Donnerstag, 21. November 2024

„Messerstiche spürt man gar nicht so“

… oder: Wie man brutale Realität verdaulich macht. Ein Gastbeitrag von Josef Hueber

In Bad Kreuznach sticht ein Asylbewerber mit einem Messer auf eine schwangere Frau ein. Das ungeborene Kind stirbt“ (Merkur.de,16. Jan. 2019)

Es geht – nach Meinung Gutgläubiger – den Medien bei der Zurückhaltung beängstigender Nachrichten aus Deutschland darum, die Bevölkerung keiner unnötigen Beunruhigung auszusetzen. Aber das geht auch anders. Man kann mit neuen Erkenntnissen, z.B. über die Wirkung eines Messerangriffs, ebenfalls zur Deeskalierung aufgeregter Gemüter beitragen. Der Podcast Lage der Nation v. 22.9.2018 (ab Min. 09:40) leistete dazu einen wichtigen Beitrag.

DIE LAGE DER NATION STEHT GUT DA

 Er ist einer der „ Goldenen Blogger“ von 2017. Seine Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte. Es ist der Podcast Lage der Nation aus Berlin, moderiert von Ulf Buermeyer, Richter am Landgericht Berlin, und  Philip Banse, Journalist und Podcaster. Schon im Oktober 2017 wurde der Podcast im Schnitt 75 000 mal heruntergeladen.

Der Politkommentar, seit Ende 2017 von der ARD vermarktet, bringt ca. €15 000.-  bis € 22 000.- pro Sendung. Der  Deutschlandfunk sieht ihn als „„richtig gut […], wenn es um Digitales, Juristisches und Bürgerrechte geht“. Es gibt auch öffentliche Auftritte, zu denen Interessierte Karten erwerben können.(Alle Infos aus Wikipedia)

ES FEHLT NICHT AM SELBSTBEWUSSTSEIN DER IDEOLOGEN

Ulf Buermeyer und Philip Banse, nur Taube hören das nicht, strotzen vor Selbstgewissheit und moralischer Überheblichkeit. Nicht nur die Sprechgeschwindigkeit, die dem Zuhörer keine Zeit lässt, das maschinengewehrartig Herausgefeuerte zu reflektieren, unterwirft den Zuhörer ihrem Meinungsdiktat, dem festgenagelte Linksaußen-Positionen eingeschraubt sind.

Die weitestgehend zynische Herablassung gegenüber allem, was nicht scharf nach links abbiegt, wurde in ihrer Kommentierung des Falles Maaßen deutlich. Eine Passage machte dies besonders deutlich. Es ging um den Fall „Chemnitz“, wo Maaßen von „Mord“ sprach, die Podders jedoch wissen, dies sei juristisch nur als Totschlag zu bewerten.

Hier ihre Bewertung ihrer Stellungnahme zu Maaßen: „Er [sagt, er] hat von Mord gesprochen, um zu verhindern, dass es verharmlost wird, übrigens mit juristisch hanebüchenen Argumenten […] Das sei ein Mord deswegen, weil 5 Messerstiche grausam seien“.

Juristisch gesehen, so B.&B., müsse man wissen, dass „das Mordmerkmal „grausam“ nur dann vorliegt, wenn eine weit über das zur Tötung erforderliche Maß Gewalt und Schmerzen zugefügt werden, wenn es dem Täter nicht nur darum geht, jemanden umzubringen, sondern ihn dabei möglichst noch zu quälen.“

Eigentlich, so denkt der Laie, ein womöglich nur  juristischer Streitfall, dessen Kommentierung durch Allwissend&Co stimmen mag, aber nicht sonderlich interessant ist.

KEINE  ANGST, ALLES NICHT SO SCHLIMM

Interessant wird es in der anschließenden, weiteren  Kommentierung. Bei dieser Live übertragenen Lage-der-Nation-Veranstaltung erfährt das  anwesende Publikum nämlich etwas Erstaunliches.

Eine tagespolitisch in Deutschland aktuelle, jeden Menschen im Wachzustand äußerst beunruhigende Thematik wird einer Verharmlosung zugeführt, was von der Intention her nur als widerwärtig bezeichnet werden kann.  Es geht um die Wirkung einer Messerattacke auf das Opfer.

Schlimm muss es sein, einen Messerstich abzukriegen, denkt der Gottseidank davon noch nicht Betroffene in seiner auf Ignoranz fußenden Fantasie. Das Blut stockt in seinen Adern, wenn er sich vorstellt, dass ein großes Küchenmesser gewaltsam den Weg in den eigenen Magen, durch die Rippen oder in den Hals nimmt.

DEESEKALATION FÜR HASENFÜSSE

Trostreich kann er sich aber belehren und beruhigen lassen. Was lernt er von B.&B.? O-Ton Lage der Nation: „Interessanterweise ist es so, dass man Messerstiche gar nicht so spürt. Opfer von Messerstichen schildern dies [von der Wirkung her] meistens als Faustschlag“.  Man spüre dies nicht als „Schnitt“ oder als „Stich“. Es sei  „weit weniger schmerzhaft, als wenn man sich in den Finger schneidet.“

Wenn das nicht beruhigend wirkt!

Ob Notfallchirurgen, wenn sie das Opfer einer Messerattacke auf dem OP-Tisch liegen haben, auch mit der Faustschlag-Diagnose arbeiten, muss erst noch recherchiert werden.

*

Anmerkung: Alle Zitate aus dem Podcast  sind der besseren Lesbarkeit wegen in protokollartiger Form wiedergegeben, ohne die im mündlichen Sprachgebrauch üblichen Füllsel und Eigenkorrekturen.

PP-Redaktion
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