Sonntag, 22. Dezember 2024

Manchester: Frau Merkel, es ist unmöglich, gegen das zu kämpfen, das man nicht verstehen will

Nachdem sie vom Manchester-Terroranschlag hörten, teilten die Politiker erneut ihre bisherige Routine von „Schock“ und „Trauer“ zum vorhersehbaren Resultat ihrer eigenen Politik mit. Am verblüffendsten war, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, sie habe die Entwicklungen in Manchester „mit Trauer und Schrecken“ verfolgt und sie habe den Angriff „unverständlich“ gefunden. Ein Gastbeitrag von Judith Bergmann

Als der IS im November 2015 das Bataclan-Theater in Paris angriff, tat er das, weil das laut seinen eigenen Worten ein Ort ist, „wo sich Hunderte von Ungläubigen zu einem Konzert der Prostitution und des Lasters versammelt haben“. Ein Jahr zuvor hatte ISIS alle Musik als haram verboten. Viele islamische Gelehrte unterstützen die Idee, dass der Islam die „sündige“ Musik des Westens verbietet.

Es sollte also keine Überraschung sein für niemand, dass islamische Terroristen ein Konzert der amerikanischen Pop-Sängerin Ariana Grande am 22. Mai in Manchester anvisierten.

Darüber hinaus warnte das US Department of Homeland Security im vergangenen September, dass Terroristen auf Konzerte, Sportveranstaltungen und Outdoor-Versammlungen zielen, weil solche Veranstaltungsorte „oft einfache, ausführbare Angriffe mit einem Schwerpunkt auf wirtschaftliche Auswirkungen und Massenopfer“ erlauben.

Der islamische Staat beanspruchte die Verantwortung für das Selbstmordattentat in Manchester, in der ein mit Schrauben und Bolzen geschnürtes Gerät gezündet wurde. Zweiundzwanzig Personen, Kinder und Erwachsene, wurden in der Explosion ermordet, die durch das Manchester-Konzertgelände fegte; Mehr als 50 Menschen wurden verwundet.

Während die Medien den Einsatz von Nagelbomben im Konzertsaal als neue und überraschende Taktik beschreiben, ist sie in der Tat sehr alt und wird seit Jahrzehnten von arabischen Terroristen gegen Israelis praktiziert.

Trotzdem haben die Politiker, nachdem sie vom Manchester-Terroranschlag hörten, erneut ihre bisherige Routine von „Schock“ und „Trauer“ zum vorhersehbaren Resultat ihrer eigenen Politik mitgeteilt. Die üblichen Plattitüden von „Gedanken und Herzen“, die bei den Opfern des Angriffs seien, begleiteten den angeblichen Schock.

Der Präsident des Europarates Donald Tusk twitterte: „Mein Herz ist in dieser Nacht in Manchester. Unsere Gedanken sind bei den Opfern.“ Der Führer der britischen Liberaldemokraten, Tim Farron, verurteilte den „schockierenden und schrecklichen“ Angriff. Der britische Innenminister Amber Rudd sagte, es sei ein „tragischer Vorfall“, während der Labour-Parteiführer Jeremy Corbyn es als „schrecklichen Vorfall“ bezeichnete. Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau sagte, seine Bürger seien „schockiert über die Nachricht von dem schrecklichen Angriff in Manchester heute Abend“. Am verblüffendsten von allen war Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sagte, sie habe die Entwicklungen in Manchester „mit Trauer und Schrecken“ verfolgt und sie habe den Angriff „unverständlich“ gefunden.

  • Nach 9/11 in den Vereinigten Staaten;
  • den Bombenanschlägen von Madrid 2004, die fast 200 getötet und 2000 verwundet haben;
  • den Angriffen auf die Londoner U-Bahn von 2005, wo 56 Menschen getötet und 700 verwundet wurden;
  • den 2015er-Angriffen in Paris, wo ISIS 130 Menschen getötet und fast 400 verwundet hat;
  • den Angriffen vom März 2016 auf den Brüsseler Flughafen und die Metrostation, wo 31 Menschen getötet und 300 verwundet wurden;
  • dem Juli 2016 Angriff in Nizza, wo 86 Menschen, darunter zehn Kinder, getötet und mehr als 200 Menschen verwundet wurden;
  • dem Angriff im Dezember 2016 in Berlin, wo 12 Menschen getötet und fast 50 verwundet wurden;
  • dem März 2017 Angriff auf Westminster, wo drei Menschen getötet und mehr als 20 verwundet wurden;
  • dem April 2017 in Stockholm, wo 5 Menschen getötet wurden, darunter ein 11-jähriges Mädchen;
  • geschweige denn unzähligen Angriffen in Israel, sind den westlichen Führern alle denkbaren Ausreden ausgegangen, um schockiert und überrascht zu sein, dass der islamische Terrorismus in ihren Städten mit immer größerer Häufigkeit auftritt.

