(David Berger) Ein Aktivist der APO 2018, der durch seine einfallsreichen Motto-Plakate auf zahlreichen Demos von Bottrop über Kandel bis Berlin bekannt wurde, muss sich im Oktober vor Gericht in Berlin verantworten.
„Sexuelle Freiheit und Selbstbestimmung – statt religiöser Intoleranz , Genitalverstümmelung & Frauenverachtung“ heißt es auf einem der Motto-Plakate, die er zu zahlreichen Demos von Bottrop bis zum Frauenmarsch in Berlin (Plakate alle in Links sichtbar) mitbrachte: der Aktivist Heinrich Magatsch aus NRW. Nun solle er vor einem Berliner Amtsgericht als Angeklagter erscheinen. Ich habe mit ihm gesprochen.
Herr Magatsch, am 22. Oktober müssen Sie vor einem Berliner Amtsgericht als Angeklagter erscheinen. Wie kam es dazu?
Heinrich Magatsch: Ich war zum Frauenmarsch am 17.02.2018 mit einem ziemlich sperrigen Paket angereist, darin mehrere Plakate, der weite Weg sollte sich ja lohnen. An der Polizeiabsperrung mühte sich ein Polizist, der mein Paket inspizieren wollte, mit seinem stumpfen Taschenmesser ab, und so bot ich ihm mein Teppichmesser an, das ich im Rucksack hatte. Das war mein Verhängnis.
Um es noch mal klarzustellen: Sie hatten also die Folienumwicklung und das Mitführen des Teppichmessers nur gewählt zum Schutz vor der Antifa?
Heinrich Magatsch: Die Folie zum Schutz vor der „Antifa“ und das Teppichmesser zum Aufschneiden der Folie, bzw. zum Schneiden von Glasfaserklebeband. 2016, auf der TTIP-Demo, wurde mein Plakat von „Ordnern“ beschädigt; das habe ich dann direkt neben einer größeren Gruppe Polizisten, wo ich mich sicher fühlte, mit Glasfaserband und Teppichmesser repariert. Damals nahm keiner daran Anstoß.
War die Sorge vor der Antifa nicht übertrieben?
Heinrich Magatsch: Am 5. September 2018 war ich mit einem viel kleineren Päckchen bei der „Merkel muss weg“ – Demo in Hamburg. Beim Durchschreiten des „Antifa“- Sperrgürtels wurde ich, trotz unauffälliger Kleidung und langer Haare, gleich als Demoteilnehmer erkannt. „Du mieses Dreckschwein“ schallte es, und beinahe hätte ich einen Tritt abbekommen.
Bei den vorliegenden Fakten: wird dieser Prozess nicht ohnehin zu Ihren Gunsten ausgehen?
Heinrich Magatsch: In einem Rechtsstaat müsste er das natürlich, ja, in einem Rechtsstaat wäre gar keine Anzeige aufgenommen worden. Das Aufnehmen der Anzeige hatte ja fast 40 Minuten gedauert – wer weiß, was die da schon gemauschelt haben. Im Strafbefehl stand, ich hätte das Teppichmesser in der Jacke gehabt, was nicht stimmt.
Werden Sie – sollte Sie das Gericht verurteilen – trotzdem weiterkämpfen?
Heinrich Magatsch: Notfalls wie Tomas Münzer, also auch mit Verlusten. Ich denke, wir brauchen einen richtigen Neuanfang, Richtung Freiheit und Selbstbestimmung – weg von den zahlenmäßig eigentlich kleinen „Eliten“, die uns nur gängeln und drangsalieren. Dazu will ich meinen bescheidenen Beitrag leisten. In Hamburg hatte ich einen Mini-Satz am Angelhaken: „Ihr seid bald weniger!“ Der kam in mehreren Video-Berichten sozusagen als Schlusswort. Das macht doch Spaß!
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