Mit einer Nachbetrachtung zu seinem vorgestrigen Text möchte sich unser Autor Dr. Wulf D. Wagner bei den zahlreichen Lesern bedanken und sich zugleich des Verbrechens schuldig machen, zum Hören der „Feindsender“ aufzurufen.
„Das Abhören ausländischer Sender ist ein Verbrechen gegen die nationale Sicherheit unseres Volkes. Es wird auf Befehl des Führers mit schweren Zuchthausstrafen geahndet.“
Ist es wieder soweit? Befinden wir uns wieder im Krieg? Habe ich die diplomatischen Vorgeplänkel überhört, die Kriegserklärung verschlafen? Oder anders gefragt: Sehen sich die Mächtigen wieder kurz vor irgendeinem „Endsieg“, der von bösartigen Defätisten vereitelt werden könnte? Gibt es daher nichts Schlimmeres, als „Feindsender“ zu hören – oder um ein zeitgemäßes Wort zu wählen: „Fake News“ zu lauschen?
Von Berlin bis Palermo – irgendein „Endsieg“ scheint alle Mittel zu fordern
Von Berlin bis Parlermo (Foto l.) – überall dasselbe Bild: Der Feind steht geradezu schon im Land und muss mit allen Mitteln vernichtet werden oder – um mich vorsichtiger auszudrücken – schon am Vortrag seiner Bedenken, seiner Fragen, seiner Gegenentwürfe gehindert werden. – David Berger wünscht keine Fußnoten, aber sie sind auch nicht notwendig, es finden sich genügend Beispiele sogar in der Mainstreampresse zu Überfällen auf missliebige Parteien und Personen. – Selbst kleinste Einheiten des Feindes, die beim abendlichen Aufhängen ihrer Plakate erwischt werden, müssen gewaltsam daran gehindert werden, damit sie nicht vielleicht doch 1 % erreichen bei der letzten Schlacht am 26. Mai.
Doch nein, ich habe nichts verschlafen. Wir befinden uns nicht im Krieg! Von Lissabon bis Reval, von Bergen bis Palermo – wir, die europäischen Völker, befinden uns im Frieden. Das heißt, Ausnahmezustand ist nicht notwendig, Gegenmeinungen und Protest sind erlaubt – oder sollten es sein –, „Feindsender“ hören gehört zur Normalität, zur Erweiterung des Bildes und ist kein defätistischer Akt.
Oder doch? Hab ich wieder irgendwas nicht kapiert? Ach ja, ich habe keinen Fernseher, kann also die von mir mitfinanzierten GEZ-Medien nicht hören und sehen, bin also schlechtestens über die Frontlage informiert. Bin ich das?
Muss ich wirklich dabeistehen?
Unter den Lesern werden sich vielleicht einige befinden, die meine Arbeit als Historiker kennen und sich daher wundern, warum ich mich am „Feindsender“, an den „Fake News“ beteilige. Geschichtsforschung heißt wissen wollen, verstehen wollen, Zusammenhänge erarbeiten. Wer verstehen will, muss immer auch vermeintlich abwegige Pfade kennen, seien es Bücher, Denker, Meinungen. Und er muss Fragen stellen.
Meine Arbeit basierte, als die Erlebnisgeneration noch lebte, auf Fragen. Ich hatte vom Stubenmädchen und Gutsarbeiter bis zum Gutsherren, jede Schicht, jedes Niveau, jede politische Haltung unter jenen, die auf meine Fragen antworteten – oder sich denselben verweigerten.
„Ich kann mit ihnen den Grundriss unseres Hauses nicht zeichnen, sämtliche Erinnerungen an unsere traumhafte Kinderzeit wurden mit einem Tag ausgelöscht!“
Das Gespräch war damit beendet. Es war nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass ich Frauen bzw. Mädchen zuhörte, die 1945 vergewaltigt wurden, von einem oder oft mehreren Russen.
Wie kann ich also auf der Seite jener stehen, die heute in der Bundesrepublik nicht mit der ganzen Härte des Rechts gegen Vergewaltigungen vorgehen, sondern diese verharmlosen? Wie könnte ich an der Seite jener stehen, die, wie in Freiburg geschehen, nach einer Massenvergewaltigung nicht etwa gegen Vergewaltigungen, sondern gegen jene gewaltsam auf die Straße ziehen, die ihren Protest an den politischen Gründen dieser zunehmenden Verbrechen äußern?
Wir kann ich – daraus folgend – auf der Seite derer stehen, die mittlerweile sogar bereit sind, der Kinderehe – d.h. Vergewaltigung – und Vielehe ihre Legitimation durch Einbürgerung schenken zu wollen, während jene, die dagegen ihre Bedenken hervorbringen, als Feinde unserer Zivilisation oder Demokratie oder einer vermeintlichen Selbstbestimmung islamischer Frauen betrachten werden?
