Sonntag, 24. November 2024

„Ich bin stolzer deutscher Zionist“

Lauda S(Z)ion Salvatorem,
Lauda ducem et pastorem
In hymnis et canticis.

Herr Gedeon hat auf die Gründung der „Juden in der AfD“ einen Beitrag auf Facebook gepostet. Darin sagt er sinngemäß, dass diese Organisation im schlimmsten Fall eine zionistische Organisation wäre.

Nun muss ich zugeben, ich habe die Aussage des Herrn Gedeon damals nicht verstanden. Ich bin manchmal nicht der schnellste, sollte ich dazu sagen. Was meint der Mann bloß mit zionistisch?,  fragte ich mich.

Einem Volk eine Heimstätte geben

Ich kenne das Wort, aber kenne ich auch die Bedeutung? Nach einigen Tagen, als mir die Bedeutung nicht eingefallen war, habe ich mein Lexikon bemüht. Dort steht sinngemäß, Bestrebungen die darauf abzielen, eine Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina zu errichten. Ok, dachte ich mir. Das ist keine sonderlich schlechte Idee: Einem nachweislich am schlimmsten verfolgten Volk eine nationale Heimstätte zu geben, nein es für sich selbst erkämpfen zu lasse – Oh Gott dachte ich, eine Heimstätte für Juden? Was für eine tolle Idee – Was sollte daran illegitim sein?

Zu Herrn Gedeon hatte ich allerdings Hintergrundinformation. Nein, nicht dass ich Ihn persönlich kannte. Aber ich hatte mal was gehört, er würde Juden nicht mögen. Wieso weiß ich nicht. Und wiederum dauerte es einige Tage und dann kam mir eine zündende Idee.

Werter Leser, ich würde hier gerne die These aufstellen, dass Herr Gedeon seine Aussage, die Juden in der AfD könnten im schlimmsten Fall eine „zionistische Lobbyorganisation“ sein, negativ meinte. Dies folgere ich aus der Tatsache dass Herr Gedeon bei seiner beschreibenden Einleitung die Formulierung „im schlimmsten Fall“ benutzte. Als Germanist weiß ich, dass diese Formulierung im Deutschen negativ behaftet ist.

Warum tut ein Patriot so etwas?

Jetzt frage ich mich aber, warum tut Herr Gedeon so etwas? Er ist nach meinen Informationen Mitglied einer patriotisch-deutschen Partei, der AfD. Diese tritt bekanntlich vehement für das Existenzrecht Israel ein und bedauert die massenhafte Einwanderung von funktionalen Antisemiten in den letzten Jahren nach Deutschland. Wie kann ein Mann, der dieser Partei beigetreten ist, Zionismus mutmaßlich als ein Schimpfwort empfinden?

Es waren tapere Juden, die die heiligen Stätten der Christen in Jerusalem von den Muslimen zurückerobert haben, und heutzutage jedem Christen, der dies wünscht, eine Pilgerfahrt an die heiligen Stätten der Christenheit ermöglichen. Oder glaubt einer der Leser, dass die Grabstätte Jesu für Christen besser erreichbar wäre unter muslimischer Herrschaft, die uns Christen als Lügner und Betrüger in ihrer „heiligen Schrift“ dem Koran diffamieren?

Nein, unsere Brüder im Glauben an den einen Gott waren es,  die 1967 die heiligen Stätten auch für uns Christen zurückerobert haben. Junge jüdische Männer und Frauen gaben ihr Leben, dafür dass die Grabstätte Jesu wieder in jüdisch-christlichen Händen sind.

… damit wir Christen den Zugang zu den heiligen Stätten haben

Und da muss ich wieder an Herrn Gedeon denken. Ja ich glaube, er meinte sein Wort zionistisch tatsächlich negativ. Aber welchen Grund gibt es dafür? Welcher deutsche Patriot sollte das Wort zionistisch negativ benutzen? Zionistisch heißt Juden eine Heimstätte in ihrem historisch nach dem Alten Testament von Gott angestammten und zugewiesenen Gebiet anzuerkennen. Zionisten haben zu Tausenden ihr Leben gelassen – auch um uns Christen eine unbeschränkten Zugang zu unseren Heiligen Stätten zu gewährleisten.

Und dann frage ich mich: Warum sind wir eigentlich keine Zionisten? Warum sollten deutsche Patrioten keine Zionisten sein? Sich dafür einsetzen, dass Juden eine sicherere Heimstätte haben ist doch nichts Schlechtes? Was spricht nur in Gottes Namen dagegen, die Wirkstätten des Juden Jesus Christus in jüdischer statt muslimischer Hand zu sehen? Mir fällt wirklich kein Grund ein…

Aber ich frage mich auch eine andere Frage: Wie kann jemand auch nur die unglaubliche Frechheit besitzen, das Wort zionistisch negativ zu meinen. Warum sollte ein deutscher Patriot in der Gewissheit der unbestreitbaren Verantwortung durch den Holocaust an sechs Millionen Juden auch nur auf die Idee kommen, das Wort Zionist als negativ zu empfinden?

Es geht sich hier nicht um einen linken, antideutschen Schuldkult

Es geht sich hier nicht um einen linken, antideutschen Schuldkult, der versucht den Holocaust mittels einer eigenen Agenda gegen uns Deutsche auszunutzen. Nein es geht um die faktische Tötung von sechs Millionen Europäern jüdischer Abstammung und/oder jüdischen Glaubens. Es geht um ein ehrliches Verhältnis von uns deutschen Patrioten zum jüdischen Volk und damit auch unserer eigenen Geschichte.

Dies wird auf beiden Seiten nicht einfach sein und es wird viel Zeit brauchen. Aber es sollte in die Richtung gehen, dass das Wort zionistisch nicht als Schimpfwort, sondern irgendwann als eine Auszeichnung begriffen wird. Eine Auszeichnung, die deutsche Patrioten anstreben. Aus unerreichbarer Wiedergutmachung und aus Eigeninteresse. Als eine Auszeichnung für die Menschen, die sich für die sichere Heimstätte der Juden ganz persönlich eingesetzt haben.

In jedem Fall wird es Zeit für uns Patrioten, Menschen wie Herrn Gedeon hinter uns zu lassen. Ich weine ihm keine Träne nach. Den sechs Millionen von deutschen Händen und Befehlen ermordeten Juden schon. Ich bin stolzer deutscher Zionist.

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