschränken die Betrachtung auf die ersten Herrschaftsjahre, da später die Umstellung auf die Kriegswirtschaft der beherrschende Faktor wurde. Wir verzichten auch auf die detaillierte Beschreibung der bei der Umgestaltung verwendeten Taktik.
Wer tiefer einsteigen möchte, dem sei das Buch von Avraham Barkai: „Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus“ empfohlen. Vielleicht mit dem Warnhinweis, dass das Thema für Nicht-Wirtschaftswissenschaftler ein bisschen spröde, manchmal sogar dröge an den Leser gebracht wird.
Wesentliche Maßnahme nach der Machtergreifung
Nach der Ausschaltung der Gewerkschaften und der Gleichschaltung der Unternehmerverbände übernahmen „Treuhänder der Arbeit“, also Beamte des Reichsarbeitsministers, die Kontrolle über das komplette Tarifwesen, also der Löhne, wie auch der Arbeitsbedingungen. Die Tarifhoheit von Arbeitnehmern und Arbeitgebern wurde ersetzt durch staatliche Regulierung.
Das Reichswirtschaftsministerium kontrollierte über die sog. Reichsgruppen die Wirtschaft. Die Reichsgruppen waren fachlich geordnete, also z.B. Industrie, Handel, Banken. Das „Führerprinzip“ galt auch hier. Im Gegensatz zur sozialistischen Planwirtschaft gab es aber keine Regelung bis ins Detail. Man erwartete von den Unternehmen, deren Besitzverhältnisse meist unangetastet blieben, dass sie das „Primat der Politik“ akzeptierten.
Markt- und Preispolitik lag in den Händen von Preiskommissaren oder staatlich verordneter „Zwangskartelle“. Ein weiteres Steuerungsmittel, durch die chronische Devisenknappheit des 3. Reichs eine nicht zu unterschätzende Maßnahme, war die staatliche Zuteilung von Ressourcen. Die Warenmärkte wurden also ebenfalls ersetzt durch staatliche Regulierung. Der NS Staat schuf sich also „ein wirkungsvolles Instrument staatlicher Wirtschaftslenkung“ (Barzai).
War der Nationalsozialismus also „links“, also sozialistisch?
Der Nationalsozialismus war definitiv eines nicht: marxistisch. Weder theoretisch, noch wie wir gesehen haben, in der Praxis. Der Staat betrachtete die Wirtschaft in der Theorie als Hilfsinstrument zur Erreichung seiner nationalsozialistischen Rassenpolitik und begnügte sich dabei das Führerprinzip durchzusetzen, ohne die Eigentumsverhältnisse zu revolutionieren.
Ich denke, die Parallelen in der Steuerung, in der Ausschaltung der Märkte, sowie dem -wenn auch unterschiedlich geordneten- kollektivistischen Menschenbild, verführen viele zur Einstufung als sozialistisches Modell. Nun hat Marx den Begriff „Sozialismus“ nicht erfunden, wohl aber aus heutiger Sicht geprägt und in ein ideologisches Gerüst eingebunden: Wenn man Sozialismus in diesem Sinn definiert, dann war der Nationalsozialismus nicht sozialistisch, also nicht links.
Das nationalsozialistische Wirtschaftssystem erscheint mir als etwas Originäres, Eigenständiges. Dem steht auch nicht entgegen, dass es zahlreiche Anleihen gab. Bei Marx, im Genossenschaftsgedanken, beim System der Almende, also des Gemeineigentums in kollektivem Besitz. Aber wesentlich erscheint mir, dass es nur sekundäres Hilfsmittel bei der Umsetzung der Rassepolitik war und mit ihr, so scheint mir, untrennbar verbunden war, ja durch sie begründet wurde.
Ich habe bewusst im Text links = sozialistisch verwendet, das Gegenstück aber nicht als rechts definiert. Während „links“ konstant seit dem 19. Jahrhundert auf Marx und seine Derivate angewendet wurde, so ist das für „rechts“ nicht der Fall. Konservative, Liberale und viel später die Spielarten des Faschismus trugen dieses Label, ungeachtet der unüberbrückbaren Gegensätze zwischen ihnen. Heute wird die Behauptung „Nazis waren links“ oft vorgetragen, so mein Eindruck, um den Begriff „rechts“ von der Verbindung zum „Nationalsozialismus“ wegzubringen. Das ist aber der falsche Weg, wie man an einem kleinen Beispiel sehen kann.
„Rechte ermorden den Reichskanzler“
So hätte eine Schlagzeile mit dem Medienwortschatz unserer Zeit lauten müssen, wenn Stauffenbergs heldenhafter Versuch gelungen wäre. Und daran erkennt man das Problem: „Rechts“ bezeichnet nicht nur Nazis, sondern auch Konservative (wie Stauffenberg), selbst Liberale werden so betitelt. Und es tröstet nicht, dass Linke das gleiche Problem haben und deswegen das Mauerregime der „DDR“ oder Stalin als nicht-links oder als „Unfall“, „Versuch“ hinstellen. Links ist das Problem objektiv sogar ungleich größer, denn wo rechts zwischen Konservativen und dem Nationalsozialismus unüberbrückbare Gegensätze herrschen, da sind die Grenzen links, aufgrund der gemeinsamen Wurzeln in Marx, erheblich sanfter, fließender.
Deswegen möchte ich beide Begriffe verwerfen, besser vielleicht mit einem Warnhinweis versehen: „Links“ und „Rechts“ taugen nur für oberflächliche Debatte, wenn man im gleichen Kulturmilieu ähnliche Begriffsinhalte voraussetzen darf. Ansonsten müssen sie, für eine anspruchsvolle Diskussion, erst sauber definiert werden. Es erscheint mir wesentlich sinnvoller hier inhaltlich klarere Begriffe zu verwenden. Also etwa „Individuum“ versus „Kollektiv“ oder „Markt“ versus „Plan“ versus „Führerprinzip“.
„Nazis waren links“ bleibt aber trotzdem falsch.
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