Nichts spaltet die deutsche Gesellschaft so sehr, wie die Flüchtlingsfrage. Nirgends gehen die Meinungen so sehr auseinander. Eine Mitschrift eines ganz normalen Gesprächs zwischen Linken und Rechten.
Die deutsche Islamwissenschaft ist links, sehr links. Kritisches Denken ist nicht erwünscht. Vom ersten Semester an wird dem noch hörigen Studenten gesagt, Henryk M. Broder lese man nicht, auch Bassam Tibi sei als Autor nicht erwünscht. In Hausarbeiten dürften diese Autoren nicht herangezogen werden, die seien populistisch und dem Islam nicht wohl gesonnen.
Die höheren Semester lästern gerne über diese besagten Schreiber und so traut sich der Ersti auch nicht, die Bücher heimlich zu lesen. Irgendwie glauben sie einfach, was alle behaupten und halten Bassam Tibi und Henryk M. Broder für den Feind. Heute stehe ich dazu, dass ich sie lese und bin bei allen in diesen Kreisen die Böse.
Wie stehst Du zu den Flüchtlingen?
Jahre nach meinem Abschluss der Islamwissenschaften trinke ich nun mit einem ehemaligen Mitstudenten Kaffee. Wir sitzen in einem schicken Café in einem teuren Viertel Hamburgs. Unverhofft fragt er mich, wie ich denn die Flüchtlingsdebatte sehen würde. Schließlich habe ich viele Jahre im Ausland gelebt, auch in islamischen Ländern. „Kritisch,“ sage ich. Ich sei gegen weitere islamische Einwanderung, für geschützte Grenzen und gegen den Migrationspakt. „Migrationspakt? Was ist denn das?“
Mein Gegenüber hatte von diesem Pakt noch nichts gehört. Wahrscheinlich hatte die Süddeutsche noch nicht darüber berichtet, dachte ich. „Anscheinend liest du die falschen Medien, wenn du den Migrationspakt nicht kennst.“
Kritisch sein bedeutet automatisch AfD zu wählen?
Meine extrem kritische Haltung überraschte ihn. „Dann wählst du AfD?“ Forsch guckte er mich an. Kritisch sein bedeutet für ihn also automatisch AfD zu wählen? „Ich habe Freunde, die AfD wählen, weil sie sich in der CDU nicht mehr wohlfühlen. Du kannst also ehrlich sein, ich beende keine Freundschaft deswegen.“
Und genauso sieht die Realität heute aus: Freundschaften hängen davon ab, ob jemand die AfD wählt oder nicht. Wohl fühlte ich mich nicht und verneinte dies. Ich würde der CDU noch bis zur nächsten Wahl Zeit geben, sich zu erneuern und wieder konservativ zu werden. Sollte dies nicht passieren, könnte es gut passieren, dass ich zur AfD wechseln würde, sagte ich.
Auf jeden Fall halte ich die AfD weder für ausländerfeindlich noch rechtsextrem, sondern sehe viele kluge Köpfe wie Meuthen und Weidel dort. Meine Meinung teilen konnte mein Gegenüber nicht.
Wohnungsmangel und Kitaplätze haben nichts mit Flüchtlingen zu tun
Mein ehemaliger Kommilitone fand die Situation seit 2015 nicht beunruhigend.
„Ich habe keinen einzigen Euro weniger wegen der Flüchtlinge und ja, natürlich kann Deutschland ohne Probleme eine Million Flüchtlinge und mehr aufnehmen.“
Es gäbe viel wichtigere Themen wie Wohnungsnot, günstiger Wohnraum, Kitaplätze und noch vieles mehr. Und da ist es wieder, das linke verquerte Denken, dass knapper Wohnraum und Mangel an Kitaplätzen nichts mit der Situation der Flüchtlinge zu tun hat. All die Milliarden deutscher Steuergelder fehlen nicht, nein das ist natürlich rechtes Denken. Auch die vielen Vergewaltigungen sind primär nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.
In seinen Augen macht sich ja kein Flüchtling mit dem Gedanken auf den Weg, in Deutschland Frauen zu vergewaltigen. Das passiert dann eben.
