(David Berger) Am 15. Januar 2017 erklärte Erika Steinbach unter heftigem Protest ihren Austritt aus der CDU. Das wirkte wie ein Aufschrei in der deutschen Politik: Gilt die Bundestagsabgeordnete aus Hessen doch spätestens seitdem Angela Merkel angefangen hat, die CDU umzubauen, als eine der profiliertesten Christdemokratinnen und medienstarke, themensetzende Politikerin der Union. Ihr Austritt hat natürlich eine vielfältige und längere Geschichte.
Ein Teil dieser Geschichte ist ein Interviewtermin, den ich – zusammen mit unserem PP-Photographen Thomas Birkenbach – bei Steinbach am 24. November 2016 hatte. Dieser Termin hatte auch noch einmal eine eigene Vorgeschichte.
Obwohl ich mir also einige Jahre zuvor mit der Politikerin in einer Talkshow jenen wohl der aufgehitzten Stimmung geschuldeten, heftigen Schlagabtausch geliefert hatte, kommentierte und begrüßte sie dennoch immer wieder von mir in den sozialen Netzwerken geteilte Artikel. Dass sie daraufhin auch noch meine Interviewanfrage freundlich annahm und mich zum Kaffee in ihr Bundestagsbüro einlud, freute mich natürlich.
Aus dem ursprünglich geplanten Interview wurde dann mehr ein Gespräch, in dem auch Steinbach immer wieder Fragen stellte und das schließlich zu einem wohl für alle Beteiligten unerwarteten Höhepunkt führte.
Ich habe versucht, dies in der Transskription noch etwas durchscheinen zu lassen.
Das letzte Drittel unseres Gesprächs drehte sich um die CDU, der wir damals beide noch angehörten. Ich habe mir die Aufzeichnung noch einmal angehört: Das Gespräch spitzte sich auf eine von mir in dieser Härte gar nicht geplanten Frage zu. Nämlich, ob Steinbach heute in die heutige Merkel-CDU noch einmal eintreten würde. Die Dauer bis Steinbach antwortete, ließ in mir die Frage aufkommen, ob ich mit meiner Frage nicht zu weit gegangen war. Umso klarer war ihre Antwort.
Und auch die Folgegeschichte spricht für sich und ist vom Paukenschlag des 15. Januar her gut verständlich: dass die Autorisierung sich sehr lange hinzog und erst vergangene Woche erfolgte.
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David Berger: Liebe Frau Steinbach, wir sind uns das erste mal bei der Talkshow „Anne Will“ zum Thema Homoehe begegnet. Als ich gestern einem Freund erzählt habe, dass ich mich mit Ihnen zum Interview treffe, war sein einziger Kommentar: „Oh Gott, Frau Steinbach: Wie willst du das überstehen?“ Wer hat mehr Angst vor Ihnen: die Polen oder schwule Männer?
Erika Steinbach: Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Mein Mann war Dirigent. Sein langjähriger Konzertagent war homosexuell, lebte mit seinem Freund ganz offen zusammen . Beide begleiteten uns ganz selbstverständlich bei Konzerten und Konzertreisen schon in den 70/80er Jahren.
Auch mein bester Freund aus der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung war homosexuell. Aber er wäre niemals zum CSD gegangen. Er lebte harmonisch und ungestört mit seinem Freund zusammen. Für mich war deren Homosexualität kein Grund, der unsere Freundschaft und Akzeptanz getrübt hätte.
Die ganzen, teils aggressiven Homeehe-Debatten werden doch maßgeblich bestimmt von einzelnen homosexuellen Interessensgruppen, die nach meiner persönlichen Erfahrung nicht für alle Homosexuellen sprechen.
David Berger: Höre ich aus dem letzten Satz nicht doch etwas versteckte Homophobie heraus? Haben diejenige, die sie zur Homohasserin erklärt haben, nicht doch zumindest einen wunden Punkt getroffen?
Erika Steinbach: Diesen Schuh ziehe ich mir nicht an. In den 80er Jahren erhielt die CDU in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung von einer ökumenischen Homosexuellengruppe die Bitte zu einem Gespräch. Ich habe mich sofort bereiterklärt, dieses Gespräch zu führen, zumal meine männlichen Kollegen wenig Neigung zeigten. Es war ein guter, konstruktiver Gedankenaustausch.
Eine Episode dieses Abends hat sich bei mir eingebrannt: Ein junger Mann folgte mir nach der Veranstaltung auf dem Weg nach draußen und erzählte angstvoll, dass er nachts oft schweißgebadet aufwache aus Furcht, dass der Chef von seiner Homosexualität erfahren könnte und er deshalb seine Stelle verlieren würde. Für mich war klar: Das geht überhaupt nicht. Es muss eine Normalität einkehren.
