Donnerstag, 21. November 2024

Die AfD und die Mainstreammedien

(Patrizia von Berlin) Liest man Mainstreammedien, so fällt beim Thema AfD vor allem eines auf: Nahezu durchgängige Verrisse, Fakenews en masse und offen erklärte Gegnerschaft. Wie passt es dazu, dass die AfD die Mainstreammedien massiv fördert?

Eines der Topthemen der letzten Tage war die Nachricht, dass Polygamie kein gesetzlicher Hinderungsgrund für die Einbürgerung sein soll. Kaum ein Medium, das nicht darüber berichtete. Ein guter Anlass für Philosophia Perennis genauer hinzusehen:

Welche Medien nutzen AfD Politiker auf Twitter und Facebook?

Sieht man sich die Top Accounts, also u.a. von Alice Weidel oder von Prof. Meuthen an, so fällt auf, dass praktisch einheitlich Mainstreammedien genutzt werden, um dieses Thema auf den eigenen Facebookseiten oder über Tweets zu besprechen. Die Affinität könnte kaum größer sein, wenn die AfD dort so beliebt wäre, wie manche Politiker der Grünen es zu sein scheinen.

Der Artikel mit den meisten sozialen Reaktion auf Twitter und Facebook bundesweit zum Thema kommt von der „Welt“ und dient uns deswegen als Analyseobjekt:

Einbürgerung bleibt trotz Mehrehe möglich

Nun ist die „Welt“, denkt man sich, zusammen mit „Bild“ Deutschlands führendes Medium. Man vermutet starke Reichweite und starke Wirkung. Sieht man sich das genauer an, dann entsteht ein ganz anderes Bild.

Alice Weidel als Topdistributorin der „Welt“

Die Mediaanalyse zeigt, der Tweet UND der Facebook-Post mit dem jeweils stärksten Social Impact (Diskussion, Teilungen, Likes) stammen von der sympathischen AfD-Spitzenpolitikerin. Aber auch Meuthen, Storch (nur Twitter) und Kaufmann sind Top. Für die „Welt“.

Unsere Analyse zeigt, dass alleine die von uns analysierten Top 5 AfD Politiker rund 15.000 soziale Reaktionen für diesen einen Artikel generiert haben.

Ein Wort zu den Social Media Charts und den Daten: Sie entstehen, indem Facebook und Twitter Zahlen zu Likes, Teilungen und Kommentare liefern und der Dienstleister sie auswertet. Es werden dort mit Sicherheit nicht 100% der Daten erfasst, d.h. man muss die Zahlen mit Vorsicht genießen, aber für eine grobe, nicht wissenschaftliche Betrachtung sind sie vollkommen ausreichend und das beste, frei zugängliche Datenmaterial. Bei unseren folgenden Zahlen werden die Daten der Social Media Charts und manuell direkt aus Twitter und Facebook erhobene Daten in einem Modell zusammengeführt. Das ist immer problematisch, da unterschiedliche Quellen oft zu Inkonsistenzen führen, einfacher gesagt: so ganz passen die Daten nicht zusammen. In diesem Fall halte ich es für absolut vertretbar und im Rahmen der Betrachtung auch für sinnvoll so zu verfahren, wie ich es getan habe, möchte diese Problematik aber transparent machen für unsere Leser.
Vermutlich wurden bei Twitter nur Teilmengen der Daten übergeben, deswegen erfolgt eine detaillierte Analyse nur für Facebook. Die manuell erhobenen Einzeldaten der genannten Twitteraccounts lassen keine Fehler erwarten.

Erfolg der „Welt“ dank AfD

Es macht nachdenklich: Der Artikel hatte insgesamt (Stand 7.5. ca. 9:15h) 48.850 soziale Reaktionen. Er ist damit unter den Top 20 Artikeln bundesweit in den letzten 30 Tagen und über alle Medien. Also: sehr erfolgreich.

Und dieser Erfolg beruht zu rund einem Drittel auf 5, in Worten: FÜNF AfD-Politikern.
Auf den Fehler in den Basisdaten bei Twitter habe ich oben hingewiesen. Wer mag, darf also unwidersprochen aus dem Drittel ein Viertel machen und sich überlegen, ob das an der Analyse etwas ändert.

Und die „Welt“ aus eigener Kraft? Eher mager!

Macht man den Gegencheck wird die Nachdenklichkeit noch größer. Auf welt.de gerade mal 2.042 Kommentare. Betrachtet man „Welt“ und „Welt News“ bzw. „Welt Nachrichten“ auf FB und Twitter, dann stehen den 15.000 Reaktionen der AfD Politiker etwas über 3.600 selbstgenerierte Reaktionen gegenüber. Besonders krass ist die Situation auf Twitter, wo die Einzelanalyse der beiden „Welt“-Accounts nur 191 Reaktionen ergibt im Verhältnis zu über 5.200 der AfD. Auf Facebook sieht es etwas besser aus: 3.850 zu 15.000.

