„Die Lüge ist eine Übeltat, weil sie dem Antlitz der Wahrheit widerspricht und den Menschen vom Weg der Gerechtigkeit abbringt; sie ist die Tat des Satans, weil er der Vater der Lüge ist.“ (Thomas v. Aquin)
Wie sich Glaubensverkünder in Deutschland nach der Trauerfeier zu Ehren von Charlie Kirk an Trump abarbeiten, aber das kulturelle und religiöse Kernanliegen des charismatischen, christlichen Aktivisten nur nebenbei erwähnen. Gastbeitrag von Josef Hueber.
Die wenigen, die noch wissen, dass die Geschichten im Evangelium vom Ursprung und der menschlichen Verfasstheit der Christengemeinschaft erzählen, haben das Gleichnis vom verirrten Schaf, dessentwillen der Schäfer die ganze Herde alleine lässt, um es zu finden, noch im Gedächtnis. Als er das verirrte Schaf findet, kehrt er zurück und teilt die Freude seinen Freunden mit (LK 15,4-6).
Zur skandalösen Provokation der Geschichte gehört es, dass wir hören, wie die Freude des Schäfers über die Daheimgebliebenen nicht so groß ist wie seine Freude über das wieder gefundene, verirrte Schaf. Verdammt ungemütlich, dieses Narrativ. Aber schließlich ist das Christliche nicht für Gemütlichkeit zuständig.
Alles Queer- oder was?
Beim Blick in den Pferch der Kirche heute, zumindest in Deutschland, wird man den Verdacht nicht los, dass es sich um eine umgekehrte Faktenlage handelt. Die Honorabilitäten und Exzellenzen, Schafe wie du und ich, und ihrer Organisationen, wie sie sich etwa in Kirchentagen präsentieren, haben sich verirrt – und sind noch nicht gefunden. Sie irren umher auf Großveranstaltungen und feiern und beklatschen alles Mögliche, was dem Schäfer im Himmel vermutlich nicht gefallen kann.
Wenn auf einem Kirchentag (Bitte raten! Katholisch, oder evangelisch?) verkündet wird, Gott ist queer, aber keineswegs VATER – dann hört man keinen lautstarken Protest im katholischen Pferch, weil man ja schließlich der Einheit dienen müsse: Brücken bauen und Spaltungen verhindern. Kirchensprech ist Politikersprech.
Rückkehr des Bösen
Die Gemütlichkeit des theologisch-politisch korrekten Denkens in den Sesseln der Angepasstheit an den Zeitgeist ist plötzlich unvermutet gestört. Da gibt/gab es einen „Amerikaner“, der wieder sagen will und bewusst werden lässt, was richtig und falsch, was gut und was böse ist. Von Charlie Kirk ist die Rede, von dem christlichen Aktivisten, der, millionenfach gefolgt und verehrt wird von (nicht nur) jungen Konservativen, allesamt Gegner woker Weltsicht. Ermordet auf offener Bühne während einer Großveranstaltung, wo er für offene Diskussion, gerade auch mit Andersdenkenden, für christliche Werte sprach: Familie, Zweigeschlechtlichkeit des Menschen, Ablehnung der Abtreibung, aus dem Ruder geratene Zuwanderung, Patriotismus und Freiheit der Rede.
Man sollte hoffen dürfen, dass sich im christlichen Lager in Deutschland Solidarität mit dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit herstellen würde. Ungeachtet – oder gerade wegen – der Tatsache, dass der Wokeismus natürlich das Eintreten für derart „rechtsextreme“, reaktionäre Werte heftigst ablehnt.
Der Haken an der Sache
Die Hoffnung wurde enttäuscht. Die Sache hat nämlich einen Haken. Kirk galt als Unterstützer der Politik Trumps. J.D. Vance, auch bekennender Christ, erklärte , ohne Kirk wäre er nicht Vice President geworden. Nun weiß man aber: Trump ist der Böse, und das Opfer Kirk, wie christlich er auch sein mochte, er war auf der Seite Trumps im Kampf seiner Anti-Wokeness Politik.
Und das geht nun gar nicht, christliche Werte hin oder her. Vertreter der christlichen Nomenklatura in Deutschland nahmen also Haltung an.
Das Wort zum Sonntag , einst gedacht als Sendung zum Nachdenken über Allzumenschliches und Hoffnungsvolles, als Einstimmung auf den Sonntag, nahm politische Fahrt auf gegen Kirk. Ein adrettes, evangelisches Schaf aus der Herde Gottes, lässt wissen, dass sich Schwefelgeruch ausgebreitet hat. Sie spricht von „Gift (…) wo ein rechtsradikaler Rassist verharmlost wird als ein Konservativer, der die Jugend begeistert habe.“ Hier sei Diabolos am Werk, der Teufel, der Verdreher.
Katholische Rohrkrepierer
Widerspruch zu dem unterstellten Pakt mit dem Teufel von katholischer Seite? Bitte melden!
Bischof Oster aus Passau erhob seine Hirtenstimme auf katholisch.de, vermutlich, um sicherzustellen, dass Kirk dem US-Präsidenten nicht etwa Sympathiepunkte verschaffen könnte. So müsse man wohl drüber hinwegsehen, dass Trump, wie Kirk, gegen Abtreibung, für die Förderung der Familie und für die Freiheit der Rede eintrete und dadurch die Sympathie Kirks hatte.
Seine Exzellenz, Bischof Oster, packt die Gelegenheit – die Trauerfeier zu Ehren Kirks – beim Schopf, weil die Veranstaltung eine „Instrumentalisierung“ durch Trump war. Subtext: Der Bösewicht verstand es, das Religiöse für sich zu vereinnahmen. Katholisch.de lässt in der Überüberschrift wissen:„Sehr schwer nachvollziehbar, warum Kirk hinter Trump stand.“
Oster bewertet die Trauerfeier als „pseudo-religiöse Politshow“. Trump, so der Vorwurf, habe bei der Veranstaltung „demonstrativ seinen Hass gegen den politischen Gegner zum Ausdruck gebracht.“ Die Gefahr für Christen: „ Die politische Macht, die den Gegner mit Hass überzieht, ist eine Falle für uns Christen.“
(Kleiner Zwischenruf: Gilt dies auch für die Praxis des Umgangs mit dem politischen Gegner , wie wir dies ständig im Bundestag erleben? Hier einmal die Stimme dagegen zu erheben, das wäre ein Anlass für den Bischof vor Ort.)
Es wird noch katholischer. Der Münsteraner Theologe Christian Bauer, so teilt uns das kirchliche Onlineportal „Kirche und Leben“ mit, sei der Meinung, „mit Charlie Kirk werde zu Unrecht ein Rassist religiös überhöht“. Kirk sei von der Überlegenheit der Weißen überzeugt gewesen und als christlicher Nationalist und Anti-Transgender-Aktivist hervorgetreten.“
Hat der Theologe vielleicht von dem ZDF US-“Experten“ Elmar Theveßen erfahren, Kirk habe die Steinigung von Homosexuellen befürwortet?
Man kann dem Theologen aus Münster nur nahelegen, mit der Witwe des „Rassisten“ Kirk zu sprechen, die dem Mörder ihres Mannes öffentlich verziehen hat. Vielleicht weiß sie Genaueres über den Menschen, dessen Ruf er – im Gleichklang mit vielen Schreibtischexperten der öffentlichen Moral – öffentlich beschmutzt hat.
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