Aktuelle Gedanken aus der letzten Jahresschluss-Predigt von Joachim Kardinal Meisner + im Hohen Dom zu Köln am 31.12.2013. Ein Beitrag von Dr. Juliana Bauer
Wieder sind wir an einem bestimmten Zeit-Punkt angekommen: wir befinden uns mitten im letzten Tag des Jahres 2018 – 2018 nach der christlichen Zeitrechnung. Und wir stehen vor dem ersten Tag des Neuen Jahres, des Jahres 2019.
An dieser Stelle möchte ich ein paar Gedanken aufgreifen, die der verstorbene Erzbischof von Köln, der am 25.Dezember 85 Jahre alt geworden wäre, den Gläubigen an Silvester 2013 ans Herz legte. Buchstäblich ans Herz legte. Gedanken, die aktuell sind und bleiben – in Deutschland, im Europa der Jahre 2018, 2019 und in allen folgenden Jahren, die da kommen werden.
Christus gestern und heute, Anfang und Ende, Alpha und Omega
Kardinal Meisner begann seine Predigt mit den Worten der Heiligen Osternacht, welche Christus den Auferstandenen verkündet und damit dem Leben des Menschen seinen eigentlichen Sinn gibt:
„Christus gestern und heute, Anfang und Ende, Alpha und Omega, sein ist die Zeit und die Ewigkeit, sein ist die Herrschaft und Herrlichkeit in alle Ewigkeit… … so bekennen wir an diesem Silvesterabend 2013.“
Und so würde er seinen Glauben auch heute bekennen, am Silvesterabend 2018, so würde er Christus bekennen – als den Herrn der Welten und der Zeiten. Der uns trägt und hält.
Und wie immer holte der Erzbischof in reichen Bildern aus, um den Zuhörern seine Gedanken und seine Überzeugung nahe zu bringen. Er beschrieb die Welt als eine – geistig – vom Fallgesetz bewegte und bestimmte, die sich seit dem „Sündenfall“ des Menschen immer mehr und mit immer größerer Geschwindigkeit von Gott, ihrem „Ausgangspunkt“ entferne und „ausgangspunkt-los“ und „damit gott-los“ würde/wurde. „Und je gottloser die Welt ist, desto haltloser und hilfloser ist die Situation des Menschen darin.“
Wer kann uns beim Sturz in die Tiefe aufhalten?
Meisner fragt dann, wer die Welt und damit den Menschen „bei diesem Sturz in die Tiefe“ aufzuhalten vermag. Um die Antwort – die nicht zuerst eine ökonomische, soziale und politische sei, sondern eine vom Ursprung des Menschen her gedachte zutiefst theologische – mit einer aussagestarken biblischen Metapher zu geben:
Gott stürzt, im Bild des Adlers verdeutlicht, seinen herunterfallenden Jungen nach, überholt sie, breitet die Flügel aus, fängt sie auf und trägt sie in die Höhe zurück (vgl. 5. Buch Mose 32,11).
Der seine Schwingen ausbreitende, „kreuzförmige“ Adler verweist für Meisner auf Christus den Gekreuzigten. Den Gekreuzigten, der den Menschen in seinem Fallen aufzufangen und zu halten vermag. „Das Kreuz ist gleichsam der Fallschirm Gottes, mit dessen Hilfe er die fallende Welt und den fallenden Menschen auffängt. Das Kreuz Christi rettet aus jedem Sündenfall und aus allen Sündenfällen heraus. Denn an diesem Fallschirm hängt er selbst, leibhaftig in der Person Jesu Christi … Darum hing er mittendrin in den Geschehnissen im vergangenen Jahr, in allen Details der einzelnen Tage durch seinen Fallschirm, den wir das Kreuz nennen.“
Und Christus hing auch in diesem zu Ende gehenden Jahr 2018 in allen Geschehnissen „mit drin,“ „er war… “ bei allem Schönen und bei allem Leid, das so vielen Menschen zugefügt wurde, „dabei.“ „Und weil der gekreuzigte Herr drinhing,“ sah der Alt-Erzbischof weder sinnlose, noch trostlose Jahre. „Denn nirgendwo ist Gott so tröstend gegenwärtig, als wenn er uns in der Gestalt des Kreuzes begegnet.“
Ein Hirte gegen den Zeitgeist
Joachim Meisner war weit davon entfernt, den Menschen billigen Trost zu spenden und das Leid klein zu reden. Und er wies zeitlebens unermüdlich auf Mißstände in Kirche, Gesellschaft und Politik hin wie auch auf die damit verbundenen Gefahren für den Menschen in unserer Kultur.
Als Hirte opferte er weder seine Herde, noch seine lebendige Überzeugung seichtem Zeitgeist und zerstörerischen Politik-Machern. Und er verkündigte unerschrocken, ob gelegen oder ungelegen (2 Timotheus 4,6), Christus den Gekreuzigten und Auferstandenen.
Das Jahr 2013 mit dieser ihm eigenen Kreuz-Betrachtung abschließend fügte der Erzbischof seiner Predigt eine besondere Bitte für das Neue Jahr ein: Gott, der uns Menschen über das Kreuz „mit… ihm… verbindet und vom Absturz rettet,“ „darum… zu bitten, dass wir im kommenden Jahr nicht kreuzlahm werden und damit hoffnungslos.“
Für das an der Schwelle stehende Jahr 2019 ist diese Bitte für die Christen unerlässlich. Unerlässlich ist sie vor allem auch für die Hirten der zahlreichen Bistümer, um mutig das Kreuz zu bekennen und sich auf ihren eigentlichen Auftrag, nämlich jenen für ihre Herde zu besinnen und sich diesem in der Wahrheit und der Kraft des Heiligen Geistes zu stellen.
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