Die eigene Distributionkraft der „Welt“ und noch mehr die Fähigkeit Debatten anzustoßen, erscheint auf einmal in einem anderen Licht.

Ein zweiter Gegencheck macht das Ausmaß deutlich, in dem die AfD für diesen Artikelerfolg verantwortlich ist. Die stärksten von mir sonst gefundenen Politiker-Distributoren waren Serap Güler (786), Düzen Tekkal (490) und die Frauen-Union (262).

Die AfD-Facebookseite postete übrigens bild.de mit mehreren tausend Reaktionen.

Datenherkunft: Die Gesamtsumme wurde aus den Social Media Charts entnommen. Einzeldaten manuell aus Facebook.

Kein Rückenwind für die „Welt“

Kommen wir von der Detailbetrachtung zur Situation und dem großen Bild. Im Bereich Print sieht es für die im Beispiel verwendete „Welt“ katastrophal aus. Seit Anfang 2010 hat sich die verkaufte Auflage von 250.000 auf rund 120.000 (Quelle: statista) mehr als halbiert. Die ePaper Auflage von rund 26.000 (statista) konnte diesen Rückgang nicht ansatzweise auffangen.

Nun hängt es also an der digitalen Welt. Dort hat man 93.000 Abonnenten per Februar 2019 (Quelle: Axel Springer). Was heißt, dass man per Saldo gegenüber 2010 immer noch verliert. Auch wenn man – lt. Springer – die Bezahlkunden im Blick hat. Die nichtbezahlenden Leser sorgen für beeindruckende Zugriffszahlen und sicherlich ordentliche Werbeerlöse. Diese Lesergruppe muss aber erst auf die Seite gelockt werden.
Wollen wir dabei wirklich helfen?

Alternative Medien stärken

Vorweg zwei Dinge: Es geht hier nicht um Philosophia Perennis. Wir wollen hier eine Überlegung anstoßen – zum Nutzen aller „alternativen Medien“. Da wir keine Einnahmen aus Klickzahlen und Werbung generieren, fällt es uns vielleicht leichter in dieser Frage in Sachen Gemeinwohl zu argumentieren.

Es geht zudem nicht darum, hier einen Pranger hinzubauen. Wer einen Angriff auf die genannten Politiker heraus liest, verkennt den Sinn dieser Analyse. Das ist in keiner Weise beabsichtigt, es wäre nicht hilfreich und es wäre maßlos unfair das zu tun. Die wenigsten Spitzenpolitiker machen das bewusst, häufig sind Mitarbeiter mit der Betreuung von sozialen Medien betraut. Und seien wir ehrlich: genau dasselbe Verhalten beobachten wir doch bei uns selbst. Die Macht der Gewohnheit.

Die Konsequenz unseres Verhaltens jedoch ist, dass wir Medien stärken, die der Opposition gegen Merkel und gegen die Islamisierung auf häufig extrem unfaire Weise gegenüberstehen. Deren oft sehr offen erklärter Wille es ist. „uns“ klein- und kaputt zuschreiben.

Man muss nicht mit linker Vehemenz dagegen vorgehen, nach dem Motto der Claudia Roth Schützlinge „Ton Steine Scherben“: Macht kaputt was euch kaputt macht. Aber muss man die Mainstreammedien finanziell belohnen für ihre Parteinahme gegen uns? Wir tun das, mit jedem Klick den wir für sie erzeugen.

Es geht auch anders

Gottfried Curio z.B. postete einen selbst erstellten Inhalt. Petr Bystron und Martin Renner posteten einen Bericht der „Jungen Freiheit“ zum Thema.

Dazu von „Philosophia Perennis“ befragt, erklärte AfD-Urgestein Martin E. Renner (MdB):

Ich halte keine persönlichen Aktien an der jungen Freiheit. Allerdings ist mir aus gutem Grunde sehr an einer Gegenöffentlichkeit zu den Mainstreammedien gelegen – daher greife ich gerne und sogar bevorzugt auf alternative Medien zurück. Ich möchte die „klassischen Mainstream-Medien“ nicht ausgrenzen. Aber ich bin zutiefst überzeugt, dass die alternativen Medien in ihrem Metier die gleiche Aufgabe zu leisten haben, die wir als AfD uns im politischen Bereich vorgenommen haben. Das gemeinsame Ziel heißt unter anderem: Mehr Demokratie. Das verbindet, zumal der Gegenwind für uns als AfD, sowie für die alternativen Medien oftmals aus der gleichen Richtung kommt.

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Patrizia von Berlin
Patrizia von Berlinhttps://philosophia-perennis.com/
Für die Freiheit nicht lügen zu müssen. Eine Lebensweisheit, die ich vor vielen Jahrzehnten von Reiner Kunze (Die wunderbaren Jahre) erhielt. Ich lernte, was das Wichtigste für ihn war, als er in den freien Westen ausgesiedelt wurde. Nicht Reisen, nicht die Genüsse der Welt. "Dass ich nicht mehr lügen muss", war seine Antwort.

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