David Berger: Eine solche Aussage würde man Ihnen in besagten Homokreisen nicht zutrauen. Ähnlich habe ich das erlebt, als es um die Todesstrafe für homosexuelle Männer in muslimischen Ländern ging: Während man bei der SPD und den Grünen dazu schweigt, sind Sie eine der wenigen Politikerinnen, die Klartext geredet haben. Sie haben auch darauf aufmerksam gemacht, dass uns durch den Import des Islam nach Deutschland auch das blühen kann, was HS in muslimischen Gottesstaaten erleiden. Darauf kam aus Kreisen von Homopolitikern sofort die Reaktion: Die Konservativen instrumentalisieren uns nur, um ihre Islamophobie zu verkaufen.
Erika Steinbach: Das möchte man so interpretieren. Aber die Fakten liegen doch auf dem Tisch. Wenn mehr als eine Million Muslime innerhalb kürzester Zeit nach Deutschland zugewandert sind. Menschen, die aus einem Kulturkreis kommen in denen auf Homosexualität schwere Strafen stehen, bis hin zur Todesstrafe, dann gibt es kulturelle Reibungen. Sie sind von Kindheit an weitgehend zu Antisemiten, Antihomosexuellen und Christenfeinden erzogen worden. Das zu verdrängen, ist fahrlässig. Man muss sich damit beschäftigen und den Willen haben, den muslimischen Migranten deutlich zu machen, was hier bei uns gilt. Wer hier Zuflucht erhält muss verinnerlichen, dass Antisemitismus, Homossexuellenfeindlichkeit, Kinderehen und Christenverfolgung bei uns keinen Platz haben.
David Berger: Und trotzdem sind es diese Gruppen, die gegen Mahner häufig den Vorwurf des Rechtspopulismus erheben … Vor einigen Wochen hat der Vorsitzende des Zentralrats der Juden und eine Verantwortliche der jüdischen Gemeinde in Berlin offiziell den grünen Bundestagsabgeordneten Volker Beck unterstützt, einen der Bundestagsabgeordneten, die sich – wider alle Vernunft – immer wieder für die Islamisierung stark machen. Die ersten Opfergruppen der Islamisierung scheinen größere Ängste vor AfD und CDS/CSU zu haben als vor fanatischen Muslimen (ein Satz, für den ich bei Facebook gerade eben für 30 Tage gesperrt wurde).
Erika Steinbach: Herr Dr. Berger, ich bin sprachlos über diese Art der Naivität. Hier muss wirklich Rationalität statt Ideologie einkehren. Und wir müssen den Fakten ungeschminkt ins Gesicht sehen.
David Berger: Nicht nur das, Bischöfe verstecken sogar, um den Islam nicht zu verärgern, auf dem Tempelberg ihr Kreuz. Und können sich dabei noch auf das Islam-Appeasement von Papst Franziskus berufen.
Erika Steinbach: Wenn deutsche höchste christliche Würdenträger ihr Kreuz verschämt verbergen, dann ist das eine unerträgliche Unterwerfung.
Ich bin sehr religiös aufgewachsen, bin aber aus der evangelischen Kirche ausgetreten und in die selbständig lutherische Kirche eingetreten, eine Freikirche, weil ich nicht mehr ertragen konnte, dass nicht die Verkündigung des Wort Gottes im Vordergrund stand, sondern politische Meinung.
Zudem versagen die großen Amtskirchen bei der Bewertung der Islamisierung.
David Berger: Aber ein ähnliches Dilemma herrscht doch auch in der CDU. Wäre das nicht die große Erfolgschance für die CDU wieder ein klares Profil zu haben, nicht im linksgrünen Einheitsbrei aufzugehen?
Erika Steinbach: Richtig. Aber: Dieses Aufgehen ist an der Spitze so gewollt. Das kann man deutlich erkennen. Ich bin in eine Partei eingetreten, die für Gesetzestreue und unverzichtbare Werte des Miteinanders stand.
Seit 2005 wurden seitens der unionsgeführten Bundesregierung bei elementaren politischen Entscheidungen, Verträge und auch Gesetze in einem unverantwortlichen Maße ignoriert.
Das Tragische dabei war und ist, dass sich im Deutschen Bundestag keine Opposition dazu artikuliert hat. Alle Fraktionen haben ungerührt diesem Agieren zugeschaut.
Nicht einmal dann, als zweitausend gefälschte Pässe im Bundesamt für Migration zwar festgestellt wurden, aber keine strafrechtlichen Schritte dagegen eingeleitet wurden. Es gibt keine Opposition mehr zu diesen Rechtsbrüchen. Das beunruhigt mich zu tief.
David Berger: Es gibt keine Opposition mehr, gibt es auch keine Alternative zu Angela Merkel mehr, wie immer gesagt wird?
Erika Steinbach: Jeder Mensch ist ersetzbar. Sie, ich und auch nach jedem Bundeskanzler kam ein nächster..
David Berger: Gibt es eine gute und eine schlechte Immigration?
Es kommt auf die Zahl der Menschen an, die man aufnimmt. Wenn man mehr aufnimmt, als man integrieren kann, sind Probleme vorprogrammiert. Insbesondere dann, wenn es sich um Menschen aus einem völlig anderen Kulturkreis handelt.
David Berger: Würden Sie heute noch einmal in die CDU eintreten?
Erika Steinbach: In die CDU von heute – nein.
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Fotos: Thomas Birkenbach
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