Alle oben genannten Angriffe sind nur die spektakulären. Es gab unzählige andere, manchmal mit einer Rate von mehreren Angriffen pro Monat, die kaum Schlagzeilen machten, wie der muslimische Mann, der vor etwas mehr als einem Monat eine 66-jährige jüdische Frau in Paris gequält und gestochen hat, und dann, während er „Allahu Akbar“ brüllte, sie aus dem Fenster warf; oder der Pariser Flughafenangreifer im März, der kam, um „für Allah zu sterben“ und sein Ziel erreicht hat, ohne auf wundersame Weise unschuldige Umstehende mit sich zu nehmen.

Nach der letzten spektakulären terroristischen Gräueltat in Grossbritannien, die auf das Herz der europäischen demokratischen Zivilisation zielte, indem sie sich auf das Houses of Parliament und die Westminster Bridge richtete, sagte die britische Premierministerin Theresa May:

„Es ist falsch, dies als islamischen Terrorismus zu bezeichnen. Es ist Terrorismus und die Perversion eines großen Glaubens.“

Es ist unmöglich, gegen das zu kämpfen, das man sich zu verstehen oder zu erkennen weigert, aber dann wiederum scheint es, als ob die europäischen Führer gar nicht die Absicht hätten, dagegen anzukämpfen, da sie offenbar eine ganz andere Taktik gewählt haben, nämlich die der Beschwichtigung.

Jedes Mal, wenn ein europäischer Führer den Islam als einen großen Glauben, eine „Religion des Friedens“ öffentlich befürwortet, oder behauptet, dass Gewalt im Islam eine „Perversion eines großen Glaubens“ sei, trotz massiver Beweise des Gegenteils – den tatsächlichen gewalttätigen Inhalten von Quran und Hadithen, die wiederholte Ermahnungen zur Bekämpfung der „Ungläubigen“ enthalten – signalisiert das auf stärkste Weise Organisationen wie ISIS, Al Qaida, Boko Haram, Hisbollah und Hamas, dass der Westen bei jedem verheerenden Angriff reif ist, gepflückt zu werden. Die Terrororganisationen und ihre Unterstützer sehen die ungeheure Angst der europäischen Führer, selbst die geringste Beleidigung zu verursachen, trotz gegenteiligen Protesten von Führern wie Theresa May.

Die Angst wird von einer anhaltenden Entschlossenheit begleitet, auf jeden Preis – auch dem des Lebens ihrer Bürger -, zu behaupten, dass Europa nicht im Krieg ist, obwohl es sonnenklar ist, dass andere gegen Europa Krieg führen.

Diese Terrororganisationen sehen, dass, wenn Minister in Ländern wie Schweden, wohin laut Nachrichtenberichten 150 ISIS-Kämpfer zurückgekehrt sind und anscheinend frei herumlaufen, die Integration der Dschihadisten des islamischen Staates in die schwedische Gesellschaft vorschlagen – als Lösung für den Terrorismus! – es keine grossen Anstrengungen mehr braucht, bis sich diese Führer vollständig unterwerfen, wie es Schweden fast sicher getan hat.

Diese „Lösung“ kann Terroristen nur als Ermutigung dienen, noch mehr Terrorismus durchzuführen – wie aus der zunehmenden Häufigkeit terroristischer Angriffe auf europäischem Boden überwältigend hervorgeht.

Während die europäischen Politiker unglaublicherweise glauben, dass ihre Taktik den Terrorismus verhindert, lassen sie ihn vielmehr so weit wie möglich zu: Terroristen reagieren nicht auf herzliche Sympathie, Teddybären und Lichterketten-Mahnwachen. Wenn überhaupt, sind sie wohl noch mehr angewidert von der westlichen Gesellschaft, die sie in ein Kalifat unter islamischem Scharia-Gesetz verwandeln wollen.

Politiker scheinen die ganze Zeit das islamistische Ziel des Kalifats aus den Augen zu verlieren.

Der islamische Terrorismus ist nicht „geistlose Gewalt“, sondern klar kalkulierter Terror, um die eventuelle Unterwerfung der anvisierten Gesellschaft zu erzwingen.

Bis jetzt, beim inerten Westen und in seiner Leugnung des Problems, scheinen die Terroristen zu gewinnen.

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Judith Bergman ist Autorin, Kolumnistin, Anwältin und politische Aktivistin. Der beitrag erschien zuerst bei Gatestone Institut. Übersetzung Daniel Heiniger.

Hier geht es zur Seite der Erstveröffentlichung: GATESTONE INSTITUT

David Berger
David Bergerhttps://philosophia-perennis.com/
David Berger (Jg. 1968) war nach Promotion (Dr. phil.) und Habilitation (Dr. theol.) viele Jahre Professor im Vatikan. 2010 Outing: Es erscheint das zum Bestseller werdende Buch "Der heilige Schein". Anschließend zwei Jahre Chefredakteur eines Gay-Magazins, Rauswurf wegen zu offener Islamkritik. Seit 2016 Blogger (philosophia-perennis) und freier Journalist (u.a. für die Die Zeit, Junge Freiheit, The European).

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