Muss ich wirklich dabeistehen? Muss ich mit „Hurrah!“ den Aufrufen der Staatsspitze folgen, etwa um auf dem Platz eines Ermordeten üble, gewaltverherrlichende Lieder mit den „Vielen“ mitzugrölen? Oder, oder, oder?
Muss ich denunzieren?
Sind die Zweifler des Defätismus schuldig, ist ihre Beobachtung notwendig, wird Denunzieren wieder zur Pflicht? Die verschiedensten Einrichtungen und Medien scheinen das bei dieser Europawahl wieder so zu sehen.
Nun, auch hier hilft mir mein Fragen, denn auch die Opfer dieser Haltung habe ich kennengelernt:
Die Gutsherrin, die nach dem Attentat auf Hitler äußerte, welch schöner Mann Staufenberg sei; der einfache Satz führte zur Anzeige durch eine Lehrerin. Bereits verhört und auf die Überführung ins Gefängnis wartend, kam die Flucht dazwischen.
Oder jene andere Gutsfrau, die bei irgendeiner Gelegenheit zu ihrer Tochter sagte: „Hitler wird vor Ärger in den Teppich beißen“; angezeigt von einer Haushilfe kamen beide nach Allenstein ins Gefängnis und wurden – in diesem Fall tatsächlich – hier von den Russen befreit.
Ich habe Zeitzeugen kennenlernen dürfen, die wirklich – unter Androhung höchster Strafen bis hin zur Ermordung – Mut zeigten. Und da soll ich heute schweigen, soll meine Meinungen oder ganz einfach meine Bedenken gegen die herrschende Politik nicht mehr äußern dürfen? Ansonsten beißt Merkel vor Zorn in den Teppich?
Dank für 6.000 „Daumen hoch“
Ich bin erstaunt. Mein vorgestriger Beitrag erreichte innerhalb von einem Tag an die 70.000 Leser – von denen ich hoffe, dass sie zumindest den letzten Abschnitt „Europa ist vielstimmig – und soll es bleiben“ gelesen haben. Über 6.000 scheint der Text gefallen zu haben, sie quittierten es mit einem „Daumen hoch“.
Da ich weder Facebook, noch Twitter, noch Instagram habe, vermag ich diese Zahlen nicht zu beurteilen – es sind nur bei weitem mehr Leser, als die Auflagen meiner Bücher erreichen, die eindeutig besser recherchiert und inhaltsreicher sind als jener kurze Text.
Mein Artikel war eine kleine Hymne auf die Veranstaltung Salvinis, Le Pens und der anderen in Mailand anwesenden „Rechtspopulisten“. Deutete er auch Kritik an, so war seine Aufgabe zu zeigen, dass man im Gegensatz zu den GEZ- und sonstigen „Qualitätsmedien“ durchaus über ein solches internationales Großereignis positiv, freundlich, ohne Klischees wie dem ewigen „wie-auch-immer-populistisch“ berichten kann. Im Text warnte ich den Leser durchaus auch vor meiner eigenen Einseitigkeit.
Ich werde hier also nicht dazu aufrufen, nicht die mit einer Zwangsgebühr finanzierten Medien zu konsumieren! Aber ich rufe vor allem das nach wie vor an der F.A.Z. klebende deutsche Bürgertum – oder seine Reste – dazu auf, sich endlich freizuschwimmen von einseitigen Informationen, sich von dem Glauben zu lösen, das diese Medien uns auch nur ansatzweise umfassend, unabhängig oder gar auf einem besonders hohen Niveau über die Geschehen in der Welt unterrichten.
Jene, die sich zum derzeit nahezu vollkommen schweigenden Bildungsbürgertum zählen, zu den abhängigen und daher schweigen-müssenden Kulturschaffenden, sollten sich den zahlreichen freien Medien und mutigen Personen – ich werde hier bewusst nicht für einzelne derselben Werbung machen – zuwenden, sie lesen, ihnen zuhören, sie hinterfragen und sie als unabhängige Stimmen unterstützen.
Wenn unser jetziges Verbrechen es ist, „Feindsender“ – oder wie sie sagen „Fake News“ – zu hören und für diese auch ab und an zu schreiben, so wissen wir, dass wir bei weitem mutigere Vorbilder haben.
Stehen wir mit unserem Gesicht (Foto r.: Wulf Wagner links außen) und unserem Namen ein für die geistige Freiheit in Europa! Geben wir am 26. Mai nur denen unsere Stimme, die für Meinungs- und Gedankenfreiheit und gegen eine Bevormundung von uns mündigen Bürgern stehen!
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