Donnerstag, 28. März 2024

Politisch korrekte DDR 2.0: Parolen gestern, Parolen heute

Ein Gastbeitrag von A.R. Göhring

Gelernte DDR- Bürger fühlen sich seit spätestens zwei Jahren häufig in eine Zeit versetzt, die man in den 90ern eigentlich abgehakt hatte. „Ich fühle mich wie in der DDR `86 – man darf nicht alles sagen, aber man merkt, es knallt gleich“, wie mir ein Sachse zum dreißigjährigen „Jubiläum“ 2016 ganz unverblümt mitteilte.

Ein Grund für das ostzonale Revival im Alltag sind die hohlen linken Parolen und Phrasen, die man wieder in erstaunlicher Zahl zu hören bekommt.

Unter Spitzbart und Honni waren es zum Beispiel „Sozialismus“ „Frieden“ und „Antifaschismus“, die aus den roten Medien, in der Schule und aus Verlautbarungen Offiziellen nicht wegzudenken waren. Sozialistisch waren die roten Kleptokraten allerdings sicher nicht; und mit Friedfertigkeit ließen sich die Atomwaffen und die gut organisierten Streitkräfte wie NVA und Rote Armee auch nicht so recht vereinbaren. Und die offiziöse Kranzabwurfstelle beim ehemaligen KZ Buchenwald auf dem Weimarer Ettersberg war eher antifaschistische Camouflage. Die alten NSDAP-Mitglieder im ZK der SED sagten uns etwas anderes.

Heute sind es – erstaunlich ähnlich – linke Begriffe wie „Buntheit“, „Vielfalt“, „Toleranz“, „Weltoffenheit“, und natürlich „Antifaschismus“ oder „Antirassismus“, die bei jeder unpassenden Gelegenheit textbausteinartig und pflichtschuldig wiedergekäut werden.

Nehmen wir einmal den Fall des „rassistischen“ Jura-Professors Thomas Rauscher aus Leipzig, der mit seinen unerlaubten politischen Ansichten den Zorn der Universitätsleitung, des Dekans und natürlich der sozialdemokratischen Wissenschaftsministerin auf sich zog.

Was sagten diese seine Vorgesetzten zu seiner unerlaubt nicht-linken Meinungsäußerung auf Twitter?

Die Parolen-Parade hat schon etwas unfreiwillig Lustiges:

„Die Leitung der Uni hat Rauschers Äußerungen ausdrücklich verurteilt. Wir stehen für …

** Weltoffenheit **

und ** Toleranz **

und stellen uns gegen intolerantes und fremdenfeindliches Gedankengut>“

also für ** Antifaschismus **

„Drygalas Fakultät dazu am Mittwoch: „Die Juristenfakultät Leipzig missbilligt die über Twitter verbreiteten Äußerungen von Herrn Professor Rauscher, die auch in der Öffentlichkeit als

** rassistisch **

wahrgenommen wurden. Lehre und Forschung betreiben wir nach dem Leitbild eines

** weltoffenen **

und ** toleranten ** Miteinanders.“

„Auch Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) hat die Nase voll und prüft Ermittlungen: <Sachsens Hochschulen sind

** weltoffen **

und international.“

Ob Ministerin Stange, Dekan Drygala und die Unileitung voneinander abschrieben? Oder gibt es längst einen politisch-korrekten Satzbaustein-Generator von Adobe oder Kaspersky? Oder ist der Neusprech so tief drin, dass die Phrasen von alleine kommen? Ich vermute letzteres.

***

Unser Youtube-Tipp zum lustigen Parolengekreische in der Causa Rauscher, bei dem ich ein bisschen geklaut habe: Der Schattenmacher

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Besteller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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