Weihnachten ist ein Fest des Friedens. Daran hat sich nichts geändert – nur die Welt um uns hat sich verändert. Immer mehr Städte sagen ihre Weihnachtsmärkte ab, weil die Politik das Land nicht mehr schützen kann. Gastbeitrag von Meinrad Müller
Wo früher der Duft von Zimt und Glühwein über den Plätzen lag, stehen heute zusätzlich Betonpoller und bewaffnete Polizisten. Das Symbol des Friedens steht nun inmitten von Sicherheitszonen.
Die Stille der abgesagten Märkte
Wuppertal-Elberfeld, Offenbach-Oberrad, Rheinfelden, Schongau, Bochum – überall dasselbe Bild: abgesagte Märkte, leere Plätze, enttäuschte Bürger. Und dort, wo noch gefeiert wird, versperren schwere LKWs die Zufahrtsstraßen, als Bollwerk gegen mögliche Attentäter. Früher genügte Vertrauen.
Die erkaufte Freude
Weihnachtsmärkte sind Orte der Gemeinschaft, der Erinnerung an die „geweihte Nacht“. Doch dort, wo sie noch stattfinden, spürt man das Gegenteil. Hinter Pollern und Absperrungen liegt Beklemmung. Man sieht sich um, fragt sich, wer der Nebenmann ist und weiß, dass man ihn fürchten soll. Die Sicherheitskosten werden auf alles umgelegt, was den Markt ausmacht: auf Glühwein, Apfelwein, Lebkuchen und Zuckerwatte. Wer am Wahltag „Vielfalt“ angekreuzt hat, bezahlt seine Einfalt nun an der Kasse.
Die blutige Spur
Berlin, Breitscheidplatz 2016: dreizehn Tote. Würzburg 2021, Strasbourg 2018, Magdeburg 2024: wieder Tote, wieder Verletzte, wieder islamistische Täter. Immer dasselbe Muster. Dieselben Sätze in den Nachrichten, dieselbe Betroffenheit, dieselbe Sprachlosigkeit. Nur das Vertrauen schwindet – und kehrt nicht zurück.
Der Triumph der Angst
Die Gewalt hat ihr Ziel längst erreicht. Die Täter müssen nicht mehr zuschlagen. Ihre bloße Drohung genügt, um ein Volk in Angst zu halten. Die Weihnachtsmärkte werden zu Festungen, das Land zieht sich in sich selbst zurück. Wir leben in einer Gesellschaft, die die Schafe einsperrt und die Wölfe laufen lässt.
Weihnachten aber bleibt. Es erinnert uns daran, dass Frieden kein politischer Zustand ist, sondern ein innerer. Vielleicht beginnt gerade dort, hinter Beton und Pollern, die leise Wiederkehr des Mutes, wenn wir uns daran erinnern, was uns einst stark machte: der Glaube, dass Licht stärker ist als Finsternis.
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