Freitag, 4. Juli 2025

Elogie auf neun Jahre „Philosophia Perennis“

Es gibt noch Orte, an denen gedacht, gefragt und widersprochen werden darf. Orte, an denen das Wort nicht dem Zeitgeist geopfert wird, sondern der Wahrheit verpflichtet bleibt. Philosophia-Perennis ist ein solcher Ort – seit nunmehr neun Jahren. Gastbeitrag von Meinrad Müller

Was als persönliche Plattform begann, ist längst zu einer publizistischen Bastion gereift: gegen die grassierende Moralisierung, gegen die Denkverbote der „woken“ Orthodoxie, gegen die politische Enge einer sogenannten Meinungsvielfalt, die in Wahrheit oft nur Einheitsmeinung duldet.

Dass dieses Projekt ausgerechnet den Unmut derer auf sich zieht, die sich selbst als intellektuelle Elite begreifen, ist kein Zufall. Viel Feind, viel Ehr – das wusste schon Friedrich II. Die Empörung der linksliberalen Feuilletons ist kein Malus, sondern ein Gütesiegel: Wer nicht aneckt, hat keine Kante. Und Philosophia-Perennis hat Kante – scharf, klar und mit intellektuellem Schliff.

Den Finger in die Wunde legen

Der Mann hinter dem Blog, Dr. Dr. David Berger, hat sich nie gescheut, den Finger in die Wunde zu legen. Wo andere schweigen – sei es aus Opportunismus, aus Angst oder aus innerer Abgestumpftheit – spricht er aus, was gesagt werden muss. Und was gesagt werden darf, wenn wir unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung nicht zur leeren Hülse verkommen lassen wollen.

Denn die Verletzungen, die unsere Demokratie heute erfährt, sind tiefgreifend. Es sind nicht die üblichen Kritikpunkte an Regierung oder Institutionen – solche Debatten hält eine vitale Demokratie aus. Es sind die systematisch betriebenen Aushöhlungen der Meinungsfreiheit, die sie gefährden: durch Paragraphen, die an die Zeiten von Majestätsbeleidigung erinnern; durch mediale Framingkampagnen; durch soziale Ächtung von Dissens.

Die politische Klasse, zwar auf Zeit gewählt, geriert sich mancherorts, als sei sie auf ewig sakrosankt. Kritik wird nicht widerlegt, sondern diffamiert. Einheitsmeinung wird nicht diskutiert, sondern zelebriert. Und das alles im Namen einer Demokratie, die zunehmend nur noch aussieht wie eine – wie einst in jenem untergegangenen deutschen Staat, dessen Erbe wir hinter uns glaubten.

Notwendiges Korrektiv

In diesem Klima ist Philosophia-Perennis ein notwendiges Korrektiv. Ein Ort der intellektuellen Unabhängigkeit, getragen von der Kompetenz seiner Autoren – und dem Mut seines Gründers. Dr. Berger, einst Theologieprofessor im Vatikan, heute publizistischer Frontkämpfer für das Abendland, hat mit klarem Kopf und offener Feder einen Raum geschaffen, den viele als letzte publizistische Heimat empfinden.

Doch ein solcher Leuchtturm steht nicht von selbst. Hinter Philosophia-Perennis steht eine stille Schar von Förderern – Leser, Denker, Mutbürger –, die verstanden haben, dass man in Zeiten geistiger Umnachtung nicht tatenlos zusehen darf. Ihr Beitrag ist weit mehr als ein finanzieller: Es ist ein Bekenntnis.

Denn wer dieses Projekt unterstützt, tut nicht nur sich selbst Gutes – etwa, indem er sich den Zugang zu unzensierter, durchdachter Information sichert. Er tut auch der Öffentlichkeit einen Dienst, die zunehmend weniger Orte kennt, an denen Widerspruch noch als Wert verstanden wird. In einer Welt, in der der Einzelne kaum noch durchdringt zum hermetisch abgedichteten Meinungskartell, wird Philosophia-Perennis zur Möglichkeit, wenigstens über Bande an der Wiederherstellung geistiger Redlichkeit mitzuwirken.

Ein Peterspfennig

Es ist, mit einem altmodisch gewordenen Wort, ein Peterspfennig, den manche entrichten – nicht aus Kalkül, nicht aus Protest, sondern aus der tiefen Sehnsucht, dass wenigstens eine Kapelle noch sichtbar bleibt in einer Welt, die sich immer weiter vom christlich-abendländischen Fundament entfernt. Diese Kapelle ist kein architektonisches Bauwerk, sondern ein publizistisches: Ein Wegkreuz, das allein durch seine Existenz dem Zeitgeist Paroli bietet.

An diesem geistigen Fundament bauten die Förderer von Philosophia-Perennis. Sie taten es still, aufrecht und aus Überzeugung. Und sie werden es weiterhin tun. Denn dieses Projekt war nie ein Solo, sondern stets ein Gemeinschaftswerk. Ein Werk freier Geister, die sich nicht von Institutionen beauftragen lassen, sondern vom eigenen Gewissen.

Noch 99 Jahre

Leserbriefe zeugen davon, wie viele Menschen durch Philosophia-Perennis eine neue Perspektive gewinnen – manche auch den Mut zur Kurskorrektur. Und bekanntlich, so heißt es im Evangelium, ist im Himmel mehr Freude über einen, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben.

Möge dieses Projekt nicht nur weitere neun Jahre bestehen – sondern neunundneunzig. Wir werden es brauchen.

Meinrad Müller
Meinrad Müllerhttps://www.amazon.de/-/e/B07SX8HQLK
Meinrad Müller (68), Unternehmer im Ruhestand, kommentiert mit einem zwinkernden Auge Themen der Innen-, Wirtschafts- und Außenpolitik für Blogs in Deutschland. Seine humorvollen und satirischen Taschenbücher sind auf Amazon zu finden.

Trending

VERWANDTE ARTIKEL