Facebook-Rassismus als drängendstes Problem
Das einzige, was ihn beunruhigen würde, sei die wachsende Ausländerfeindlichkeit. Ich schaute mich um, in seinem Kiez. „Hier? Oder wo machst du das aus?“ fragte ich ihn. „Ne, hier nicht. Hier gibt es ja nur rot-grüne Wähler und keine Konservativen, AfD-Wähler gibt es wohl eher in Blankenese. Ich sehe das im Internet, wenn ich mir die Kommentare unter Postings von AfD-Abgeordneten durchlese.“
Aha, denke ich. Im Internet, auf Facebook und dann unter den Postings von AfD-Abgeordneten. Es dauert einen Moment, bis ich die ganzen Zusammenhänge erfasse. Die wachsende Ausländerfeindlichkeit hat also immer und nur mit der AfD und den Wählern zu tun. Er redet nicht von kahlköpfigen Nazis, Hetzjagden oder Pogromen. Im Alltag sehen kann er dies nicht, noch nie ist mein Bekannter Zeuge von einem wirklichen Vorfall von Rassismus geworden, lediglich auf Facebook liest er dies und ist davon beunruhigt. Aha denke ich wieder.
Mamas machen sich Gedanken, welche Bioschürwolle ist die beste?
Ich lasse meine Gedanken kreisen. Mein Bekannter lebt in einem schicken Hamburger Stadtteil. Nicht einen Menschen mit offensichtlichem Migrationshintergrund habe ich gesehen, weder einen Migranten mit deutscher Staatsbürgerschaft noch einen Flüchtling. Hier scheint jeder Biodeutscher zu sein.
In der Kita seiner Tochter machen sich die Mamas darüber Gedanken, welche Bioschürwolle die beste ist und wann und wo die nächste Gelegenheit besteht, diese tollen Kaschmirpullover für ihr Kind zu kaufen. Hier gibt es keine Flüchtlingskinder in den Kitas, hier traut man sich noch nachts über die Straße als Frau. Und obwohl man hier in seiner eigenen Parallelwelt als Biodeutscher wohnt, möchte mein Bekannter offene Grenzen, eine Welt in der sich alle vermischen.
Der Islam ist per se keine schlechte Religion
„Für mich ist der Islam per se keine schlechte Religion. Es gibt ja nicht den Islam, jeder kann sich ja seinen Islam aussuchen.“ So sieht also ein deutscher Islamwissenschaftler diese Religion. Ich selbst habe an der wohl linkesten aller Unis der Welt für Islamwissenschaften studiert. Ich gehöre zu den ganz wenigen, die am Ende ihrer Unikarriere auf der Seite der Israelis stehen und nicht für „die Palästinenser“ sind. Die den Islam per se als nichts Positives ansehen, sondern als etwas Kritisches.
Wiederum habe ich im Vergleich zu den meisten meiner ehemaligen Kommilitonen viele Jahre in der islamischen Welt verbracht. Diese Jahre haben nicht dazu geführt, dass ich meine Ansicht ändere, sie erhärtet sich eigentlich nur mit jedem Tag. Ich halte Muslime in dem Umfang, wie sie in Europa leben, nicht für integrierbar und für eine existierende Bedrohung. Ich lese den neuen Sarrazzin mit permanenten Kopfnicken und kann ihm nur zustimmen.
Und nach mir die grüne Sintflut?
Vorsichtige werfe ich in den Raum, dass wir Europäer mehr Kinder kriegen müssen, um uns zu erhalten, dass Europa durch die Flüchtlingswellen zerstört wird. Aber dies seien für mein Gegenüber nur Verschwörungstheorien. Dieses Abschaffen von Europa, dieser angebliche Bevölkerungsaustausch ist Propaganda nach Sarrazin, aber hat mit seiner Realität nichts zu tun. Und überhaupt, die Welt leide an Überbevölkerung, da macht es ja nichts, wenn die Europäer keine Kinder in die Welt setzen würden. Für ihn seien die Europäer nichts zu Schützendes, nichts was man erhalten müsse. Migration habe es ja immer schon gegeben.
„… dann bin ich eh schon tot“
Es sind all diese Sätze linker Propaganda, die ich bislang nur aus der Zeitung kannte.
„Und wenn hier in 100 Jahren nur noch Muslime leben, ist es mir egal. Dann bin ich ja eh tot. Ich habe nichts gegen Muslime. Sollen die doch hier ihre Moscheen bauen und leben.“
Geschockt sitze ich wie angewurzelt. Kann das sein? Kann ein Deutscher wirklich so eine Meinung haben? Es geht hier nicht um Deutsch sein oder nicht, es geht um sein eigenes Land. Kann einem der Erhalt der eigenen Kultur, der eigenen Identität wirklich so egal sein?
Als letztes frage ich noch, welche Partei er denn bei der EU-Wahl wählen würde. Das wisse er noch nicht, die europafreundlichste von allen. Aber was ist für einen bekennenden Europahasser denn europafreundlich? Nun wird mir wieder mulmig. „Hauptsache du wählst nicht die Grünen und Ska Keller.“ Mehr war ich nicht imstande zu sagen.
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